Am Sonntag werden die U3-Stationen „Oberwiesenfeld“ und „OEZ“ eingeweiht

München - Alles obenauf im Untergrund

Morgen: Jungfernfahrt der U3 zum OEZ. Foto: MVG

Morgen: Jungfernfahrt der U3 zum OEZ. Foto: MVG

Am Sonntag, 28. Oktober, ist es so weit: Zum ersten Mal seit dem Bau der Strecke fährt die U3 vom Olympiazentrum zum Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) – und befördert gleich zu Anfang einen prominenten Fahrgast. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) weiht die beiden neuen U-Bahnhöfe am Oberwiesenfeld und am OEZ mit einem Fest für die Münchner Bürger ein.

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Langfristig gesehen wird das nicht alles sein: Denn im Untergrund der Landeshauptstadt wird es weiter rumoren – Pläne zum weiteren Ausbau des U-Bahnnetzes liegen bereits in der Schublade und werden teilweise schon verwirklicht.

Beispielsweise werden derzeit zwei weitere Bahnhöfe der U3 errichtet. In rund drei Jahren soll die Linie über den St.-Martins-Platz zum Moosacher Bahnhof fahren. Im Gespräch sind ferner weitere Strecken im Münchner Osten und Westen: Die U4 soll einmal den Arabellapark mit dem S-Bahnhof in Englschalking verbinden, die Linien 4 und 5 den Laimer Platz mit dem Pasinger Bahnhof – der mögliche Baubeginn aber liegt in weiter Ferne.

Die Stadtratsfraktionen von SPD und den Grünen nämlich wollen erst einmal abwarten, bis der Freistaat die zweite S-Bahn-Stammstrecke zwischen Pasing und Leuchtenbergring errichtet sowie den Englschalkinger S-Bahnhof tiefer gelegt hat – und dann weiter sehen.

Aktuell prüft die Stadt zudem eine Erweiterung der U1 nach Fröttmaning: „Der U-Bahn-Ausbau im Norden ist uns besonders wichtig“, bestätigt Stadtrat Richard Quaas (CSU). Damit gäbe es eine direkte Verbindung vom Hauptbahnhof zur Allianz-Arena. „Uns geht es dabei nicht so sehr um die Fußball-Fans, das sind zu wenige, um die U-Bahn im Alltag auszulasten“, erklärt Quaas. Gebraucht werde die Linie vor allem für Studenten. Wer von der Technischen Universität ins Forschungszentrum nach Garching will, muss derzeit entweder mit dem Bus zur Münchner Freiheit oder mit der U-Bahn zurück in die Innenstadt zum Sendlinger Tor fahren – und dann in die U6 umsteigen. „Hier wäre eine direkte Verbindung angebracht.“

Außerdem setzt sich seine Fraktion für eine U-Bahn zum Harlachinger Krankenhaus ein, um die Grünwalder Straße vom Verkehr zu entlasten.

Für dringlicher allerdings hält er die Linien nach Pasing und Englschalking, wo bald das Gelände der ehemaligen Pionierschule bebaut wird. Die bestehende S-Bahn könnte laut Quaas die zusätzlichen Passagiere nicht auffangen: „Wenn die neuen Anwohner da sind, sollten die U-Bahnen fertig sein“, fordert er. Es mache keinen Sinn, erst die Siedlungen fertig zu stellen und anschließend den Boden aufzureißen. „Die anderen Fraktionen im Rathaus aber verzögern den Baubeginn“, kritisiert er.

In der Tat stehen die Grünen den Strecken nach Pasing und Englschalking skeptisch gegenüber. „Die U-Bahn ist ein tolles Verkehrsmittel an Orten, wo es brummt“, sagt Alexandra Weiß, Fraktionsreferentin für Verkehr und Stadtplanung. In den Randgebieten aber seien Bus und Trambahn oft die bessere Lösung. „U-Bahnen sind wesentlich teurer, jeder Bahnhof kostet etwa eine halbe Million Euro im Jahr“, erklärt sie. Der Betrieb rentiere sich nur bei vollen Zügen. Die U-Bahn zur Messestadt Riem beispielsweise sei daher immer noch ein Verlustgeschäft. „Dort wohnen noch nicht genügend Leute.“ Um die Unkosten auszugleichen, zahlt die Stadt einen Zuschuss an die MVG.

Zwischen Am Hart und Fröttmaning aber könnte die Streckenverlängerung vielleicht sinnvoll sein, weil auch dort auf dem ehemaligen Kasernengelände gebaut wird. In Pasing dagegen sei der Bedarf mit der zweiten S-Bahn-Stammstrecke erst einmal gedeckt. „Da lohnt sich die U-Bahn frühestens in 20 oder 30 Jahren.“

Die SPD sieht das ähnlich. „Englschalking wird kommen, aber Pasing wird immer weiter nach hinten verschoben“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Bauauschuss-Sprecher Alexander Reissl.

Berechnungen hätten ergeben, dass eine U-Bahn zusätzlich zur zweiten Stammstrecke nur knapp kostendeckend fahren könnte.

Bei der Eröffnung am 28. Oktober der verlängerten U3-Linie wird übrigens mehr geboten als nur eine Fahrt mit der neuen U-Bahn. Ab 11 Uhr halten Oberbürgermeister Ude, die Parlamentarische Staatssekretärin Karin Roth (SPD) und der Landtagsabgeordnete Otmar Bernhard (CSU) am Oberwiesenfeld Festreden. Bevor Baureferentin Rosemarie Hingerl die neuen Bahnhöfe offiziell an Herbert König, den Vorsitzenden der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), übergibt, erhalten sie von Monsignore Martin Cambensy und Stadtdekanin Barbara Kittelberger den kirchlichen Segen.

Doch auch das Vergnügen kommt nicht zu kurz: Der „Münchner Express“, die „Forum 2 Bigband“ und die „Hot Lips“ spielen Livemusik. Für die Kleinen gibt es zwei Karussells, eine Modellrennbahn, ein Kinderkino und einen Schminkstand. Moosacher Vereine zeigen Trachten-, Tanz- und Fechtvorführungen, und das Improvisationstheater „Die Line 1“ gibt seine Schauspielkunst zum Besten.

Außerdem informieren Bürgerinitiativen, Politik, MVG und MVV über den öffentlichen Nahverkehr in München.

Am Oberwiesenfeld beginnt das Fest um 11 Uhr, am OEZ um 13 Uhr – vorbei ist die Feier um 16 Uhr. Wer dabei sein will, kann von 10.15 Uhr bis 13 Uhr mit Shuttle-Bussen von OEZ und Olympiazentrum zum Oberwiesenfeld fahren – und anschließend die U-Bahn nutzen, die ab 13 Uhr regulär in Betrieb geht. Von Julia Stark

Artikel vom 25.10.2007
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