Job-Initiative an der Eduard-Spranger-Hauptschule hat Anstöße gegeben

Hasenbergl · Wo es nach oben geht

Der Schule aufs Dach gestiegen und für alle Fälle gerüstet: Der 14-jährige Hauptschüler Arbnor Tolaj und Spenglermeister Konrad Blamberger sind schon einmal ein gutes Team »auf Probe«. Foto: em

Der Schule aufs Dach gestiegen und für alle Fälle gerüstet: Der 14-jährige Hauptschüler Arbnor Tolaj und Spenglermeister Konrad Blamberger sind schon einmal ein gutes Team »auf Probe«. Foto: em

Hasenbergl · Arbnor schaut auf einen kleinen Zettel im Handflächenformat, als er wie jeden Morgen um acht Uhr in die Schule kommt. Denn sein Stundenplan schaut heute anders aus als sonst. »8.15 Uhr: Spenglerei« steht da zum Beispiel drauf. Wie bei Laura. Beide gehen in die neunte Klasse der Eduard-Spranger-Hauptschule im Hasenbergl.

Dort ist an diesem Donnerstagmorgen im Januar »Firmen-Projekt-Tag«: Unternehmen, die ab Herbst Auszubildende mit Hauptschulabschluss suchen, stellen sich und ihre Ausbildungsplätze vor. Hinterher sollen die Schüler im besten Falle gleich Kontakte knüpfen können. Damit wollen die »Job-Mentoren«, die das Stadtjugendamt München als Mittler zwischen Betrieben und Schulen gewonnen hat, gleich mehrere Ziele erreichen. Die Schüler sollen realistische Einblicke bekommen, welche Berufe sie mit ihrem Abschluss erlernen können und wie der jeweilige Arbeitsalltag konkret ausschaut. Für Traumberufe sollen machbare Alternativen gefunden werden, unbekannte Berufe entdeckt und geschlechtstypische Beschränkungen aufgebrochen werden. Ehrgeizige Ziele – am Ende des Tages werden die Mentoren froh sein, wenn sie wenigstens ansatzweise erreicht werden.

9.15 Uhr: Der 23-jährige Spenglermeister Konrad Blamberger hat gerade die erste Runde hinter sich. Wie ist sein Eindruck? »Also, ich hoffe schon, dass ich hier einen Azubi finde für uns. Ich denke, in diesem Alter kann ich sie damit packen, dass sie einfach raus wollen aus der Schule. Ich weiß ja noch, wie’s bei mir war. Da kann ich einen Weg aufzeigen – und bei dem einen Jungen, der so viele Fragen gestellt hat, habe ich so etwas in den Augen gesehen … da kommt was, könnte ich mir vorstellen.« Der Junge heißt Arbnor. Aber das weiß Blamberger noch nicht. Und erstmal sind Arbnor und Laura zu den nächsten Präsentationen verschwunden.

10.15 Uhr: Im »Schülertreff« duftet es nach Kaffee. Eigentlich eine Gelegenheit für die Schüler, sich in zwangloser Atmosphäre den potenziellen Arbeitgebern vorzustellen. Doch diese bleiben mit Job-Mentoren, Lehrern und Sozialpädagogen unter sich. Soviel geballte pädagogische Präsenz schüchtert ein: Kein einziger Schüler ist im Raum – bis Laura sich immerhin in den Türrahmen stellt. Nach einem aufmunternden Lächeln setzt sie sich zu dem Spenglermeister. Wäre der Beruf etwas für sie? »Wenn ich nicht das einzige Mädchen wäre – vielleicht«, sagt Laura. »Also, ganz ehrlich: Ich glaube, der Beruf ist körperlich zu schwer für Mädchen«, antwortet der Dachdecker mit leicht zerknirschtem Gesichtsausdruck. Laura nickt. Sie wäre bereit, neue Wege zu gehen, bekommt aber heute keine gangbaren aufgezeigt. Auch Job-Mentoren müssen noch dazulernen. Blamberger schaut sich schon wieder um, findet aber nicht den Gesuchten.

19 Uhr: Der Spengler ist längst wieder zu Hause, da klingelt in seinem Betrieb das Telefon. Seine Mutter notiert den Namen eines Hauptschülers, der nach einem Praktikum fragt.

Eine Woche später an der Eduard-Spranger-Schule, kurz nach Schulschluss. Der 14-jährige Arbnor bleibt heute länger da – er hat noch einen Termin auf dem Dach. Seine Bewerbungsunterlagen hat er dabei. Eva Mäkler

Artikel vom 30.01.2008
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