Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus (Ausgabe Mai 2018)

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, kürzlich kam ich auf die Idee, die Energiewende zu er-fahren – und zwar mit dem Fahrrad. Nein, ich nahm (noch) nicht an einer »Stadtradeln«-Aktion teil, bei der es darum geht, möglichst viele Kilometer für den Klimaschutz abzustrampeln (dieses »Stadtradeln» startet im Landkreis heuer am 1. Juli, die Anmeldung ist bereits möglich).

Vielmehr beschlossen wir am vorletzten Aprilsamstag im Familienkreis, das schöne Wetter auszunutzen und zu einer kleinen Fahrradtour entlang der Fernwärme-Trasse der Energieversorgung Ottobrunn GmbH zwischen Ottobrunn und Kirchstockach aufzubrechen. Gesagt, getan. Erstes Ziel: der Hohenbrunner S-Bahnhof. Dort sehen wir bereits von weitem die aufgetürmten Fernwärmeleitungsrohre: zehn Zentimeter Durchmesser im Inneren, außen herum eine ca. 40 Zentimeter dicke Isolationsschicht.

An der Westseite der Gleise liegen bereits einige Rohre offen in einem aufgebaggerten Graben. Was für ein Unterschied, die Verlegung der Fernwärmeleitungen außerhalb des Ottobrunner Ortsgebiets endlich beobachten zu können, während man bisher nur darüber geredet hat! Mit dieser Erkenntnis radeln wir den Kirchstockacher Weg weiter. Hier sind die Fernwärmeleitungen bereits verlegt. Tatsächlich sehen wir am Wegrand immer wieder einzelne offensichtlich nicht benötigte Fernwärmerohre oder die dazu gehörigen Rohrbögen liegen. Dass unter dem Feldweg wirklich Fernwärmeleitungen liegen, sehen wir, als wir mitten im Wald an eine Stelle gelangen, wo der Weg noch aufgegraben ist. Klar erkennbar: die Dehnungsbögen. Sie sind dazu da, die Ausdehnungen auszugleichen, die durch das heiße durchgeleitete Wasser ausgelöst werden.

Schließlich sind wir in Kirchstockach auf dem Gelände der Firma Ganser angekommen. Wir sehen die Bioabfallvergärungsanlage (BAV) des Landkreises und südlich dahinter die in den Himmel ragenden Verrohrungen des Geothermiekraftwerks. Von beiden Anlagen, der BAV wie auch dem Geothermiekraftwerk, werden Teile des Ottobrunner Ostens ab Ende 2019 mit regenerativer Heizwärme versorgt. Zu den ersten Abnehmern der Kirchstockacher Wärme gehören Schulen: die Gymnasien Ottobrunn und Neubiberg, die Realschule Neubiberg, die Carl-Steinmeier-Mittelschule in Riemerling und die Grundschule an der Lenbachallee (mit Lehrschwimmbecken). Diese werden künftig komplett mit regenerativer Fernwärme aus der BAV beheizt.

Um die Sensation, die in dieser Meldung liegt, voll und ganz erfassen zu können, muss man wissen, dass ein großer Teil der in der BAV entstehenden Wärme derzeit noch ungenutzt in den Himmel geblasen wird. Das wird – mangels Abnehmer – in den warmen Monaten April bis Oktober auch künftig der Fall sein, jedoch in einem weitaus geringeren Ausmaß als bisher. In den Monaten November bis März kann die Wärme der BAV nahezu vollständig durch die Schulen genutzt werden. Das alles erkläre ich meinen Kindern, die einige dieser Schulen selbst besuchen, mit großer Begeisterung und pädagogischem Ehrgeiz. Diesen ist aber eher nach süßer Abkühlung. Also radeln wir weiter nach Höhenkirchen –- zu einer Eisdiele. Was tut man nicht alles im Kampf gegen den Klimawandel!

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Thomas Loderer,
Erster Bürgermeister

Artikel vom 08.05.2018
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