Der Zusammenhang von Sehen und Erkennen

Ausstellung in der Alexander Tutsek-Stiftung läuft noch bis Ende Juni

Unkonventionelle Arbeit: Das Bild "Sainte Geneviève and the Deer" stammt von der New Yorker Künstlerin Kiki Smith. Foto: VA

Unkonventionelle Arbeit: Das Bild "Sainte Geneviève and the Deer" stammt von der New Yorker Künstlerin Kiki Smith. Foto: VA

Schwabing · Unter dem Titel »Das Andere Sehen« zeigt die Alexander-Tutsek-Stiftung (Karl-Theodor-Straße 27) bis zum 29. Juni in ihrer thematischen Ausstellungsreihe zeitgenössische Skulpturen aus Glas von internationalen Künstlern.

Der Titel der Ausstellung spielt mit dem doppelten Sinn der Worte. Die Arbeiten werfen einen anderen Blick auf die Dinge und thematisieren zugleich das Interesse am Anderen: gegenüber dem Ich der Andere, gegenüber dem sichtbaren Körper sein Inneres, gegenüber der Zivilisation die Wildnis, gegenüber der Erde das Universum, gegenüber dem Leben der Tod. Es geht ihnen um die Wahrnehmung des Anderen, um den Zusammenhang von Sehen und Erkennen, um Verstehen.

Viele zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler haben die Magie der Materialien wiederentdeckt. Sie arbeiten mit Stoffen, die eher dem Handwerk zugeordnet werden, dem Nützlichen oder dem Dekor. Sie schätzen die Unmittelbarkeit und Haptik des Materials, seine körperliche und emotionale Wirkung auf den Betrachter und seine historischen, geistigen und spirituellen Bedeutungen. »Das Material Glas hat eine enorme Aufwertung in der zeitgenössischen Kunst gewonnen«, sagt Eva-Maria Fahrner-Tutsek, Vorsitzende der Stiftung. Sie wollte diesem Phänomen eine Ausstellung widmen und hat dafür signifikante Werke international renommierter Künstlerinnen und Künstler zusammengetragen.

Was fasziniert jene am Glas, die vornehmlich von der Malerei kommen, wie Alejandra Seeber oder von der Skulptur in Bronze, Marmor und Holz wie Tony Cragg? Oder jene, die mit Video arbeiten wie Mona Hatoum und der Fotografie wie Raimund Kummer? Das dem Material Glas inhärente Licht, die Reflexion, Zerbrechlichkeit und Transparenz, die technischen Möglichkeiten, dessen Tradition und Geschichte oder die erzählerische Qualität, die ihm innewohnt? Mit diesen Fragen versteht sich die Ausstellung »Das Andere Sehen« auch als ein Beitrag zum Diskurs über Glas in der zeitgenössischen Kunst.

Die ausgewählten Arbeiten der sieben Künstlerinnen und Künstler sind allesamt Werke von besonderer Qualität und kultureller Bedeutung. So unterschiedlich sie sind, die dreizehn Arbeiten fügen sich zu einer Erzählung: die im Raum schwebenden »Speech Bubbles« (2014) aus geblasenem Glas der argentinischen Künstlerin Alejandra Seeber (Jahrgang 1968) zum Beispiel, das »Gespräch unter drei Augen“ (1990) von Raimund Kummer (Jahrgang 1954) oder das Paar »Listeners« (2015) des britischen Künstlers Tony Cragg (Jahrgang 1949), die Wandarbeit „Glass Feathers« (2015) der koreanischen Künstlerin Ki-Ra Kim (Jahrgang 1959), der „Korb V“ (2014) mit zwei roten zellenförmigen Gefäßen von Mona Hatoum (Jahrgang 1952), der in London lebenden palästinensischen Künstlerin.

Zu den herausragenden Arbeiten der Ausstellung zählen auch »Ashen« (2010) von Kiki Smith aus New York (Jahrgang 1954), deren gläserne Blumen aus einer Holzskulptur gleich einem Sarg wachsen, oder die tiefblauen spiegelnden Glas-Bricks, aus denen die in Los Angeles lebende Pae White (Jahrgang 1963) eine Mauer baut (»Overserved«, 2017). Die Installationen schaffen eine Poetik des Raumes und verwandeln das Haus der Stiftung, eine Jugendstilvilla, ehemals Atelier eines Bildhauers, in einen anderen Ort – in einen Ort, an dem etwas geschieht, der den Betrachter ins Schauen und Denken lockt.

Die Ausstellung ist noch bis Freitag, 29. Juni, dienstags bis freitags jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen. An Feiertagen ist sie geschlossen.

Artikel vom 20.04.2018
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