Das Konzept funktioniert

OB Max Gotz »provoziert« Neugestaltung der Marktsonntage

Aufmarsch vor dem Amtssitz des OB (Hintergrund): Bei den verkaufsoffenen Sonntagen steigt das Wir-Gefühl in der Stadt Erding.	Foto: kw

Aufmarsch vor dem Amtssitz des OB (Hintergrund): Bei den verkaufsoffenen Sonntagen steigt das Wir-Gefühl in der Stadt Erding. Foto: kw

Erding · Kommunalpolitik ist oft harte Arbeit. Dort wird täglich der Spagat geprobt zwischen dem, was man umsetzen möchte, und dem, was man tatsächlich umsetzen kann.

In vielen Dingen zeigen sich die Ergebnisse schon nach kurzer Zeit und wenn die dann nicht positiv ausfallen, wird es schnell mal eng. Insofern kam es extrem unerwartet, als Erdings Oberbürgermeister Max Gotz nicht nur leise Kritik an der Praxis der verkaufsoffenen Sonntage in der Herzogstadt verlauten ließ und dass es vielleicht nur noch einen verkaufsoffenen Sonntag pro Jahr in Erding geben sollte.

Niemanden, nicht einmal die eigene CSU-Stadtratsfraktion, hatte er eingeweiht, aber die Wirkung dieses Vorstoßes war durchschlagend. Mit einem Mal setzte eine breite Diskussion ein. All jene, denen verkaufsoffene Sonntage schon immer ein Dorn im Auge waren – und da gibt es einige, von den Kirchen bis zu den Gewerkschaften – witterten Morgenluft, waren optimistisch, es werde damit vielleicht wenigstens etwas aufgeräumt. Vor allem diese Kreise hatten sich gründlich getäuscht und unlängst bei der Versammlung des Gewerbevereins Erding konnte sich der Rathauschef rückblickend ein Grinsen nicht verkneifen: »Ich habe mit Vergnügen in viele entsetzte Gesichter geblickt.« Diese hatte es tatsächlich gegeben: Bei der Interessengemeinschaft Ardeo und beim Gewerbeverein, aber auch im Stadtrat. Als alle, die Schnappatmung bekommen hatten, ihren Adrenalinspiegel wieder normalisiert hatten, begann eine konstruktive Debatte, an deren Ende ein zukunftsfähiges Ergebnis stand.

Wer einen verkaufsoffenen Sonntag in der Stadt auf die Beine stellen möchte, muss ein Konzept vorlegen, eine Attraktion, Markt oder Messe mit überlokaler Bedeutung. Damit geht die Stadt ganz auf die rechtlichen Vorgaben ein, die die Staatsregierung kurz vorher noch einmal enger gefasst hatte. Die Vorgaben haben die Erdinger als Herausforderung angenommen und einen Veranstaltungsplan zusammengestellt, um den sie beneidet werden, darunter auch der »Tag der Vereine und des Ehrenamtes« am vergangenen Sonntag.

Er ist ein indirektes Ergebnis des Vorstoßes von Max Gotz, der einfach weg wollte von den Standards, etwas anstoßen, wachrütteln. Das ist ihm gelungen. Dass am jüngsten verkaufsoffenen Sonntag das Wetter auch noch mitspielte, es ein geradezu fantastischer Tag wurde, das darf mit Fug und Recht das Glück des Tüchtigen genannt werden.

Die Stärkung der Innenstadt, Erlebnisse schaffen, das war das Ziel. Und inzwischen sind getreu dem Motto, dass nichts erfolgreicher ist als der Erfolg, auch die Kritiker leise geworden, die befürchtet hatten, Gotz würde mit seinem Machtwort der lokalen Wirtschaft eher schaden.

Die Neuordnung hat dazu geführt, dass sich zunächst einmal alle Geschäfte außerhalb der Innenstadt nicht mehr an die verkaufsoffenen Sonntage »anhängen« können. Diese Tage gehören jetzt der Innenstadt.

Ob das vom Oberbürgermeister so gewollt war, ließ er in seiner diplomatischen Art nicht durchblicken. Aber immerhin hat er erreicht, dass die Zahl derer, die tatsächlich eingebunden werden, massiv gestiegen ist.

Durch die neue Regelung ist in der Stadt ein Wir-Gefühl entstanden, und das gerade in einer Zeit, da die Fluktuation im stationären Handel massiv zunimmt, wie Gotz selbst immer wieder betont. Die Stadt befindet sich in einer Wachstumsphase, die schwer steuerbar ist, wenn überhaupt.

Hinterher ist man immer schlauer. Hinterher, das ist jetzt, und mit der erfolgreichen Premiere letzte Woche lässt sich sagen, dass es wohl an der Zeit war für die Neuordnung. kw

Artikel vom 20.04.2018
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