Alles im Fluss: Die Stadt plant ein Wasserkraftwerk an der Praterinsel

Münchner Zentrum · Rückenwind für Isar-Strom

Energie aus der Isar: An der Praterinsel soll ein Wasserkraftwerk entstehen, das umgerechnet rund 10.000 Haushalte mit Öko-Strom versorgen soll.	 Foto: maho

Energie aus der Isar: An der Praterinsel soll ein Wasserkraftwerk entstehen, das umgerechnet rund 10.000 Haushalte mit Öko-Strom versorgen soll. Foto: maho

Münchner Zentrum · Erinnerungen an die 80er Jahre wurden bei Thomas Lange bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA1) wach: Im Jahr 1986 hatte der SPD-Politiker in einer Bürgerversammlung für den Bau eines Wasserkraftwerks bei der Praterinsel plädiert. 21 Jahre später steht das Projekt vor seiner Verwirklichung – sofern es den Segen des Freistaats Bayern bekommt.

Bernhard Thiersch, Technischer Geschäftsführer der Firma Green City Energy, die das Kraftwerk gemeinsam mit den Stadtwerken errichten will, präsentierte dem BA 1 die Pläne für das geplante Kraftwerk: Rund 10.000 Haushalte soll es künftig mit ökologischem Strom versorgen und somit den CO2-Ausstoß der Stadt um 9.750 Tonnen im Jahr verringern. »Wir verbessern somit Münchens Klimabilanz und liefern einen wichtigen Baustein für die nachhaltige Energieversorgung«, erklärt Green City-Sprecher Martin Betzold.

Ursprünglich hatten Green City und die Stadtwerke um den Auftrag gewetteifert – bis Oberbürgermeister Christian Ude schließlich als Streitschlichter aufgetreten ist und beide Parteien an einen Tisch gesetzt hat. Eine gemeinsame Betreibergesellschaft wurde dort gegründet, in der sich Green City vor allem um die technische Realisierung kümmert, die Stadtwerke hingegen für die kaufmännische Komponente zuständig sind. Dass der Bau des Kraftwerks gerade in diesem Bereich der Isar so attraktiv ist, liegt daran, dass der Fluss hier fast zehn Meter nach unten fällt. So sei es laut Betzold ein Leichtes, hier Energie zu gewinnen. Warum es trotzdem so lange gedauert hat, bis die Pläne für die Realisierung dieser Idee auf dem Tisch liegen, hat nach Betzolds Angaben zwei Gründe: Zum einen erschien das Projekt lange nicht wirtschaftlich genug. Dies änderte sich erst durch die Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Mit Hilfe der Bundesförderung soll das Kraftwerk binnen zehn Jahren seine Baukosten von rund sechs Millionen Euro hereinholen.

Zum anderen ist die Technik erst seit kurzem so weit, dass man die Anlage bauen kann, ohne allzu sehr in den Flusslauf und das Stadtbild einzugreifen. Die Anlage wird zwischen der Schwindinsel und der Widenmayer Straße fast vollständig unterirdisch platziert und dürfte daher kaum zu sehen sein. »Mit dem Konzept haben wir alle Interessen unter einen Hut gebracht«, freut sich Betzold.

In der Tat kamen die Pläne beim BA sehr gut an. Angela Horbach-Wilson (Grüne) beglückwünschte die Green City-Unternehmer zu einem »tollen Fortschritt«. Insgesamt gefielen den BA-Mitgliedern vor allem die vielen Details der Pläne: So wird zum Beispiel durch kleine Finessen gewährleistet, dass möglichst wenige Fische im Kraftwerk verenden; sie werden durch waagrechte Rechenstäbe davon abgehalten, in die Turbine zu schwimmen.

Jetzt müssen Green City und die Stadtwerke letztlich noch die bayerische Wasserrechtsbehörde überzeugen, die in dieser Angelegenheit das letzte Wort hat. Wie gut die Chancen für die Genehmigung stehen, mochte Thiersch gegenüber dem BA nicht abschätzen. Er erinnerte an ein altes Sprichwort: »Auf hoher See und vor Gericht und Behörden ist man mit Gott allein.« maho

Artikel vom 17.07.2007
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