Mehr Sicherheit im Viertel

Harlaching/Fasangarten · Bei der PI 23 läuft die Umstellung der Dienstkleidung auf Hochtouren

Polizeihauptkommissar Dieter Heumann, Polizeiobermeisterin Isabelle Kluthe und Erster Polizeihauptkommissar Helmut Biermeier präsentieren die neue Dienstkleidung.	Foto: hw

Polizeihauptkommissar Dieter Heumann, Polizeiobermeisterin Isabelle Kluthe und Erster Polizeihauptkommissar Helmut Biermeier präsentieren die neue Dienstkleidung. Foto: hw

Harlaching/Fasangarten · Seit Ende letzten Jahres läuft die Umstellung der Dienstkleidung der rund 90 Beamten der PI 23 auf Hochtouren, doch sind noch nicht alle vollständig in den neuen Farben Blau und Weiß eingekleidet.

»Ich denke, dass wird noch bis zum Ende des Jahres dauern, bis wir alle auf Blau umgestellt haben, weil es vereinzelt noch zu Lieferschwierigkeiten kommt«, erklärt der stellvertretende Dienststellenleiter, Erster Polizeihauptkommissar Helmut Biermeier.

Ende März 2015 fand hierzu ein Trageversuch statt, bei dem bayernweit 500 Polizisten teilnahmen, die wahlweise Uniformen ihrer österreichischen und/oder baden-württembergischen Kollegen zur Probe trugen. Aus ihrem Statement wurde dann ein Vorschlag für die neue Uniform erarbeitet. Grund für die Umstellung: Die aus den 70er Jahren stammende grün-beige Uniform war in die Jahre gekommen, sowohl was die Schnitte betraf, als auch in der Zusammensetzung der Materialien.

Statt das Rad neu zu erfinden, wurden ins den benachbarten Bundesländern und im Ausland geschaut, was dort getragen wird und sich bewährt hat. Vor allem für die Damen ein großer Schritt, denn es gab bislang keine Schnitte, die an die weibliche Figur angepasst waren. Das hat sich nun geändert, freut sich auch Polizeiobermeisterin Isabelle Kluthe. Die Resonanz aus der Bevölkerung sei eigentlich durchwegs positiv, berichtet der Erste Polizeihauptkommissar Biermeier weiter.

Nur einmal habe eine Dame aus ihrem Revier einen Kollegen, der vorstellig werden wollte, nicht zur Tür herein gelassen, weil sie ihn aufgrund seiner blauen Uniform für einen Betrüger gehalten habe, berichtet er schmunzelnd. »Gegen gesundes Misstrauen ist jedoch nichts einzuwenden!«, betont er weiter. Im Zweifelsfall ist es immer besser sich zu vergewissern, ob es sich um einen echten Polizisten handelt oder nicht. Das erfordert nicht viel Aufwand, man müsse lediglich die 110 wählen und nachfragen, ob ein Polizist aus der jeweiligen Dienststelle geschickt worden sei oder nicht, erläutert Polizeihauptkommissar Dieter Heumann.

Münchner Polizei warnt vor Trickbetrug
Betrugs-Delikte, deren häufigsten Opfer unsere älteren Mitbürger sind

Sorge bereitet den Beamten der PI 23 vielmehr die Tatsache, dass derzeit die Zahlen der Betrugsmasche durch falsche Polizisten geradezu explodieren. Jede Woche kommt es zu erneuten Anzeigen durch aufmerksame Bürger, berichtet Heumann.

Der Schaden, der im vergangenen Jahr im Raum München durch diese falschen Polizisten entstanden sei, belaufe sich auf rund 4 Millionen Euro, so Helmut Biermeier.

Was man wissen muss, hier sind echte Profis am Werk, sind sich die Polizeikollegen einig. Der Ablauf ist jedes Mal in etwa so: Das Telefon klingelt. 110 zeigt das Telefondisplay. Die Polizei? Nein, es sind Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben – und damit die Menschen um viel Geld bringen. Sie arbeiten immer nach dem gleichen Muster: Von Callcentern aus dem Ausland, hauptsächlich aus der Türkei, werden die Zielpersonen angerufen. Die Opfer? Oft ältere Menschen – nach typischen Vornamen zurückliegender Jahrzehnte ausgesucht aus dem Telefonbuch. Allerdings, so erklärt Dieter Heumann weiter, sei auch erwiesen, dass Türkei-Urlauber, die dort beispielsweise teure Teppiche gekauft und dort ihre Daten hinterlassen hätten, gezielt Opfer dieser Masche wurden.

Der besondere Kniff der Täter: Der Angerufene sieht auf seinem Display immer die Nummer 110 oder die Nummer 29100, die Telefonnummer des Münchner Polizeipräsidiums. Eine Nummer die Vertrauen vermittelt, aber von der die Polizei niemals aus anrufen würde, wie Helmut Biermeier versichert.

Die Anrufer arbeiteten mit Überrumplungstaktik, schürten Angst, gepaart mit einem immensen Druck, dem viele nicht gewachsen seien. Dabei berichtet der vermeintliche Polizist von einem Einbruch in der Nachbarschaft – bei dem ein Teil der Täter gefasst werden konnte. Einer davon trug ein Notizbuch bei sich, in dem unter anderem auch der gerade Angerufene als geplantes Opfer stehe.

Deshalb – so erklärt der Betrüger am Telefon – sei es wichtig, nun alle Wertgegenstände in Sicherheit zu bringen. Zur Polizei. Nur eben nicht auf das örtliche Polizeirevier, sondern am besten einem »Beamten«, der alles persönlich abhole.

»Niemals würde sich die Polizei die Wertgestände und ihre Aufbewahrungsorte zeigen lassen, geschweige denn Geld oder Wertsachen mitnehmen«, versichert Helmut Biermeier. »Zum Glück haben viele bereits mitbekommen, dass es diese Masche gibt und legen einfach auf, aber immer wieder gelingt es den Tätern jemanden zur Geldübergabe zu überreden. Für die Opfer ist dann nicht nur ein materieller Schaden zu verzeichnen, sondern sie schämen sich nicht selten sehr für ihre Gutgläubigkeit«, so Dieter Heumann. Dabei sei Scham hier absolut fehl am Platz, da hier absolute Profis am Werk seien, die nicht einfach zu durchschauen seien, betont auch Biermeier.

Wichtig sei, auch wenn man so einen Anruf einfach beendet habe, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Allein der Versuch einen solchen Betrug zu begehen sei strafbar und würde bei einer Verurteilung beim Strafmaß berücksichtigt. Wer von diesen Verbrechern angerufen werde, solle aber darauf achten, von sich aus das Gespräch richtig zu beenden, bevor er die 110 wählt. Will heißen: die Auflegetaste zu drücken und dann erst erneut zu wählen. Manche der Verbrecher sagen den Opfern am Ende des Telefonats, dass sie gleich einen Piep-Ton hören werden, danach sei das Telefonat beendet. Tatsächlich jedoch drücken die Täter nur Tasten auf dem eigenen Telefon, so dass die Angerufenen diesen Piep-Ton wahrnehmen. Anschließend wählen die arglosen Opfer sofort den echten Notruf über 110, sind aber noch immer mit dem Call-Center verbunden. Ein Kollege des Betrügers meldet sich dann mit »Hallo, hier spricht die Polizei«.

Wer ganz sicher gehen will, auch in Zukunft nach so einem Anruf nicht mehr belästigt zu werden, ändert am besten seine Telefonnummer, rät Dieter Heumann.

Um die Täter dingfest zu machen, sei die Polizei auf die Mithilfe der Bürger angewiesen, so Heumann und Biermeier übereinstimmend. Einfach von selber im Zweifelsfall die 110 wählen, denn hier sitzen die Guten!

Heike Woschée

Artikel vom 16.05.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...