Vom Untergrund zum Kulturgut: Graffitikünstler Z Roc in der »Färberei«

Lasst Wände sprechen!

Spiel mit Utensilien seiner Zunft, hier ein Filzstift: Graffitikünstler Z Rok in der »Färberei«.

Spiel mit Utensilien seiner Zunft, hier ein Filzstift: Graffitikünstler Z Rok in der »Färberei«.

Am Anfang war das Z. Zugegeben, nicht ganz am Anfang, aber irgendwie tauchte der letzte Buchstabe im Alphabet immer wieder auf in Wolfgangs Welt. Wie es dazu kam, daran kann oder will sich Wolfgang Lehnerer nicht mehr erinnern, hat aber eine schlüssige Erklärung parat: »Das Z hat sich mich ausgesucht«, behauptet er einfach und grinst.

Das Z ist sein Erkennungs- und Markenzeichen: Denn Lehnerer ist »Z Roc«, und damit einer der ältesten und bekanntesten Vertreter der Graffitikunst in München. Jetzt präsentiert er sich zum ersten Mal in einer Einzelausstellung in der »Färberei«, Claude-Lorrainstr. 25.

Vor knapp 20 Jahren, so mit 14 Jahren, begann er mit der Sprühdose die ersten Spuren auf den Wänden der Stadt zu hinterlassen, erzählt Lehnerer. Schon damals folgten erste Auftragsarbeiten. Mittlerweile kann Lehnerer sogar davon leben.

Auch das Phänomen Graffiti hat sich von der verteufelten Schmiererei zum allgemeinen Kulturgut gewandelt, in Kunst, Universitäten oder Werbung. Auch der Stil Lehnerers hat sich weiterentwickelt: Schon länger benutzt er Pinsel, Leinwand oder baut Installationen, auch die heimische Gartenhecke wird bei ihm durchgestaltet. »Ich probier einfach aus, was geht«, meint er.

Doch seinen Ursprüngen bleibt der Graffiti-Veteran treu: Zentrales Ausdrucksmittel war und ist bei ihm die Schrift – wesentliches Kennzeichen auch eines Graffiti: Wenn also der »tag« (Namenszug) mittels »Style«, (Stilisierung) und »Character« (Unverwechselbarkeit) zur »Message« (Botschaft) wird.

Und so wimmelt es in seiner Ausstellung im weißgetünchten Erdgeschoss nur so von »Z Roc«-Signaturen, dem »Tag«, Erkennungs- und damit Markenzeichen Z, soweit das Auge reicht, mal mehr, mal weniger für den Betrachter ersichtlich, mal in Seepferdchenform, mal in kleinen Metallobjekten versteckt, mal giftgrün, ochsenrot oder schneeweiß. Augenzwinkernd integriert er auch »Sprayer«-Utensilien wie Filzstifte oder Sprühdosen in den »Standardfarben« silber und schwarz in seine Kunst, beklebt etwa mit dem bekannten Parfümschriftzug »Obsession« (Besessenheit). Und diese Begeisterung gibt er mit 14 weiteren Kollegen, mittels z.B. Zeichenkursen, an den Nachwuchs weiter – ehrenamtlich.

Denn die Färberei ist ein »offener Wirkungsraum« des Kreisjugendrings, Anlaufstelle junger Hip Hop-Fans und »Knotenpunkt der Graffitiszene«, so Leiterin Astrid Weindl. Für die Sozialpädagogin ist Graffiti »Kunst«. So gestalten etwa bekannte Sprüher der Färberei seit Jahren die Brudermühlbrücke. Für den Nachwuchs sucht Weindl weitere große Wandflächen.

Melden kann man sich unter Tel. 62 26 92 74. Die Z Roc-Ausstellung ist bis 28. Juni zu sehen, immer dienstags bis samstags, 15 bis 19 Uhr. ms

Artikel vom 18.06.2003
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