Die Krankenhausbibliothek ist gerettet und nun auch öffentlich zugänglich

Bogenhausen · Wenn Bücher heilen

Hermine Scherer (re.) strahlt: Ihre Bücherei im Krankenhaus Bogenhausen ist gerettet und sie kann sich weiter um das literarische Wohl von Patienten, wie Anne Ruthven (li.), kümmern.	Foto: ak

Hermine Scherer (re.) strahlt: Ihre Bücherei im Krankenhaus Bogenhausen ist gerettet und sie kann sich weiter um das literarische Wohl von Patienten, wie Anne Ruthven (li.), kümmern. Foto: ak

Bogenhausen · »Zugegeben, wir sind der Tante-Emma-Laden unter den Büchereien, aber durch ausführliche und individuelle Beratung, machen wir das wieder wett«, meint Hermine Scherer, Bibliothekarin in der Bücherei des Krankenhauses Bogenhausen. Und ihre Augen strahlen. Denn erst seit Kurzem ist klar, dass ihre Bücherei nicht geschlossen wird.

Doch nach der Umwandlung der städtischen Krankenhäuser in die »Städtisches Klinikum München GmbH« (StKM) sieht sich die Geschäftsleitung der StKM dazu nicht mehr in der Lage. Sie bot als Kompromiss an, die Hälfte der bisherigen Aufwendungen zu übernehmen, den Rest übernimmt ab sofort die Stadt. »Deshalb können wir jetzt erstmal für die nächsten drei Jahre aufatmen und mit unserer Arbeit weitermachen«, freut sich Scherer.

Und wahrscheinlich wird sie sogar noch mehr Arbeit bekommen. Denn ab sofort ist die Krankenhausbücherei auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Externe Nutzer müssen dafür nicht unbedingt bei der Münchner Stadtbibliothek eingeschrieben sein. Sie bringen zur Anmeldung einfach den Personalausweis mit. Die Ausleihe ist kostenlos. »Und keine Angst: Alle unsere Bücher werden nach jeder Ausleihe sorgfältig desinfiziert – Ansteckungsgefahr besteht also keine«, verspricht Scherer. Die Bogenhausener Krankenhausbücherei ist Montag bis Freitag (außer Dienstag) von 12.30 bis 15.30 Uhr geöffnet.

Vormittags ist die Bibliothekarin mit ihrem Bücherwagen im ganzen Krankenhaus unterwegs. »Wir gehen in jedes Zimmer und bieten den Patienten unsere Medien an«, berichtet Scherer. Von diesem Service hat auch Anne Ruthven schon oft profitiert. Viele Male musste die gebürtige Schottin schon im Bogenhausener Krankenhaus liegen. »Durch die Bücher und Zeitungen habe ich auch bei längeren Krankenhausaufenthalten den Kontakt zur Außenwelt nicht verloren«, erzählt die Patientin. Außerdem hätten sie die Medien auch immer sehr gut von ihrer Krankheit abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht.

Die »Eskapismus«-Funktion hält auch die studierte Diplom Bibliothekarin für extrem wichtig. »Schließlich ist das Krankenhaus ein Ort, an dem niemand gerne ist. Und mit einem Buch kann man in andere Welten eintauchen und für eine gewisse Zeit vergessen, wo man sich gerade befindet«, berichtet Scherer aus ihrer fünfjährigen Erfahrung im sozialen Bibliothekswesen.

Und wenn keine Angehörigen da sind, die die Patienten mit Lesestoff versorgen, ist Scherer mit ihrem Bücherwagen die Rettung. Zwar ist ihr Bestand mit rund 7.500 Medien »winzig« im Vergleich zur nahegelegenen Stadtbibliothek, die etwa 60.000 Medien vorhält, »aber manchmal reicht schon ein guter Krimi, um das Leid der Menschen zu lindern«. Andrea Koller

Artikel vom 22.01.2008
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