OB Ude plädiert für die Express S-Bahn – doch das ist nur eine Seite der Medaille

Englschalking · Kostenfalle oder Segen?

Achtung, Zug fährt ein: Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und Oberbürgermeister Christian Ude erläuterten im Regen von Englschalking die Zukunftschancen für die nordöstlichen Stadtbereiche mit der Bahn im Tunnel.Foto: ba

Achtung, Zug fährt ein: Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk und Oberbürgermeister Christian Ude erläuterten im Regen von Englschalking die Zukunftschancen für die nordöstlichen Stadtbereiche mit der Bahn im Tunnel.Foto: ba

Englschalking · Eigentlich ist es alles andere als angenehm, im Regen über einen holprigen Weg laufen zu müssen. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude tat dies dennoch gerne, als er im Rahmen einer Pressefahrt vom Bus Richtung S-Bahnhof Englschalking lief. »Der Regen unterstreicht die traurige Situation«, sagte der Stadtchef mit Blick auf das wirklich nicht gerade einladende Bild des Bahnhofs zusammen mit einer weit über zehn Minuten geschlossenen Bahnschranke.

Udes Mission war es, vor Ort die großen Chancen einer Express-Bahn zum Flughafen anschaulich zu zeigen. Einen Dämpfer bekam er jedoch prompt von Seiten der CSU-Ministerin Emilia Müller.

Nachdem der Transrapid gestorben ist, soll nun doch die S-Bahn den schnellen Weg zum Flughafen anbieten. Münchens Oberbürgermeister möchte einen solchen Zug auf der Trasse der S-Bahn S8 bis zu den eventuell in Bayern stattfindenden olympischen Spielen 2018 realisieren. Dabei sieht er ein ganzes Paket von Vorteilen.

In einem innerstädtischen Abschnitt von 4,1 Kilometern zwischen Zamdorf und Johanneskirchen würde die Bahn nach unten verlegt werden in einen Tunnel. Ude und Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk zeigten vor Ort auf, dass für 25.000 vom Lärm der oberirdischen S-Bahn betroffene Anlieger, die seit Jahren der Bürgerinitiative für die Bahn im Tunnel in Scharen zulaufen, optimal geschützt würden.

Zudem wären die Verkehrsstellen beseitigt, an denen die Schranken bis zu 30 Minuten geschlossen bleiben. Ude sieht aber auch das Zukunftspotential dieser Bereiche im Nordostens München. So könnte durch eine S-Bahn im Tunnel die Verkehrserschließung verbessert werden. Ude und Merk erläuterten, dass hochwertiger Wohnraum für bis zu 10.000 Menschen sowie rund 2.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Für Ude lässt das Paket der Verbesserungen nur einen Schluss zu: »Auf Dauer kommt niemand an dem Bahntunnel im Münchner Nordosten vorbei.«

In der Politik gibt es dennoch größere Meinungsverschiedenheiten. So meldete sich Bayerns Verkehrsministerin Emilia Müller nach Udes Termin in Englschalking zu Wort und zweifelte die auf 625 Millionen Euro kalkulierten Kosten an: »Die von OB Ude genannten Kosten erscheinen völlig aus der Luft gegriffen und entbehren jeder fachlichen Grundlage.« Müller betonte weiter, dass in einem ersten Schritt für eine schnelle Flughafenanbindung alle Optionen mit Gutachten untersucht werden sollten. Der Querschuss der CSU-Ministerin auf den SPD-Oberbürgermeister war unüberhörbar: »Planerische Schnellschüsse wie von OB Ude bringen uns nicht weiter.«

Die Sonne wird schon bald wieder über Englschalking scheinen, aber bis zur Bahn im Tunnel wird noch viel Wasser die Isar runter fließen. Nico Bauer

Artikel vom 08.04.2008
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