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Erklären statt verbieten
Rauchen oder nicht rauchen? Wie ein Arzt Jugendliche erreicht
Lernen fürs Leben – was Dr. Jonas Arno Hartung den Schülern hier nahebringt, hilft ihnen bei einer Entscheidung für das ganze Leben: rauchen oder nicht? Foto: Klinikum München
München · Über das Rauchen gibt es wahrscheinlich nichts, was nicht schon gesagt worden wäre. Ob jeder alles darüber weiß, ist wieder eine andere Frage.
Artikel vom 23.03.2018: So seh ich das! Zum Thema der Woche
Weil das Wissen über das Rauchen und die damit verbundenen Gefahren dem Menschen nicht in die Wiege gelegt werden, macht sich Dr. Jonas Arno Hartung auf den Weg und klärt auf. Aber dahinter steckt noch mehr.
Hartung ist Arzt und arbeitet in der Klinik für Pneumologie am Klinikum Bogenhausen. Sein Abitur hat der heute 33-Jährige vor 14 Jahren genau gegenüber am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gemacht. Er ist der Schule nach wie vor verbunden, genauso wie seinen Patienten im Klinikum. Beide sollen es besser haben, findet Hartung. Dafür hat er ein Projekt ins Leben gerufen, das jetzt in die zweite Runde geht. Dabei wird er von der Schule und seinem Arbeitgeber unterstützt.
Runde eins fand bereits im vergangenen Jahr statt. Damals fertigten die WHG-Schüler Kunstwerke für die kahlen Flurwände in der Pneumologie an. Dafür revanchiert sich der Arzt jetzt mit Präventionsunterricht in der Biologiestunde.
Der erhobene Zeigefinger soll dabei kein Hilfsmittel beim Lernen sein: »Ich will niemandem das Rauchen verbieten. Die Schüler sollen es ruhig ausprobieren. Aber sie sollen vorher wissen, worauf sie sich einlassen.« Das erklärt Hartung in seinem Präventionsunterricht in klaren, zum Teil harten Worten. Dabei verzichtet er auf Schockfotos, die man von Zigarettenpackungen eh schon kennt. Er braucht sie nicht, wenn er über Lungenkrebs redet, bei dem die Erkrankten eine durchschnittliche Überlebensdauer von einem bis anderthalb Jahren haben. Wenn er berichtet, dass neun von zehn Lungenkrebspatienten Raucher waren. Dass überhaupt nur noch jeder sechste Erkrankte nach fünf Jahren noch lebt.
»Eine Operation ist die einzige realistische Chance auf Heilung«, erklärt Hartung. Er spricht klar und eindringlich. Durch seine Art, die Dinge zu benennen, erwirbt er sich Glaubwürdigkeit bei den Schülern. Sie sitzen nicht unbeeindruckt auf ihren Stühlen und folgen gebannt dem Vortrag. »Es ist ein tückischer Krebs. Frühe Symptome spürt man nicht«, berichtet Hartung nicht zuletzt aus seiner Erfahrung, die er Tag für Tag an seinem Arbeitsplatz macht.
Er sieht, wie die Lungenkrebspatienten leiden. Doch das sind längst nicht die Einzigen, die ihr Zigarettenkonsum die Gesundheit gekostet hat. »Rauchen bedingt auch Atherosklerose (Gefäßverengung) und die Periphere Arterielle Verschlusskrankheit, auch bekannt als Raucherbein«, berichtet Hartung. Dass Raucher ein höheres Herzinfarktrisiko haben, gehört mittlerweile zum Allgemeinwissen.
Doch es gibt gute Nachrichten, besonders für diejenigen, die meinen, jetzt sei es auch schon zu spät zum Aufhören. Wer fünf Jahre aufs Rauchen verzichtet, hat sein Herzinfarktrisiko wieder auf das Niveau wie bei Nichtrauchern gesenkt.
Erste positive Veränderungen machen sich noch viel schneller bemerkbar. Wenn man nur die Finger von der Fluppe lassen könnte…
Viele glauben, sie litten unter Entzugserscheinungen, wenn sie auf ihre Zigarette verzichten. Hartung hält dagegen: »Anders als bei einem Alkoholkranken zeigt Rauchentzug keinerlei körperliche Entzugserscheinungen.« Er hält das Rauchen für eine schlechte Gewohnheit.
Wer damit aufhören wolle, müsse seine Gewohnheiten ändern. Das ist nicht einfach, aber lösbar. »Weit mehr als die Hälfte der ehemaligen Raucher haben einfach damit aufgehört«, weiß der Mediziner und spricht damit einmal mehr aus Erfahrung. Denn seine stationären Patienten haben von jetzt auf gleich keine Möglichkeit mehr zu rauchen. Trotzdem lassen sich bei ihnen keine körperlichen Entzugserscheinungen feststellen. Was aber auch damit zusammenhängen kann, dass sie ganz andere Probleme haben.
So weit muss es aber gar nicht erst kommen, findet Hartung und deswegen will er mit seinem Präventionsunterricht den Neuntklässlern klarmachen, worauf sie sich einlassen und dass sie selbst die Entscheidung treffen. Dafür gibt er ihnen eine wichtige, nur scheinbar selbstverständliche Information mit: »Es gibt kein gesundes Rauchen.« Von Carsten Clever-Rott
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