25 Jahre Ausstellungen im Üblacker-Häusl: 1980–2005

Haidhausen · Vom Stall zur Kulturherberge

Ist seit 1980 Herberge für Kultur: das Üblackerhäusl in der Preysingstraße 58. Foto: Archiv

Ist seit 1980 Herberge für Kultur: das Üblackerhäusl in der Preysingstraße 58. Foto: Archiv

Haidhausen · Am Dienstag, 14. Juni, wird um 19 Uhr die 261. Ausstellung (seit 1980) »25 Jahre im Üblacker-Häusl« eröffnet, die der langjährige Kustos Dr. Ingo Glass gestaltet hat. Im Rahmen einer Stadtteilführung durch den Vorsitzenden der Freunde Haidhausen, Johann Baier, am Sonntag, den 19. Juni, (Treffpunkt 14.30 Uhr) beim Gasteigkircherl St. Nikolai gegenüber dem Gasteig-Kulturzentrum) wird auch das Üblacker-Häusl, Preysingstraße 58, mit seiner Dokumentationsausstellung besucht werden können.

Am 12. Juli 1980 eröffnet Oberbürgermeister Erich Kiesl das einstige Herbergsanwesen, in dem nun zwei kleine Museumsräume (Wohn- und Schlafraum einer Tagelöhner-Familie) als Abteilung des Stadtmuseums und ein Ausstellungs- bzw. Kommunikationsraum (ehemals ein Ziegenstall) für die »Freunde Haidhausens« im Erdgeschoss und eine Wohnung für den Kustos im Obergeschoss geschaffen wurden. Als Geschenk anlässlich der Eröffnung brachte Kiesl das Original des »Planes über die Einrichtung einer elektrischen Beleuchtung im Anwesen Preysingstraße 58« mit.

Das Üblacker-Häusl ist ein kleines Herbergsanwesen Ecke Preysing- und Wolfgangstraße. Das einstöckige Tagelöhner-Häusl mit einst zwei Herbergen (Vorform der Eigentumswohnung) wurde Ende des 18. Jh. am Rande einer kleinen, noch heute erkennbaren, ehmaligen Kiesgrube aus Ziegeln errichtet. Es war nur eines von rund 150 Holz- und Steinhäusern in Haidhausen, die mehr als eine einzige Herberge aufzuweisen hatten. Die meisten Herbersanwesen mussten zwischen 1890 und 1960 hohen Mietshäusern weichen oder wurden während des 2. Weltkrieges Opfer von Bränden und Explosionen, erklärt Johann Baier.

Mit der Urkunde des königlichen Notars Dr. Karl Reinhold vom 27. Dezember 1894 hatte der Holz- und Kohlenhändler Johann Üblacker dieses Anwesen mit 0,047 Tagwerk (ca. 160 qm) zu einem beachtlich hohen Preis von 9912 Mark erworben. Der Grundbucheintrag lautete damals: »Wohnhaus mit angebauter Stallung, Abort, Schutzdach, Wagenremise und Hofraum« – Unter dieser Beschreibung kaufte rund 70 Jahre später, am 20. Mai 1966, die Stadt München das kleine, durchfeuchtete Anwesen von der Erbengemeinschaft Üblacker, um bei Bedarf die Preysingstraße verbreitern zu können.

Wegen seines schlechten Zustandes wurde das Häusl nur noch als Abbruchsobjekt angesehen. Dennoch war es bis 1974 bewohnt. Ein Jahr später wurde die Unbewohnbarkeitserklärung und gleichzeitig die Abbruchgenehmigung erteilt. Der damalige Bezirksausschuss lehnte den Abbruch jedoch einstimmig ab und forderte die Sanierung. Ein sich wandelndes Bewusstsein wollte dem alten Haidhausen wieder seinen gebührenden Platz einräumen und ihm seine besondere Gestalt bewahren. Das Herbergsanwesen wurde in die Denkmalschutzliste aufgenommen und 1977 begann schließlich die Sanierung der maroden Bausubstanz unter der Leitung von Prof. Dr. Benno Burmeister.

Die für die damalige Zeit doch recht stattliche Summe von 580.000 DM war für die Restaurierung des rund 200 Jahre alten Herbergsanwesens nötig, um es wieder sinnvoll nutzen zu können. Dies führte schließlich dazu, dass das gesamte Herbergsviertel nicht nur erhalten blieb, sondern sogar um den alten, aus dem Ende des 17. Jh. stammenden Holzbau des Kriechbaumhofes mit seinen einst sechs Herbergen (in Blockbauweise) erweitert wurde, der 1986 – nur 150 m von seinem alten Standort entfernt – nach einem jahrelangen Dämmerzustand im Bauhof der Stadt München gegenüber dem Üblacker-Häusl für 1,1 Millionen DM saniert bzw. wiedererrichtet wurde.

Das Üblacker-Häusl ist seit der Wiedereröffnung im Juli 1980 durch OB Kiesl das Domizil des im November 1977 gegründeten Kulturvereins der »Freunde Haidhausens« und das bleibt so, was erst kürzlich von der Stadt erneut zugesichert wurde. Seit der Eröffnung des Häusls vor 25 Jahren fanden nicht weniger als 260 Ausstellungen statt: in der großen Mehrzahl von Künstlern und Künstlerinnen aus Haidhausen (und weit darüber hinaus), aber auch Ausstellungen zur Stadtteilgeschichte, die von den »Freunden Haidhausens« und dem Kustos Dr. Info Glass von Anfang an betreut wurden.

Artikel vom 07.06.2005
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