Mit reiner Muskelkraft

Gelebte Tradition: Anzinger Burschen stellen ihren neuen Maibaum auf

Knapp 37 Meter lang ist der neue Anzinger Maibaum. Am 1. Mai stellen die Anzinger Burschen ihr Stangerl mit reiner Muskelkraft auf.	Foto: Burschenverein Anzing

Knapp 37 Meter lang ist der neue Anzinger Maibaum. Am 1. Mai stellen die Anzinger Burschen ihr Stangerl mit reiner Muskelkraft auf. Foto: Burschenverein Anzing

Anzing/Landkreis · Der Maibaum und Bayern gehören einfach unzertrennlich zusammen. Das Stangerl verkörpert wie kaum etwas anderes im Freistaat das weiß-blaue Lebensgefühl, die Traditions- und Heimatverbundenheit und gelebtes Brauchtum.

Maibaum - Bayerisches Brauchtum
Themenseite: von Maibaum-Pflege bis Maibaumtanz

Es war König Ludwig I. höchstpersönlich, der per Dekret im April 1827 seinen Landsleuten offiziell die schon seit langem praktizierte Maibaum-Aufstellung erlaubte: »Es sey von nun an wieder erlaubt, nach uraltem Brauche am 1. Mai in jeder Gemeinde auf dem Lande einen Maibaum aufzusetzen. Wir vertrauen in die Einsicht und Klugheit Unserer Landesbehörden, daß zweckmäßigste Anleitung getroffen wird, um dem Landvolk dieses an sich unschädliche Vergnügen nach Unserer wohlmeinenden Absicht zu verschaffen und zu erhalten«.

Damit wurde eine bis heute praktizierte und geliebte Tradition bestätigt, die sich gerade in Oberbayern gehalten hat – vor allem im ländlichen Gebieten: Alleine in Landkreis Ebersberg werden heuer in zehn Gemeinden neue Traditionsstangerl aufgerichtet. Am Dorfplatz im Herzen von Anzing stellt der örtliche Burschenverein am Dienstag, 1. Mai, ab 11 Uhr den Maibaum auf. Bereits um 10 Uhr beginnt bei schönem Wetter der Frühschoppen. Für traditionelle Klänge sorgt dazu die Geltinger Blasmusik. Mit Bier, Wiesenhendl, Grillfleisch und Steckerlfisch ist auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Die Kinder dürfen sich auf eine Hüpfburg freuen.

Der neue Anzinger Maibaum ist knapp 37 Meter lang. Aufgestellt wird er noch ganz traditionell mit »Schwaiberln« – also ohne mechanische Hilfe und mit ganz viel »Irxenschmoiz«, sprich: reiner Muskelkraft. Eine neue Spitze bekommt das Stangerl auch – die geradezu historisch ist. »Die Spitze ist vom ersten Maibaum nach dem zweiten Weltkrieg, also von 1948«, erläutert Alexander Salzmann vom Burschenverein Anzing. Gefunden worden ist die Spitze auf einem Dachboden. Als weitere Besonderheit wird der Anzinger Maibaum traditionell in ein drei Meter tiefes Erdloch eingegraben. »Dadurch kann sich der Maibaum im Wind etwas bewegen«, erklärt Salzmann. »Er bricht normalerweise nicht so leicht ab wie in einer Schiene.«

Der Anzinger Burschenverein hat zur Zeit 112 Mitglieder. Ein paar sind schon über 40, einige zwischen 25 und 30 Jahre alt. Ein Großteil der Burschen sei jünger als 25 Jahre, sagt Alexander Salzmann. »Nachwuchsprobleme haben wir nicht.«

Gegründet worden ist der Burschenverein Anzing im Jahr 1909, um die Gemeinschaft und das gesellige Beisammensein zu fördern. In der NS-Zeit wurde der Verein aufgelöst, nach dem Krieg neugegründet. Mitglied werden können Anzinger ab 16 Jahren. Wer kirchlich heiratet, der scheidet aus. B. Schuldt

In den Mai feiern

Aschheim:
1. Mai, ab 11 Uhr: Festumzug, Maibaum aufstellen und Feier (Tannenstraße 15).

Feldkirchen:
30. April, 19 Uhr: Tanz in den Mai am Rathausplatz

Finsing:
1. Mai, 9 Uhr: Maibaumaufstellen am Rathausplatz

Markt Schwaben:
1. Mai, 10 Uhr: Maibaumfest am Schlossplatz

Parsdorf:
29. April, 11 Uhr: Maibaumaufstellen am Dorfplatz, abends »Tanz in den Mai«

Unterföhring:
1. Mai, 11 Uhr: Maifeier des G.T.E.V Edelweiß am Marktplatz (bei schlechtem Wetter im Bürgerhaus, Münchner Straße 65)

Artikel vom 25.04.2018
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