Münchens bekanntester Straßenkehrer Frank Eydner stellt im Gasteig aus

Hinsehen statt Wegsehen

Mit offenen Augen durch die Stadt: Vom Obdachlosen bis zum Straßenkehrer-Kollegen - Franky fotografiert  das, was andere gerne übersehen.	Foto: ct

Mit offenen Augen durch die Stadt: Vom Obdachlosen bis zum Straßenkehrer-Kollegen - Franky fotografiert das, was andere gerne übersehen. Foto: ct

Haidhausen/Glockenbachviertel · »sowiesoanders« lautet das Motto der neuesten Foto-Ausstellung im Gasteig.

Und tatsächlich, der Name ist Programm, diese Ausstellung unterscheidet sich gewaltig von ihre vielen Vorgängerinnen.

Denn auf den eindrucksvollen schwarz-weiß Fotos sind keine schönen Landschaften, bewundernswerte Bauwerke oder hübsche Modells zu sehen.

Nein, auf diesen Fotos offenbahrt sich dem Betrachter das Elend am Rande einer Großstadt: Ein Obdachloser, der in einem Hauseingang kauert, ein Straßenkehrer, der mit leerem Blick seine Arbeit verrichtet.

Frank Eydner hält alles das im Bild fest, was man in der Regel nur allzu gerne übersieht.

»Ich fotografiere das Leben, wie es jeden Tag statt findet«, erklärt Frank Eydner. »Ich will, dass die Menschen nicht wegschauen, sondern genau das sehen.« Und Franky, wie ihn seine Freunde nennen, weiß wovon er spricht. Denn er ist selbst kein Foto-Künstler im gewöhnlichen Sinn. Franky ist hauptberuflich Straßenkehrer im Glockenbachviertel und das schon seit 16 Jahren. Eigentlich tut Frank seine Arbeit ganz gerne. Trotzdem träumt er davon das Fotografieren zu seinem Beruf zu machen. »Von dem Gehalt als Straßenkehrer kann man in einer Stadt wie Münchne nicht leben«, bertichtet er. Und noch eine negative Seite hat der Job: Oft schlagen ihm deshalb Ablehung und Unverständnis entgegen. »Dabei sagt der Beruf überhaupt nichts über den Charakter eines Menschen aus«, protestiert Frank. »Obwohl, wenn man diese Arbeit so lange macht, ist man wohl »sowiesoanders«, gesteht er lächelnd. »Genau wie meine Bilder.«

Vor zwei Jahren nahm er an einem »Straßenkehrer-Austausch« teil. Die Stadt München schickte ihn für drei Monate zum Kehren nach Paris. In der französischen Metropole sorgte Frank aber nicht nur für saubere Straßen, er nutzte die Zeit auch, um seiner eigentlichen Passion, der Fotografie, zu folgen. Seit vier Jahre ist er mit offenen Augen unterwegs und lichtet ab, was ihm vor die Linse kommt. In seiner ersten Ausstellung im Gasteig sind sowohl Fotos aus München als auch aus Paris zu sehen. Wo die einzelnen Bilder allerdings aufgenommen wurden, erkennt man in den meisten Fällen nicht.

Diese »Zeitlosigkeit« ist Frank Eydner sehr wichtig: »Man soll nicht erkennen, wo oder wann ein Bild gemacht wurde«. Zu sehen ist die Ausstellung im Gasteig, Rosenheimerstr. 5, noch bis zum 12. Mai, täglich von 8 bis 23 Uhr. Außerdem ist unter dem Titel »sowiesoander« auch ein Buch erschienen, das für 19,50 Euro im Gasteig und in der Glockenbach-Buchhandlung erhältlich ist. ct

Artikel vom 24.04.2002
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