Donald & Co.: Comic-Künstler Jan Gulbransson arbeitet und lebt in Haidhausen

Traumjob: Entenzeichner

»Anglers Pein« von Jan Gulbransson: Donald im Kampf gegen die Tücken des Alltags.	Fotos: © Disney, Privat

»Anglers Pein« von Jan Gulbransson: Donald im Kampf gegen die Tücken des Alltags. Fotos: © Disney, Privat

Haidhausen · Von den Stirnfedern bis zum Bürzel: Bei der wohl berühmtesten Ente der Welt ist alles in Bewegung. »Es gibt keinen Ballast bei Donald, alles ist Ausdruck seiner Stimmung«, sagt einer, der es wissen muss. Seit 24 Jahren zeichnet und textet Jan Gulbransson, der in Haidhausen unweit des Ostbahnhofes lebt und arbeitet, für den deutschen Sprachraum komplette Geschichten rund um den cholerischen Erpel – »aber tunlichst keine Micky Maus«.

Denn die gilt nicht nur vielen Fans als zu besserwisserisch, sondern sei vor allem auch zeichnerisch wenig ausdrucksstark. »Ich wage sogar zu behaupten, dass Donald die am schwersten zu zeichnende Comicfigur überhaupt ist.«

Damit will der 55-Jährige aber nicht etwa Unvermögen rechtfertigen: Gulbransson gilt als einer der renommiertesten und bekanntesten im Heer der zahllosen namenlosen Entenzeichner, seit Donald vor genau 70 Jahren das erste Mal in einer Nebenrolle als Tagedieb in dem Disney-Zeichentrickfilm »The wise little Hen« aufgetreten ist.

Ab 1942 schuf der Vater aller Entenzeichner, Carl Barks, die erste spezielle Donald-Story und prägte über Jahrzehnte den Entenhausen-Kosmos in Bild und Sprechblase. Nach 1945 traten seine originellen Geschichten über Donalds Kampf mit den Tücken des Alltags, mit Onkel Dagobert oder Gurkenmurksern ihren Siegeszug auch in Deutschland an – nicht zuletzt wegen der kongenialen Übersetzung der Münchner Literaturwissenschaftlerin Dr. Erika Fuchs, die munter Schiller-Zitate abwandelte, den verkürzten Infinitiv (»Seufz«, »Grummel«) erfand und die deutsche Gegenwartssprache mit unsterblichen Sätzen wie »Dem Ingeniör ist nichts zu schwör« bereicherte. Mittlerweile absolut salonfähig, hatten Comics in den 50ern bei Erwachsenen einen »hundsmiserablen Ruf«, erinnert sich Gulbransson.

Doch dem kleinen Jan, 1949 in München geboren und Enkel des »Simplicissimus«-Karikaturisten Olaf Gulbransson, erschienen die bunten Donald-Comics als »wahrhaftig«, weil sie etwas mit dem echten Leben zu tun hatten – im Gegensatz zur »guten« Kinderliteratur der Nachkriegszeit mit ihrer verlogen-heilen Weltsicht. »Barks‘ Geschichten dagegen gaben mir so etwas wie die Betriebsanleitung fürs Leben«. Vor allem Heuchelei und Wichtigtuerei werde hier nämlich eine totale Absage erteilt.

Donald sei ein echter Antiheld, eine »anarchische Figur«, deren wahre Größe im Scheitern liege, meint Gulbransson, der nach dem Abitur 1969 einige Semester an der Kunstakademie studiert hat, bevor er dann sein Handwerk an einem der damals bekanntesten deutschen Zeichentrickstudios, T.C. in München, gelernt hat. In den 70er Jahren hat er vor allem im Zeichentrickbereich gearbeitet, hat unter anderem für »Das feuerrote Spielmobil« die Puppenserie »Wuff und Biff« entwickelt und die ersten Janosch-Fernsehfilme. Seit den 80er Jahren veröffentlicht er Donald-Geschichten, etwa »Der Tiger von Bengalen«, Gonzo, der Riesen-Ziesel« oder »Die Freiheit der Meere«.

Artikel vom 01.09.2004
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