Landratsamt rät dringend zu Impfungen

München - Masern im Anmarsch

„Sag mal aaaaa“: Wer Masern hat, muss zum Arzt.          Foto: Archiv

„Sag mal aaaaa“: Wer Masern hat, muss zum Arzt. Foto: Archiv

Die Masern-Welle schwappt nach Südbayern: Die Anzahl der Neuerkrankungen in der Region ist heuer fünf Mal so hoch als sonst, allein in München registrierte das Gesundheitsamt seit Mitte Oktober 26 Fälle; im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum nur fünf. Schuld an der Ausbreitung der Krankheit sind unter anderem Impfmüdigkeit und -skepsis vieler Bürger.

Einige Praxen in Bogenhausen und Haidhausen beispielsweise erleben trotz der dringenden Impfempfehlung durch das Münchner Landratsamt keinen Ansturm auf die Masern-Spritze – im Gegensatz allerdings zu einer Praxis in der Altstadt. Doch Achtung: Wie sinnvoll die Impfung wirklich ist, darüber streiten die Experten aus den Münchner Stadtvierteln.

Die Praxis von Kinderarzt Dr. Martin Hirte in der Münchner Altstadt ist proppenvoll: „Pro Tag impfe ich derzeit drei Kinder gegen Masern, vor zwei Wochen war es täglich nur ein Kind.“ Allerdings ist der eher homöopathisch arbeitende Mediziner kein uneingeschränkter Freund der Masern-Vorsorge: für Kinder sei die Erkrankung in der Regel leicht zu bewältigen, ihr Immunsystem könnte sogar gestärkt aus durchlebten Masern hervorgehen, sagt er; kritischer seien die Viren hingegen für Erwachsene. Gegen eine Impfung spreche allerdings, dass unklar ist, ob der derzeit angewandte Dreifach-Schutz gegen Masern, Mumps und Röteln Folgeschäden nach sich zieht: „Es gibt keine Langzeitstudien zu diesem Impfstoff“, so Dr. Hirte.

Allgemeinmediziner Dr. Ulf Kahmann hingegen hält vorbeugende Maßnahmen gegen die „vermeintlich harmlose“ Kinderkrankheit für „absolut notwendig“: „Eines von tausend Kindern stirbt an Masern. Das ist keine Bagatellerkrankung“, warnt der Bogenhausener Arzt. Nur Patienten mit Immundefiziten rät er von einer Spritze mit Lebend-Impfstoffen ab. Verweigerten Eltern ihren Kindern den medizinischen Schutz vor diesem Krankheitserreger, sei dies „absolut unverantwortlich“.

Der Haidhausener Arzt Cornelius Souchay teilt diese Meinung: „Hauptproblem bei Masern sind mögliche Gehirnhautentzündungen und neurologische Spätfolgen.“ Das sehen die Ständige Impfkommission des Berliner Robert-Koch-Institutes („Stiko“) und die Gesundheitsministerien genauso. Um einem größeren Masern-Ausbruch im Großraum München vorzubeugen, rief Bayerns Gesundheitsminister Otmar Bernhard (CSU) alle Eltern dazu auf, „Impflücken rasch zu schließen und erkrankte Kinder nicht in Kindergarten und Schule zu schicken“. Eine solche Lücke bestehe, wenn die zweite Impfung, die nach einem bis zwei Monaten fällig ist, vergessen wurde. „Die Impfrate in München für die zweimalige Masernimpfung liegt derzeit bei nur 65,7 Prozent, das heißt, jedes dritte Kind in München hat keinen ausreichenden Impfschutz“, gibt der Sprecher des Münchner Gesundheitsreferats, Henrik Jörgens, zu bedenken.

Wer sich oder seine Kinder impfen lassen will, kann einen Termin beim Hausarzt oder im Münchner Landratsamt vereinbaren. Im Landratsamt wird eigens hierfür am 12. und am 19. Dezember sowie am 2. Januar jeweils von 14 bis 16 Uhr ein Bürgertelefon unter der Nummer 089 / 62 21 11 60 eingerichtet. Von Rafael Sala

Artikel vom 06.12.2007
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