Barbershop-Männerchor aus Schwabing sucht stimmige Verstärkung

Schwabing · Herrenbesuch erwünscht

»Total einfach« sei die Musikform Barbershop – das findet zumindest Chorleiter Hans-Jürgen Wieneke (im Bild vorne). Foto: Herrenbesuch

»Total einfach« sei die Musikform Barbershop – das findet zumindest Chorleiter Hans-Jürgen Wieneke (im Bild vorne). Foto: Herrenbesuch

Schwabing · Ein Frisörsalon in einer amerikanischen Vorstadt. Eine Reihe Männer wartet darauf, die morgendliche Rasur zu bekommen. Um die Wartezeit zu verkürzen, stimmt einer ein Lied an – und alle singen mit. So ist in den USA die so genannte »barbershop music« entstanden, eine vierstimmige Form von A-cappella-Musik. Barbershop hat viele Titel berühmt gemacht, bevor das Radio erfunden wurde.

Bis heute hat die Gesangsform überall auf der Welt ihre Anhänger. Auch in Schwabing.

Schwabing hat dem Straßenbild nach eine hohe Frisördichte, man kann aber nicht behaupten, dass in den Salons neue Musikstile entstehen würden. Trotzdem ist es Hans-Jürgen Wieneke gelungen, ein bisschen amerikanisches Erbe hierher zu tragen: Vor einem Jahr gründete er im Viertel den Barbershop-Chor »Herrenbesuch«. Der Musiker will »die Art des Frisörladen-Singens auch in München bekannt machen«, daher erklärt er sogleich, dass die vier Stimmen des Barbershops – Lead, Tenor, Bariton und Bass – alle das Gleiche singen, »das gleiche Wort auf dem gleichen Akkord«. Der Lead »sucht die Melodie, die anderen versuchen zu harmonieren«.

Das unterscheidet die Musik auch von bekannteren Formen des A-cappella-Gesangs, den zum Beispiel die »Wise Guys« präsentieren: Dort gibt es nur eine Stimme, die restlichen Sänger untermalen die Melodie mit rhythmischen Lauten. Jedenfalls sei Barbershop »total einfach«, die Technik habe sich erst beim Herumexperimentieren in den Frisiersalons ergeben, so Wieneke. Heute würden die Quartette und Chöre gewisse Regeln befolgen.

Einen solchen Chor sah Wieneke vor 20 Jahren in Disneyworld in Florida. Er war begeistert von den Sängern, die »in historischen Kostümen ihre Spielchen machten und nicht wie ein deutscher Männergesangsverein in schwarzen Hosen mit Notenblättern in der Hand mehr schlecht als recht musizierten«. Viele Jahre später hat der Wahlmünchner »Männer zusammengesucht, wo immer ich sie finden konnte«, und einen eigenen Chor auf die Beine gestellt.

Die 18 Mitglieder haben »alle möglichen beruflichen Hintergründe und sind unterschiedlich alt«. Vom Informatikstudenten bis zum Lehrer ist alles dabei. Wichtig war dem Chorleiter bei der Auswahl seiner Herren nur, dass sie singen können. Aber Wieneke zufolge »glauben die meisten nur, sie könnten nicht singen, dabei wurde ihnen das nur eingeredet.« Das Notenlesen ist übrigens keine Voraussetzung für ihn: Auf der Bühne ist das im Barbershop eh verpönt. Aber die Sänger müssen »ordentlich hören und Liebe zur Musik« mitbringen.

»Herrenbesuch« gibt es einmal pro Woche in Schwabing. Dann übt der Chor und feilt am Repertoire, das bis jetzt 17 Songs umfasst. Mit diesen trat er im vergangenen Jahr bei der deutschen Barbershop-Meisterschaft an – und wurde zum zweitbesten Männer-Barbershop-Chor der Republik gekürt. Wieneke reicht das noch nicht, er will weiterhin hoch hinaus. Bis zur nächsten Meisterschaft in zwei Jahren möchte der 47-Jährige »die Mitgliederzahl verdoppeln«. Dazu sucht »Herrenbesuch« singfreudige Münchner Männer. Weitere Infos gibt es unter Tel. 31 98 45 73 oder im Internet unter der Adresse www.herrenbesuch.net. Jana Lotze

Artikel vom 20.05.2008
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