Bezirksausschuss fordert mehr Kinderbetreuungs-Einrichtungen für die Altstadt

Altstadt-Lehel · Krippe auf der Kippe

Auf diesem städtischen Grundstück an der Müllerstraße soll ein Gebäudekomplex entstehen – mit Kinderkrippe, falls es nach dem BA 1 geht. Foto: iz/clash

Auf diesem städtischen Grundstück an der Müllerstraße soll ein Gebäudekomplex entstehen – mit Kinderkrippe, falls es nach dem BA 1 geht. Foto: iz/clash

Altstadt-Lehel · Lässt die Stadt die Chance sausen, im dicht bebauten Stadtteil Altstadt-Lehel eine Kinderkrippe zu errichten? Auf dem städtischen Grundstück zwischen Müller- und Blumenstraße soll ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen, außerdem sind ein Spielplatz und ein Durchgang zwischen den beiden Straßen geplant – dazu passt eine Kinderbetreuungs-Einrichtung, findet der örtliche Bezirksausschuss (BA 1).

Zwölf geförderte Wohneinheiten sollen im Vorderhaus an der Müllerstraße 14, sechs privat finanzierte Wohnungen in zwei rückwärtig gelegenen Stadthäusern entstehen, im Erdgeschoss wäre den BA-Mitgliedern zufolge Raum für eine Krippe. Klingt alles soweit gut, daher begrüßte das Gremium das Vorhaben auf seiner jüngsten Sitzung – vorerst zumindest.

Bevor es allerdings zur Abstimmung kam, berichtete Angela Horbach-Wilson, Mitglied der Grünen-Fraktion im BA, sie habe erfahren, dass es der Stadtkämmerei zufolge nicht möglich sei, hier städtisch geförderten Wohnraum einzurichten. Die Wohnungen sollten stattdessen allesamt privat finanziert werden. »Wir sollten den Bau daher ablehnen und damit ein Zeichen setzen«, schlug Wilson vor; die Stadt verdiene ja bereits mit dem Gelände des alten Heizkraftwerks gegenüber an der Müllerstraße. BA-Vorsitzender Wolfgang Püschel (SPD) merkte jedoch an, dass man nur aufgrund der bislang vorliegenden Unterlagen entscheiden könne: Er empfahl, dem Bauprojekt zuzustimmen – unter der Bedingung, dass hier geförderter Wohnraum geschaffen wird. Andernfalls werde die erneute Vorlage des Vorgangs verlangt.

Der BA schloss sich Püschel einstimmig an und beharrte weiterhin auf dem Bau einer Kinderkrippe im Erdgeschoss des Objektes. »Es kann ja schließlich nicht angehen, dass die Stadt einerseits Flächen für alle Kategorien der Kindertagesbetreuung sucht und andererseits die Chance verstreichen lässt, ein eigenes Grundstück entsprechend zu nutzen«, bekräftigte Felicia Englmann, Mitglied der CSU-Fraktion, und verwies auf den städtischen Internetauftritt, in dem das Sozialreferat münchenweit Grundstücke und Gebäude zur Anmietung oder zum Ankauf sucht. Der Stadtbezirk Altstadt-Lehel rangiert allerdings auf dem letzten Platz der stadtweiten Prioritätenliste. Das Problem ist, dass das Viertel zwar die niedrigste Bevölkerungszahl hat, die Zahl der Arbeitsplätze jedoch die der Bewohner um ein Vielfaches übersteigt – und Eltern ihre Kinder gerne in der Nähe ihres Arbeitsplatzes unterbringen.

Deshalb hatte der BA bereits im Februar gefordert, die Berechnungen für den Bedarf an Kinderkrippenplätzen auf anderen Zahlen basieren zu lassen: Bei der Überprüfung der Versorgungsstatistik müssten nicht nur die Einwohnerdaten einberechnet werden, sondern auch die so genannte Arbeitsplatzmobilität.

In der jüngsten Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses des Stadtrats wurde jedoch beschlossen, keinen gesonderten Planungsrichtwert für den 1. Stadtbezirk einzuführen. Der BA solle aber Flächen vorschlagen, die sich für die Realisierung von Kinderkrippenplätzen eignen. Das hat er nun getan – eine Überprüfung durch das Sozialreferat steht noch aus. Ingrid Zorn

Artikel vom 06.05.2008
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