Spannende Spuren hinterlassen

Ausstellung »Faust historisch. Das Drama im Archiv«

Das Werbeplakat für den ersten Band des Reclam-Verlages, nämlich Goethes Faust, diente als Vorlage für das Ausstellungsplakat. Ein festlich gekleidetes bürgerliches Theaterpublikum betrachtet Goethes Faust. F.: Bayr. Hauptstaatsarchiv

Das Werbeplakat für den ersten Band des Reclam-Verlages, nämlich Goethes Faust, diente als Vorlage für das Ausstellungsplakat. Ein festlich gekleidetes bürgerliches Theaterpublikum betrachtet Goethes Faust. F.: Bayr. Hauptstaatsarchiv

Maxvorstadt · Am 3. Mai wurde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv die kleine Ausstellung »Faust historisch. Das Drama im Archiv« eröffnet. Die Ausstellung ist ein Beitrag der Staatlichen Archive Bayerns zum Faust-Festival München 2018, wird aber außerhalb des offiziellen Veranstaltungsprogramms angeboten.

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Wer sich mit dem Bühnenstück »Faust« und seiner Aufführungspraxis beschäftigt, denkt nicht sofort an das Bayerische Hauptstaatsarchiv. Dabei hat der Faust-Stoff in dessen Beständen vielfältige Spuren hinterlassen. Das Hauptstaatsarchiv verwahrt schließlich die schriftliche Überlieferung des bayerischen Kultusministeriums und weiterer bedeutender staatlicher Kultureinrichtungen, wie der Staatsoper, des Bayerischen Staatsschauspiels und der Bayerischen Theaterakademie. Auch in anderen Beständen hat »Faust« seine Spuren hinterlassen. Zur Aufführungsgeschichte von »Faust« finden sich im Hauptstaatsarchiv Theaterzettel und Fotos, Werk- und Personalakten oder technische Vorstellungsbücher, außerdem Plakate und Korrespondenzen.

Die Exponate der kleinen Ausstellung decken zwei Themenbereiche ab: »Faust« auf der Bühne und »Faust« als Gegenstand der politischen Debatte. In den Münchner Staatstheatern wurde »Faust« seit 1830 als Drama von Goethe, als Oper von Louis Spohr, Hector Berlioz, Charles Gounod, Heinrich Zöllner und Hermann Reutter oder als Ballett von Werner Egk aufgeführt. In klassischer Inszenierung im Hof- und Nationaltheater, in der Bayerischen Staatsoper, im Bayerischen Staatsschauspiel oder im Gärtnerplatztheater. Eher experimentell umgesetzt zuletzt im Akademie- bzw. Prinzregententheater.

Nahezu unbekannt dürfte es sein, dass der Münchner Kunstschriftsteller Georg Fuchs 1933 eine »Reichs-Faust-Woche« konzipiert hat, die im Folgejahr zu Hitlers Geburtstag abgehalten werden sollte. Dass es dazu nicht kam, hatte mit der ablehnenden Haltung der NS-Reichspropagandaleitung zu tun.

Faust-Ballett schlug hohe Wellen

Hohe Wellen schlug 1948 die Uraufführung des Faust-Balletts »Abraxas« von Werner Egk. Der Komponist gab bei der Inszenierung selbst die Rahmenbedingungen vor. Choreographie und Bühnenbild wurden nach seinen Vorstellungen umgesetzt. Kurz nach der Premiere am 6. Juni 1948 kam es zum Eklat: Kultusminister Alois Hundhammer setzte das kostspielige Stück wegen der anstößigen »Schwarzen Messe« ab – Moral und Politik überlagerten den künstlerischen Anspruch. Als das Ballett 1951 im Kongress-Saal des Deutschen Museums erneut aufgeführt werden sollte, kochten die Emotionen sofort wieder hoch. Die Staatsregierung befürchtete gewaltsame Ausschreitungen und erklärte das Stück für »unerwünscht«. Wütende Bürger meldeten sich darauf hin zu Wort.

Die Ausstellung zeigt mit mehr als 50 zum Teil unbekannten Schrift- und Bildzeugnissen, wie spannend, vielseitig und ertragreich die theaterbezogene Überlieferung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv ist. Bereichert wird die Ausstellung durch Leihgaben der Bayerischen Staatsoper, des Bayerischen Staatsschauspiels sowie des Deutschen Theatermuseums und der Bayerischen Staatsbibliothek.

Die kleine Ausstellung wird bis 30. Mai 2018 im Hauptgebäude des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, Foyer 1. OG, Schönfeldstraße 5, gezeigt: Montag bis Donnerstag, 8.30-18.00 Uhr, Freitag 8.30-13.30 Uhr, Sonn- und Feiertage geschlossen. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 11.05.2018
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