Busexkursion für Münchner in Sachen Lärm

Bogenhausen · Zwischen Glasfront und Tunnel

Architekt Christian Bodensteiner im Gespräch mit Christiane Hacker, Vorsitzende des Bezirksausschusses 13, Bogenhausen, und SPD-Stadträtin: Für ihn ist die Glaswand vor den Häusern »ein Grauen«. Foto: ko

Architekt Christian Bodensteiner im Gespräch mit Christiane Hacker, Vorsitzende des Bezirksausschusses 13, Bogenhausen, und SPD-Stadträtin: Für ihn ist die Glaswand vor den Häusern »ein Grauen«. Foto: ko

Bogenhausen · Am Effnerplatz ist eine neue Glasfront zwischen der Bebauung und der stark befahrenen Effnerstraße errichtet worden. Die Wand dient dem Schallschutz und sie wirkt: Auf der Seite der Häuser hört man so gut wie nichts mehr von den Autos. Das Wohl der Anwohner ist hier laut Christiane Hacker, Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA 13) und SPD-Stadträtin, im Vordergrund gestanden, denn die Bürger »sollten nicht mehr belastet werden als unbedingt notwendig«.

Dies und weitere interessante Informationen zum Thema Lärm haben die Bürger erfahren, die sich am Freitagnachmittag an der Busexkursion »Stille Nacht – nicht nur an Weihnachten« des Münchner Forums beteiligt haben. Fünf Stunden lang waren Bürger, Fachleute, Stadträte und Bezirksausschussmitglieder kreuz und quer in München unterwegs, um in einzelnen Stadtteilen über jeweils vor Ort herrschende Probleme zu sprechen.

Für Exkursionsteilnehmer Christian Bodensteiner, Architekt und Stadtplaner, ist die Glaswand an der Effnerstraße »völlig stadtunverträglich«. So etwas vor der Nase zu haben, sei für ihn ein Grauen. Christiane Hacker räumte ein, dass es sich bei diesem Lärmschutz um »Flickwerk« handle. Aber schließlich könne man von den Besitzern nicht verlangen, ihre Häuser nieder zu reißen, deswegen wurde hier »nachgebessert«. Außerdem wird laut Hacker an der Effnerstraße eine Trasse für den öffentlichen Nahverkehr vorbereitet. Das sei »ökologisch sinnvoll«. Außerdem verkehre eine Tram dann voraussichtlich im Zehn-Minuten-Takt in die Innenstadt, was vielleicht einige Autofahrer dazu bewege, ihr Fahrzeug stehen zu lassen.

Für Exkursionsleiter Rainer Kühne, ehemaliger Referatsleiter des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz, ist ein Tunnel der »schönste Lärmschutz überhaupt«. Denn wenn die Fahrzeuge verschwunden seien, »ist ja auch der Lärm weg«. Leider seien die meisten Tunnel zu kurz. Nach Fertigstellung der unterirdischen Fahrbahn an der Richard-Strauß-Straße wird ein Anstieg des momentanen Verkehrsaufkommens von rund 66.000 Fahrzeugen auf künftig 96.000 geschätzt. An der Oberfläche werden zirka 6.000 Autos verbleiben. Damit würde laut Hacker »weit mehr als die Hälfte des Lärms reduziert«.

Anlass für die Exkursion war der zehnte »Tag gegen Lärm« am vergangenen Mittwoch. Die Teilnehmer haben einiges über Schallschutzwände und Riegelbebauung in Münchner Stadtvierteln erfahren. Das Non-Plus-Ultra in Sachen Lärmminderung ist für Rainer Kühne jedoch offenporiger Asphalt. Dieser Belag könne den von den Reifen verursachten Lärm bis zur Hälfte mindern.

Die Verwendung erfordere aber Fingerspitzengefühl, da es bereits ein Kunststück sei, diesen Asphalt einzubauen. Dennoch sei er aber wesentlich günstiger als Lärmschutzwände, die man darüber hinaus mitten in der Stadt nur bedingt errichten könne. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 22.04.2008
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