Neue Mittelpunktsbibliothek kommt jetzt wohl doch ins Herz des Hasenbergls

Münchner Norden · Die Blodigstraße holt auf

»Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne« – auch und besonders im Hasenbergl, weiß Reinhard Radtke, Bibliotheksleiter in der Blodigstraße.	 Foto: em

»Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne« – auch und besonders im Hasenbergl, weiß Reinhard Radtke, Bibliotheksleiter in der Blodigstraße. Foto: em

Hasenbergl · Eine große statt zweier kleiner – dieser Beschluss gilt in Sachen Stadtteilbibliotheken Hasenbergl und Harthof. Soweit immerhin steht es seit Jahren fest, und angesichts der unzulänglichen Räumlichkeiten, in der Blodigstraße zum Teil sogar im Keller, sind auch alle Betroffenen damit einverstanden.

Kulturbau »Blodigstraße« und Fahrbibliothek

Keine Einigkeit herrschte aber über Jahre hinweg zwischen den betroffenen Bezirksausschüssen, BA 11 Milbertshofen-Am Hart und BA 24 Feldmoching-Hasenbergl, einerseits und der Stadtverwaltung andererseits, was den neuen Standort für die geplante »Mittelpunktsbibliothek« angeht. Die Stadt will auf der Nordheide ein Schulzentrum mit Berufs- und Fachoberschule bauen – und dort, so die bisherigen Pläne, die neue Bibliothek integrieren. Doch sogar der BA 11, in dessen Gebiet die Bücherei damit käme, favorisiert einen größeren Neubau an der Blodigstraße, wo jetzt noch die alte Stadtbücherei des Hasenbergls steht. Der BA 24 kämpft sowieso für Erhalt und Verbesserung dieses Bildungs- und Kulturangebots im Hasenbergl.

Die Haltung des BA 11 wurde besonders von dessen Vorsitzenden Antonie Thomsen geprägt, von Beruf Bibliothekarin. Sie zitierte in einer Sitzung des Bezirksausschusses aus einer Fachzeitschrift ihres Berufsverbandes, wonach Mittelpunktsbibliotheken für die Aufrechterhaltung eines zeitgemäßen Angebots inklusive Computer-Arbeitsplätzen mindestens 1.400 Quadratmeter Grundfläche brauchen. Für eine in das Schulzentrum integrierte Bücherei stünden aber nur 1.100 Quadratmeter zur Verfügung – und eine Änderung dieser Pläne ginge zu Lasten der Schul-Ausstattung. An der Blodigstraße hingegen kann mehr Platz eingeplant werden. Doch die wiederholt vorgebrachten Einwände der beiden BAs stießen bei den mit dem Anliegen befassten Referaten der Stadt nicht auf fruchtbaren Boden – die Planungen seien schon zu weit fortgeschritten, eine Änderung der Pläne zu teuer.

Doch die Bezirksausschüsse gaben nicht auf, stellten zuletzt im Februar erneut Anträge auf eine erneute Prüfung. Schließlich hatten Heide Rieke (SPD) als Initiatorin des Antrags vom BA 24 und Antonie Thomsen als Vorsitzende des BA 11 einen Besprechungstermin bei Oberbürgermeister Christian Ude. Seitdem scheint sich das Blatt zu wenden. Zwar wird Endgültiges erst der sich im Mai neu konstituierende Stadtrat entscheiden, doch inzwischen steht insbesondere das federführend damit befasste Kulturreferat im Gegensatz zu früheren Stellungnahmen der Blodigstraße als Standort sehr »aufgeschlossen und wohlwollend« gegenüber, wie es Jennifer Kozarevic von der dortigen Pressestelle gegenüber der Münchener Nord-Rundschau formuliert. Noch wenige Wochen zuvor wollte sich im Kulturreferat auf eine Anfrage der Münchener Nord-Rundschau niemand so eindeutig äußern, stattdessen wurde auf das Planungsreferat verwiesen. Dessen Sprecher Michael Hardi signalisierte für sein Referat daraufhin bereits Zustimmung zur Blodigstraße.

Reinhard Radtke, seit 1984 Bibliotheksleiter im alten Gebäude der Blodigstraße, freut sich auf jeden Fall auf den Neubau – wohin er auch kommt. Doch »genügend Platz« ist für ihn auch besonders wichtig. So gibt es bisher einen einzigen Computerarbeitsplatz – das müssen viel mehr werden.

Besonders für Jugendliche – denn sie an die Bücherei zu »binden«, darin sieht Radtke seit Jahren einen wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit. Mit Erfolg: »Viele habe ich hier aufwachsen sehen – seitdem sie als Kinder mit ihren Eltern Bilderbücher ausgesucht haben. Dann waren sie als Schüler da, als Auszubildende – und jetzt stehen sie zum Teil schon im Beruf.« Seine »Stammkunden« hat sich das Team der Bibliothek erarbeitet mit vielen Veranstaltungen, Vorleseaktionen und Ausstellungen. Das kommt an. So verzeichneten Radtke und seine Kolleginnen vergangenes Jahr bei nur 30.000 Medien eine Rekordquote von 190.000 Ausleihen.

Wenn erstmal Platz ist für mehr, vor allem auch aktuellere Medien, wird diese Zahl weiter steigen, davon ist der Leiter der Bücherei überzeugt. Er träumt von einem Sortiment, nicht nur in Sachen Bestseller, so aktuell wie in einer Buchhandlung. Außerdem ist ihm die Verzahnung mit der Volkshochschule wichtig – zum einen könnten die Kursbesucher gleich vor Ort das Lehrmaterial für ihren Unterricht bekommen, zum anderen brächte das neue Nutzer in die Bücherei. Verschiedene »Bildungsträger« sollten eine Anlaufstelle bilden.

Und auch in Sachen Veranstaltungen hat Radtke viele Ideen, die man mit mehr Platz umsetzen kann. Jetzt hofft er, dass er noch vor seiner Pensionierung zum Ende nächsten Jahres einiges davon in die Wege leiten kann: »Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die neue Bibliothek, da möchte ich einiges noch mitmachen!« Die Standort-Diskussion wird jedenfalls den Neubau nicht mehr lange verzögern. Eva Mäkler

Artikel vom 25.03.2008
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