Sie lassen’s wieder krachen

Munich Dynamite startet in die neue Roller Derby Saison

Die Jammerin (li.) kann durch Überrunden Punkte machen. Ihre Blockerinnen schützen sie dabei vor gegnerischen Angriffen – und das ganz handfest.	Foto: Bruno Ponce

Die Jammerin (li.) kann durch Überrunden Punkte machen. Ihre Blockerinnen schützen sie dabei vor gegnerischen Angriffen – und das ganz handfest. Foto: Bruno Ponce

München · Blaue Flecken gehören dazu. Beim Roller Derby kracht es gewaltig und das hinterlässt regelmäßig seine Spuren. Was vor einigen Jahren als Spaßsport in den USA begonnen hat, wird heute auf der ganzen Welt mit viel sportlichem Ehrgeiz und immer professioneller betrieben. Auch in München.

Die erste Mannschaft der Munich Rolling Rebels, »Munich Dynamite«, steht unmittelbar vor der neuen Bundesligasaison. Am Samstag, 21. April, steigt das Team in die Runde ein. Gegner sind um 16 Uhr in der Sporthalle an der Eversbuschstraße 124 (Allach) die RuhrPott Roller Girls aus Essen. Roller Derby wird in der Regel von Frauen gespielt. Der Name der Sportart sagt nicht aus, worum es geht, geschweige denn, wie die Teams ihre Punkte machen. Wir klären auf.

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Beim Roller Derby stehen sich auf einer ovalen Laufbahn zwei Fünferteams auf Rollschuhen gegenüber. Ziel ist es, den eigenen »Jammer«, die Spielerin, die punkten kann, an den gegnerischen Blockern vorbeizubringen und gleichzeitig den Jammer der Kontrahentinnen daran zu hindern. Das war schon alles. Ach ja: Um die Gegner zu stoppen, ist einiges erlaubt. Aus der Bahn drängen oder auch mal ein ordentlicher Bodycheck machen den Wettkampf zu einem regelrechten Spektakel. Mit Show hat das aber nichts zu tun. Ohne gute Kondition und Körperbeherrschung gibt es beim Roller Derby nichts zu holen, weiß »Mad Kat«, so der Kampfname von Kathrin Müller von Munich Dynamite. Trotzdem kommt die Show auch nicht zu kurz.

In den Wettkampf starten die Spielerinnen mit Kampfbemalung. Das martialische Auftreten soll die Gegner beeindrucken und entstammt noch der Zeit, als der Sport eine reine Spaßveranstaltung war. »Der Sport hat nach wie vor eine theaterhafte Komponente, die inzwischen aber mit einem Augenzwinkern betrachtet wird«, berichtet Kathrin Müller von einem Imagewandel. Je professioneller der Sport ausgeübt werde, desto mehr verschwinde diese Komponente. Noch aber gehört es dazu, wie man auch auf der Internetseite www.munichrollingrebels.de sehen kann.

Ein Kommentator macht das Spiel auch für neue Zuschauer verständlich

Auf der Bahn konzentrieren sich die Spielerinnen ganz auf ihren Sport. »Spielen«, so erklärt Müller, sei der richtige Begriff. Dennoch komme es immer wieder mal zu Unklarheiten bei den Außenstehenden: »Oft kursiert das Missverständnis, dass Roller Derby mit einem Ball gespielt wird. Viele stellen es sich fälschlicherweise wie Hockey auf Rollschuhen vor«, weiß Müller, die bei den Munich Rolling Rebels im A-Team (Munich Dynamite) und im B-Team (Municorns) spielberechtigt ist. Tatsächlich ist es eine verschärfte und rasante Art des Verfolgungslaufs. Und genau das macht es für Zuschauer so interessant.

Die zweiminütigen Jams in der zweimal 30 Minuten dauernden Spielzeit sind reine Action. Das Spiel ist sehr körperbetont. Die Spielerinnen sollten keine Angst vor Schmerzen haben, denn die sind indirekt Bestandteil des Sports. Kathrin Müller: »Das Blocken durch andere Spieler oder das Fallen – besonders auf die Rollen – kann schon mal schmerzhaft sein. Man sollte auch keine Bedenken haben, anderen beim Spielen eventuell Schmerzen zu bereiten.« Mit Gleichgewichtssinn und Reaktionsschnelligkeit gelingt es guten Jammern auch mal auf artistische Weise, den Angriffen der Gegner auszuweichen. Die ästhetische Komponente ist im Spiel zwar von untergeordneter Bedeutung, aber wenn die Jammerin auf diese Weise Punkte holt, gibt’s vom Publikum auch mal Szenenapplaus.

Trotz aller erlaubter Härte gibt es auch Regelverstöße bei den Angriffen, und zwar nicht mal wenige. Die Schiedsrichter müssen auf viele Aktionen gleichzeitig achten und ahnden Fouls mit Strafzeiten über 30 Sekunden. Das stört den Spielfluss und ist von außen nicht immer erkennbar. »Mad Kat« Müller bezeichnet Roller Derby als zuschauerfreundlichen Sport, wenngleich sie zugibt, dass die Geschwindigkeit, die auch den Reiz ausmacht, neuen Zuschauern Probleme bereitet.

Taktik und Fouls zu erkennen sei anfangs schwer, auch die Wertung sei nicht auf Anhieb leicht zu erfassen. »Daher gibt es bei Spielen immer Kommentatoren, die das Spiel erklären und einzelne Spielzüge für die Zuschauer verständlich machen.« Ein Hindernis weniger also, aber wie sieht das typische Roller Derby-Publikum überhaupt aus? »Wir sprechen junge Menschen und Familien an, die offen für neue Sportarten sind und die Derby-Community schätzen. Wir haben treue Fans, die nach dem Spiel mit auf unsere Partys kommen«, erzählt Müller. Die gehören auch immer dazu, allerdings muss man dafür in München ein gutes Stück Weg zurücklegen. Von Allach aus geht es in die Isarvorstadt, Thalkirchener Straße 29 (»Südstadt«), wo ab 21 Uhr die Party steigt.

Davor steht am 21. April erst das Duell mit den RuhrPott Roller Girls. Der Eintritt kostet 8 Euro, Tickets gibt es auf www.munichrollingrebels.de Eins ist jetzt schon sicher: Es wird ordentlich rund gehen.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 13.04.2018
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