Der jüngste Ehrenamtliche beim Helferkreis Asyl Ottobrunn / Hohenbrunn

Ottobrunn · »Alle wollen auf meinem Schoß sitzen«

Philipp Graser kümmert sich gerne um die Flüchtlingskinder wie hier um den zweijährigen Ayman aus Somalia.  	Foto: privat

Philipp Graser kümmert sich gerne um die Flüchtlingskinder wie hier um den zweijährigen Ayman aus Somalia. Foto: privat

Ottobrunn · Philipp Graser ist mit seinen zwölf Jahren derzeit der jüngste Flüchtlingshelfer des Helferkreises Asyl Ottobrunn / Hohenbrunn. Hier erzählt er über seine Erlebnisse und wie alles begann:

Kinder im Kirchenasyl
»Ich bin zwölf alt Jahre und gehe in die 7. Klasse des Gymnasiums Ottobrunn. Vor vier Jahren betreute der Helferkreis Asyl eine Familie aus Nigeria, die im Kirchenasyl in Putzbrunn lebte. Meine Mutter, die sich um diese Familie kümmerte, erzählte mir, dass die drei kleinen Kinder sich schrecklich langweilen würden, da sie die Wohnung monatelang nicht verlassen dürften. Sie würden immer sehnsüchtig aus dem Fenster auf den Kindergarten gegenüber schauen. Da meine Mutter ohnehin mehrmals die Woche zu dieser Familie fuhr, bin ich einfach mal mitgegangen und habe angefangen, mit den Kindern zu spielen. Joshua war damals zweieinhalb, Grace war ein Jahr alt und Anna noch ein Baby. Sie haben sich jedes Mal so gefreut, wenn ich bei ihnen war, dass es oft Tränen gab, wenn wir wieder gehen mussten.

Spielen und vorlesen
Joy, ihre Mutter, konnte weder lesen noch schreiben. Wenn ich Bilderbücher mit den Kindern angeschaut habe, hat sie immer gerne deutsche Wörter mitgelernt. Seit die Familie nach dem Kirchenasyl nach Mühldorf ziehen musste, besuchen wir sie auch dort immer wieder. Neulich waren wir bei Joshuas Einschulung. Die Kinder sprechen inzwischen fließend Bayerisch.

Große Freude über Kinder
Seit Sommer 2014 betreut meine Mutter auch somalische und eritreische Flüchtlingsfrauen mit kleinen Kindern, die in einem Haus in Ottobrunn wohnen. Alle sind anerkannte Flüchtlinge. Auch hier gehe ich oft mit und spiele mit den Kindern. Hiab, Ayman, Hanna und Abdi kenne ich, seit sie ein paar Tage alt sind. Wenn wir da sind, sind die Kinder gar nicht schüchtern, und auch die Mütter haben viel Spaß.

Ich lerne viele afrikanische Sitten kennen. Lustig finde ich, wenn die Kinder gefüttert werden, indem man z.B. Spaghetti und Reis mit Gemüse zu kleinen Happen knetet und den Kleinen direkt in den Mund gibt. Selbst Joghurt wird ohne Löffel gefüttert. Oft essen alle von einem Teller. Es ist immer sehr gemütlich. Beim Baden werden die Kinder mit vielen Düften und Badezusätzen parfümiert und nachher stundenlang eingecremt. Überhaupt riecht es überall nach Räucherstäbchen.

Kinder sind immer dabei
Alle Frauen kümmern sich um alle Kinder, ganz egal, welches ihnen gehört. Die Kinder sind überall dabei. Sie werden in bunten Tüchern am Körper getragen. Aber wenn ich da bin, wollen sie meistens alle gleichzeitig auf meinem Schoß sitzen. Bei Feiern werden die Kinder immer festlich angezogen.

Wenn meine Mutter alleine kommt, fragen die Mütter immer nach mir. Oft habe ich den Eindruck, dass sich die Flüchtlingsfrauen besonders freuen, wenn Kinder zu Besuch kommen, weil dann alles viel lockerer ist. Sie haben auch immer viel Spaß, wenn sie mir somalische oder eritreische Wörter beibringen und ich versuche, sie nachzusprechen. Die Familien sind so freundlich und dankbar, dass es immer viel Spaß macht, sich um sie zu kümmern.« Philipp Graser

Artikel vom 09.04.2018
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