Erster Erzählabend stieß auf große Resonanz

Alte Hochbrücker erzählen

Hochbrück · Rudi Naisar hatte die Idee der Garchinger Stadtbücherei »Alte Garchinger erzählen« aufgegriffen und eine ähnliche Veranstaltung in Hochbrück durchgeführt.

Der Leiter der Stadtbücherei Jürgen Heckel und der Ortschronist Dr. Odward Geisel haben ihn dabei unterstützt. Irma Hinneburg, Michael Asam, Leonhard Diepold und Josef Kink leben seit Mitte der Zwanziger Jahre in Hochbrück und waren bereit aus dieser früheren Zeit zu erzählen. Der Pfarrsaal in Hochbrück war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Diepold, dessen Vater 1927 als Verwalter der Munitionsfabrik »Dynamit-Nobel« nach Hochbrück kam, gab zunächst einen kurzen Überblick über die Geschehnisse unter anderem vom Aufbau einer Zündholzfabrik sowie den Autorennen zwischen Hochbrück, Kreuzhof, Lustheim und Neuherberg.

Das Lager Hochbrück hatte eine gewisse militärische Bedeutung. Hier wurde zum Teil der Nachschub für den Flughafen Oberschleißheim abgewickelt. Außerdem fanden Umschulungen für versehrte SS-Leute statt.

Die Bundeswehr stellte einen bisher noch nicht veröffentlichten Lageplan des Militärlagers Hochbrück zur Verfügung. Ein Teil der Gebäude existiert heute noch. Der Unterschleißheimer Ortschronist Christoph steuerte eine vielbeachtete Luftaufnahme aus den 50er-Jahren bei. Die Hochbrücker waren damals fast ausschließlich nach Oberschleißheim orientiert. Man ging dort zur Schule und alle Bedürfnisse des täglichen Lebens wurden in Schleißheim geregelt. Irma Gutsmiedl brachte ein altes Klassenfoto aus den Dreißiger-Jahren mit und berichtete, dass bis auf den heutigen Tag immer noch Klassentreffen stattfinden.

Der Schleißheimer Kanal war für die Münchner ein begehrtes Ausflugsziel. Das Wasser war klar und die Ufer gepflegt. In Hochbrück waren aber auch ein Lager des Reicharbeitsdienst, das Flakzeugamt und eine Landespolizeistation untergebracht.

1933 kaufte die SS den »Brückenpeterhof« (heute Lankes) und errichtete dort einen Musterhof. An der heutigen Tannenbergstraße wurde ein Munitionsdepot errichtet, das als Einfamilienhaussiedlung getarnt war. Familie Kink lebt seit 1922 in Hochbrück. Der Bauernhof wurde zum Teil aus Steinen der »Hohen Brücke«, die 1887 abgebrochen wurde, erbaut.

1945 beim Einmarsch der Amerikaner war Hochbrück hart umkämpft.

Bei Familie Hauber steckt seitdem im Brockhaus Band zwei aus dem Jahre 1901 eine Gewehrkugel. Das Exemplar konnte beim Erzählabend besichtigt werden. Viele Besucher nutzten anschließend die Gelegenheit mit alten Bekannten zu plaudern und die Geschichten aus der Vergangenheit aufzufrischen.

Wegen des großen Interesses wird die Serie fortgesetzt. Im Herbst soll über die Zeit ab 1945 berichtet werden. Wenn jemand Material (Fotos, Dokumente, Pläne, Postkarten etc.) aus der Zeit zwischen 1945 und 1960 besitzt, kann er sich bei Rudi Naisar, Telefon 0 89/32 67 99 77, melden. Das Material wird reproduziert. Die Originale werden den Eigentümern unversehrt zurückgegeben, verspricht Naisar.

Artikel vom 30.01.2002
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