Unappetitlich: Plastikmüllstrudel

Nymphenburg · Bald mehr Plastik als Fische im Meer?

Die Künstlerin ist mit ihrer Ausstellung unter anderem nach Italien und Österreich »gewandert«. 	Foto: gpgp

Die Künstlerin ist mit ihrer Ausstellung unter anderem nach Italien und Österreich »gewandert«. Foto: gpgp

Nymphenburg · Seit 20. April können Besucher des Geranienhauses die Ausstellung »gpgp – plastic in your world« im Nymphenburger Park begutachten. Seit einiger Zeit wird immer häufiger über gigantische Plastikmüllstrudel berichtet, die in den Meeren treiben.

Sie entstehen, weil der Plastikmüll, der seit Jahrzehnten in die Ozeane gekippt wird, im Meer nicht zersetzt, sondern in immer kleinere Teile zerrieben wird. Die Plastikteile werden durch Strömungen zusammengetrieben und wie in Sammelbecken zusammengehalten. Die erste bekannt gewordene Ansammlung von Plastikmüll ist der Great Pacific Garbage Patch, dessen geschätzte Größe die Ausmaße von Westeuropa erreicht.

13 Mio Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer. Das entspricht etwa 1 Billion Plastiktüten. Aneinandergelegt umrunden sie die Erde etwas mehr als 10.000 mal im Jahr oder einmal alle 50 Minuten. Das ist aber nur der Müll, der im Meer landet. Die weltweite Plastikproduktion in Tüten umgerechnet umrundet die Erde alle zwei Minuten... und legt weiter an Tempo zu.

Ohne gravierende Änderung schwimmen 2050 im Meerwasser mehr Plastikteile als Fische. Lange Jahre war der Müll weit weg, unsichtbar. Einstige Traumstrände sehen heuer aus wie Müllkippen, Fische und Vögel haben die Mägen voll Plastik und seit kurzem erreicht uns ein neues Problem: Mikroplastik. Das Ergebnis der Zerkleinerung im Meerwasser. Mikroplastik entsteht aber auch in jedem Haushalt, ist enthalten in vielen Kosmetika oder Zahnpasta oder wird in Form von Stofffasern mit jeder Waschmaschinenladung in der Wasserkreislauf geschwemmt.

Mikroplastik findet sich in jedem Gewässer, im Rhein oder Bodensee genauso wie in den bayerischen Bergseen. Und Mikroplastik ist in der Nahrungskette angelangt. Es findet sich vor allem in Muscheln und anderen Krusten- und Schalentieren, aber auch in vielen Speisefischen sowie in Meersalz. Schon 2015 konnte Mikroplastik in 170 verschiedenen Arten nachgewiesen werden.

Wer Meeresfrüchte und Fisch isst, konsumiert Mikroplastik also mit. Die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus sind noch nicht erforscht, klar ist aber, dass die Mikroplastikteilchen hervorragende Transporter für alle möglichen Gifte sind. Sie nehmen diese aus dem Wasser auf und erreichen dabei eine Schadstoffkonzentration die 100.000 mal so hoch ist wie die des Wassers.

Deshalb hat die Künstlerin Tanja Martina Federl 2016 das Projekt »gpgp – plastic in your world« gestartet. Tanja Martina Federl wurde 1963 in München geboren und ist München lange treu geblieben. Doch seit kurzem lebt und arbeitet sie in Furth im Wald, der Stadt ihrer Vorfahren. Nach dem Studium der Informatik und 20 Jahre Tätigkeit in einer Bank ist sie seit 2010 ausschließlich künstlerisch tätig. Bisher ist sie vor allem für ihre Fotokunst bekannt, bei der sie aus teilweise mehreren hundert Fotografien digitale Collagen erstellt. Dabei spürt sie den Strukturen des Lebens nach, die dessen notwendige Voraussetzung aber auch dessen Produkt sind.

Die in Schwabing aufgewachsene Künstlerin will in ihren Werken auch zeigen, wie sich die strukturierte Masse beim Heranzoomen ändert, wie scheinbare Monotonie sich aus der Nähe als Kosmos.

Artikel vom 23.04.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...