Ein »großzügiger, städtischer Platz« entsteht vor dem Kulturhaus

Dolce Vita in Milbertshofen

Noch ist alles grau in grau, doch vor ihrem geistigen Auge sieht Antonie Thomsen schon den neu gestalteten Curt-Mezger-Platz, wenn sie vom Balkon des Kulturhauses Milbershofen herab schaut. Foto: em

Noch ist alles grau in grau, doch vor ihrem geistigen Auge sieht Antonie Thomsen schon den neu gestalteten Curt-Mezger-Platz, wenn sie vom Balkon des Kulturhauses Milbershofen herab schaut. Foto: em

Milbertshofen · München trägt öfters grau in diesen Tagen. Das macht eine Baustelle wie die an der Ecke Keferloher/ Schleißheimer Straße nicht attraktiver, selbst mit einem so großen farbenfrohen Kontrapunkt wie dem Kulturhaus Milbertshofen. Doch die Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen – Am Hart (BA11), Antonie Thomsen, schwärmt schon vom neuen Curt-Mezger-Platz, der hier entsteht.

Benannt wird er nach dem Gefangenen und »Lagerleiter« des Milbertshofener Judenlagers unter den Nationalsozialisten. Er wurde von den Nazis im März 1945 im Mauthausener Nebenlager Ebensee ermordet.

Zunächst war die Idee, den Platz zu einer ununterbrochenen Flaniermeile zu gestalten, die von dem Bereich vor der Dankeskirche bis zum Kulturhaus reicht – und sich daran entlang bis vor die Stadtbibliothek verlängert, über die Piccoloministraße hinweg. Weil damit eine wichtige Ost-West-Verbindung verloren gegangen wäre, bleibt dazwischen die Keferloherstraße für Autos mit Tempo 30 offen, schmaler als zuvor. Die Fahrradfahrer dürfen zusammen mit den Fußgängern den Platz befahren – ein »Experiment«, so Thomsen, das auf Rücksichtnahme vertraut.

Anhand der Pflasterung wird der Curt-Mezger-Platz trotz der Unterbrechung durch die Keferloher Straße gut als Einheit erkennbar sein: Hellgrauer Granit wechselt mit anthrazitfarbenen Platten ab. Angeordnet als Streifenmuster, erinnern die portugiesischen Steinplatten tatsächlich an die Gestaltung vieler Plätze in Portugal. Aus vier verschiedenen Vorschlägen hat Thomsen diesen gemeinsam mit dem Architekten Michael Gebhard ausgesucht – und mit den Worten »Dafür halte ich meinen Kopf hin« durchgesetzt. Sie begründet ihr entschiedenes Eintreten gegenüber der Münchener Nord-Rundschau: »Der Platz soll herausragen aus seiner Umgebung.« Südliches Flair soll mit dem Frühjahr in den Münchner Norden ziehen – Thomsen schwärmt von Floh- und Wochenmärkten, die hier Platz finden könnten und von Menschen, die an den Tischen des Kulturhauses in der Sonne sitzen.

Der Blick ist dabei inzwischen frei auf den Turm der Dankeskirche. »Durch den Wildwuchs an Bäumen, die vor dem Kirchturm standen, konnte man nicht einmal mehr dessen Uhr erkennen. Ein Kirchturm gehört aber dazu!« Daher wurden die Bäume gefällt und stattdessen an der nördlichen »Verlängerung« entlang der Schleißheimer Straße neue gepflanzt. Außerdem sollen die Sitzgruppen schattenspendende Bäume bekommen. Einen »großzügigen, städtischen Platz« sieht Thomsen vor sich, wenn sie ihren Blick schweifen lässt – doch dann bleibt er an etwas hängen: »Vielleicht machen sie uns ja den Bunker auch noch etwas schöner …« Der steht nämlich unter Denkmalschutz. Aber das ist eine andere Geschichte.

Allen interessierten Münchnern stellt Thomsen den neuen Curt-Mezger-Platz am kommenden Dienstag, 15. Januar, von 17 bis 18.30 Uhr vor. Treffpunkt ist vor dem Kulturhaus Milbertshofen; Anmeldungen sind telefonisch unter 318 11 53 18 möglich. Eva Mäkler

Artikel vom 08.01.2008
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