Ab 2007 kostet das Studieren bis zu 500 Euro

München - Bald ist Zahltag

Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU): „Die Beiträge kommen direkt den Studierenden zugute und fließen nicht in die Staatskasse.“	 Foto: E. Schott/KuMi

Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU): „Die Beiträge kommen direkt den Studierenden zugute und fließen nicht in die Staatskasse.“ Foto: E. Schott/KuMi

Studieren in München wird bald richtig teuer! Ende Oktober hat das bayerische Kabinett beschlossen, an allen bayerischen Hochschulen ab dem Sommersemester 2007 Studiengebühren einzuführen. Damit ist Bayern bereits das dritte Bundesland, das von der seit diesem Jahr bestehenden Möglichkeit, Studiengebühren zu verlangen, Gebrauch macht – nach Nordrhein-Westfalen, wo die Studenten bereits im kommenden Jahr ihren Geldbeutel öffnen müssen, und Baden-Württemberg, das zeitgleich mit Bayern starten wird.

Studiengebühren in Bayern

Anders als in den anderen beiden Bundesländern, in denen alle Studenten an allen Hochschulen den gleichen Betrag berappen müssen, möchte Bayern seinen Hochschulen die Höhe der Gebühren selbst überlassen. Nur eins ist vorgegeben: Verzichten auf die Gebühren darf keine Uni!

Zwischen 100 und 500 Euro müssen Studierende an Fachhochschulen bezahlen, Universitäten und Kunsthochschulen sollen sogar zwischen 300 und 500 Euro verlangen. Pro Semester, wohlgemerkt. „Wir wollen damit bewusst den Wettbewerb zwischen den Universitäten fördern“, begründete der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) diese Entscheidung. Des Weiteren betonten er und sein Kabinettschef Edmund Stoiber, dass die „Beiträge direkt den Studierenden zugute kommen und kein Euro in die Staatskasse fließen“ werde.

Stattdessen würden die Gebühren direkt von den Hochschulen erhoben und anschließend von diesen wieder ausgegeben. Gleichzeitig würden die bestehenden staatlichen Leistungen für die Hochschulen nicht gekürzt werden, versicherte Stoiber. Unter dem Strich bedeute das: „Mehr Geld für die Universitäten“, welches etwa für eine intensivere Studienberatung, mehr Tutorien, mehr Projektpraktika, bessere Bibliotheken oder ein verbessertes EDV-System ausgegeben werden könnte. Außerdem würde „den Studenten als Kunden der Universität ein Mitspracherecht“ bei der Verteilung der Gelder zugestanden.

Soweit die Rechnung der Staatsregierung, die sogleich von der Seite der Betroffenen mit Verärgerung quittiert wurde: „Dass die Gelder nur den Universitäten und Studierenden zugute kommen, ist ein Märchen!“, so Dorothee Chlumsky vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Allein zehn Prozent der Einnahmen müssten die Unis für einen Sicherungsfonds abknapsen, und bis zu 40 Prozent würden nur für den Verwaltungsaufwand draufgehen. Und dass Goppel die Gebühren auch noch „sozialverträglich“ nannte, treibt Studenten wie Chlumsky die Zornesröte ins Gesicht: „Studiengebühren bringen keinerlei Verbesserung der Lehre. Sie verschärfen nur soziale Ungerechtigkeiten und schließen sozial Schwache noch stärker als bisher vom Bildungssystem aus!“

Auch LMU-Rektor Bernd Huber ist kein Freund von Studiengebühren. Erst im Juni 2005 erklärte dieser auf einer Veranstaltung vor Studenten: „Die optimale Studiengebühr liegt bei Null!“ Allerdings kennt auch der Ökonom Huber die finanzielle Lage seiner Universität – darum möchte er sich nicht mehr offen gegen die jetzt beschlossenen Gebühren aussprechen. Allerdings fordert er: “Der ärmste Student muss an der teuersten Uni studieren können!“ Was der Rektor meint: Studenten aus ärmeren Familien müssten die Gebühren entweder erlassen oder von anderen Stellen bezahlt werden.

Teilweise hat er sich mit dieser Forderung auch durchgesetzt: Während Goppel Anfang des Jahres noch davon sprach, dass 500 Euro pro Semester für keinen Studenten zu viel Geld seien und diese eben etwas sparen oder zwei Stunden Nachhilfe in der Woche geben müssten, versprach die Regierung nun, sozialverträgliche Darlehensmodelle zu entwickeln. So könnten die Gebühren etwa erst nach dem Studium bezahlt werden. Außerdem bekommen die Universitäten die Möglichkeit, maximal zehn Prozent ihrer Studenten, etwa welchen aus kinderreichen Familien oder mit überragenden Studienleistungen, die Gebühren zu erlassen. Für die Studentenvertreterin Chlumsky klingt aber auch das eher nach Hohn. Schließlich müssten selbst Bafög-Bezieher die Gebühren bezahlen. Diese würden dann hoch verschuldet in das Arbeitsleben starten.

Und nicht nur die: Für alle, die nicht in den Genuss staatlicher Darlehen kommen können, bieten bereits jetzt einige Banken relativ zinsgünstige Studienkredite an. Im Gegenzug müssen sich die Studenten bei den meisten Angeboten allerdings verpflichten, der Bank Rechenschaft über ihre Studienleistungen zu geben. Sollte das Studium länger dauern als vorher geplant, müsste dies der Bank erklärt werden. Der Weg zum gläsernen Studenten ist somit nicht mehr weit.

Von Filippo Cataldo

Artikel vom 03.11.2005
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