Buntes Festprogramm für die ganze Familie: von 30. Juli bis 7. August

München/Au · 100 Jahre Jakobidult am Mariahilfplatz

Au · Ein Jubiläum feiert heuer die Jakobidult, die von Samstag, 30. Juli bis zum Sonntag 7. August am Mariahilfplatz stattfindet: Vor 100 Jahren zog Münchens älteste Dult, urkundlich bereits 1310 belegt, vom Haidhauser Johannisplatz in die Au um. Dort wurden am Platz vor der Mariahilfkirche bereits seit 1799 die Maidult und die Kirchweihdult abgehalten.

»Auer Dult«: Maidult, Jakobidult und Kirchweihdult am Mariahilfplatz

  • Auer Dult in München
    Themenseite zu den Dulten in München: Die Frühjahrs-Dult im Mai, die Sommer-Dult und die Kirchweih-Dult im Herbst

Seit 1905 ist das Dreigespann der »Auer Dulten« komplett und bis heute großer Anziehungspunkt für eingeschworene Dult-Fans und solche, die es werden wollen.

Zum Jubiläum haben das Tourismusamt als Veranstalter, die Beschicker der Dult und der Bezirksausschuss Au-Haidhausen gemeinsam ein Festprogramm zusammengestellt. Seifenkistlrennen, Ausstellungen, kulturhistorische Führungen, Lesungen, Dulträtsel und vieles mehr wird geboten. Am Freitag, 5. August, findet die 3. Auer-Dult-Nacht statt – bis 23 Uhr mit Livemusik, Gaukler und allerlei Überraschungen.

Dult wie anno dazumal Der Auftakt zur Jubiläumsdult am Samstag, 30. Juli, steht unter dem Zeichen der Vergangenheit. Am Vormittag tragen Bänkelsängerinnen Moritaten vor. Auf dem Weiß-Ferdl-Ring im Schaustellerteil ziehen Hochradfahrer ihre Runden und lassen ihre Stahlrosse vor der Mariahilfkirche bewundern.

Dieses Spektakel lässt sich für die kleinen Dultgänger bestens vom historischen Kindersportkarussell aus dem Jahr 1954 verfolgen. Das nostalgische Kettenkarussell aus den 30er Jahren verspricht immer noch Fahrgaudi in luftiger Höhe. Das kleine Russenrad, Stammgast auf der Dult und gerade 80 Jahre alt geworden, wird ob seiner Fahrqualitäten leicht unterschätzt: Bauchkribbeln beim Rundendrehen wird garantiert!

Die »Schönen Münchnerinnen« in Originaltracht bummeln über die Dult und demonstrieren alte Handwerkskünste vor Ort. Selbst der Dult-Polizist kommt in historischer Uniform. Am Sonntag, 31. Juli, findet das Seifenkistlrennen (siehe erste Seite) am Gebsattelberg statt. Vom Bezirksausschuss Au-Haidhausen organisiert, dürfen Wagemutige von zehn bis 100 Jahren an der Wettfahrt auf der 300 Meter langen Rennstrecke teilnehmen. Ab 9 Uhr werden die Startnummern vergeben. Ab 10 Uhr startet der Probelauf aller Klassen. Um 13 Uhr findet die offizielle Renneröffnung statt. Um 17 Uhr werden die Siegerinnen und Sieger mit Pokalen geehrt.

Am Montag, 1. August, bieten Marktleute und Schausteller einen besonderen Service an. Wer noch D-Mark in der hintersten Schublade gefunden hat, bekommt heute auf der Dult die Gelegenheit, diese als Zahlungsmittel – 2 Mark = 1 Euro – zu verwenden. Beim Familientag am Dienstag, 2. August, gibt es ermäßigte Preise und viele Aktionen für kleine Dultgäste. Um 15 Uhr findet vor dem Hauptportal der Mariahilfkirche die Prämierung der Sieger und Siegerinnen des Dult-Malwettbewerbs statt, der in den Schulen der Stadtteile Au und Haidhausen vom Bezirksausschuss ausgeschrieben wurde.

Am Mittwoch, 3. August, lesen Hermann Wilhelm, Autor des Buches »In der Münchner Vorstadt Au«, und der Schauspieler Georg Leumer Geschichten rund um die Auer Dult vor. Die Lesungen finden in der Wurstbraterei Heilmeier (11 Uhr), im Dult-Café Schiebl (15 Uhr), im Dultbüro (15 Uhr), bei den Käsespezialitäten Feisinger und in der Fischer-Vroni (jeweils 18 Uhr) statt.

Am Donnerstag, 4. August vermittelt Gästeführer Georg Reichlmayr in drei kostenlosen Führungen (11 Uhr, 15 Uhr, 18.30 Uhr) Geschichte und Geschichten rund um den Mariahilfplatz und die Dult. Treffpunkt ist das Hauptportal der Mariahilfkirche.

Begleitend zum Seifenkistlrennen gibt es im Landratsamt am Mariahilfplatz eine von Herbert Liebhart und Hermann Wilhelm konzipierte Ausstellung »Zur Geschichte der Münchner Seifenkistlrennen nach 1945«, die bis zum 30. August zu sehen sein wird. Wer sich über die historischen Hintergründe der Auer Dult informieren will, kann die Ausstellung »Geschichte der Dulten« in der Mariahilfkirche besuchen; gestaltet wurde diese Schau von den Freunden der Au e.V.

Eine Auer Dult im Modelleisenbahn-Maßstab, haben in 1.000 Stunden Arbeitszeit die Dultbeschicker Herbert Lignau und Reinhold Brenner in ihrer Freizeit gebastelt. Das brandneue Modell können die Dultbesucher neben der Wurstbraterei Heilmeier und dem kleinen Dampfkarussell besichtigen. Da fliegt das Kettenkarussell, dreht sich das Russenrad, traben die Pferdln der Reitbahn und saust der Autoskooter – alles en miniature und auf Knopfdruck!

Tradition seit 1310 Die Geschichte der Jakobidult

Au · Die jüngste Auer Dult, die Jakobidult im Sommer, ist zugleich die älteste Münchner Dult. Um 1310 ist ein »Dultmarkt« zum St. Jakobs-Tag am Anger belegt.

Die Franziskaner im benachbarten Kloster förderten die Verehrung des Heiligen Jakobus durch Pilger und gläubiges Volk. Da nach altem Stadtrecht vor Kirchen »chaempe, paternoster, lebzelten, slos, magram und wilde wurtz« (Kämme, Rosenkränze, Lebzelten, Konfekt, Granatäpfel und Gewürz) verkauft werden durften, erlaubten die Mönche auch fliegenden Händlern und Krämern ihre Stände aufzuschlagen. Es entstand die Jakobidult als »freie gefreite Jahrmesse« und erlangte als wirtschaftspolitisches und gesellschaftliches Ereignis große Bedeutung.

Die Jakobidult hatte im Laufe ihrer Geschichte viele Standplätze in der Stadt: Angefangen auf dem Anger in der Innenstadt, auf dem heutigen St. Jakobs-Platz, der Kaufinger- und Neuhauser Straße (ab 1791), dem Promenadeplatz (ab 1801), auf dem Max-Joseph-Platz (um 1803), auf dem Maximiliansplatz (ab 1822), auf dem Johannisplatz in Haidhausen (ab 1873), und bis heute auf dem Mariahilfplatz.

Artikel vom 27.07.2005
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