Persönlicher Rückblick der künstlerischen Leiter Cornelius Claudio und Johannes Tonio Kreusch

Bewegende Jahre mit vielen bekannten Musikern

Ottobrunn · Die in Ottobrunn aufgewachsenen Brüder Cornelius Claudio und Johannes Tonio Kreusch sind die künstlerischen Leiter der Ottobrunner Konzerte. Ein persönlicher Rückblick:

Erstes Konzert mit dem Los Angeles Guitar Quartet
Zeitgleich zum Auftaktkonzert der Ottobrunner Konzerte im Februar 2008 lief in den USA die Grammy-Preisverleihung und das in Ottobrunn gerade brillant aufspielende Los Angeles Guitar Quartet war wieder nominiert. Alle fieberten mit dem Ensemble mit. Am Ende wurde es mit dem zweiten Grammy zwar nichts, das tat der guten und gelösten Stimmung jedoch keinen Abbruch.

Welchen Eindruck das Konzert in Ottobrunn bei den Künstlern selbst hinterlassen hatte, sahen wir ein paar Jahre später, als wir eine SMS von einem der Ensemble-Mitglieder bekamen. Er schrieb, sie seien auf dem Weg von München nach Salzburg und gerade an der Autobahnausfahrt Ottobrunn vorbeigefahren. Da seien sie sofort wieder über das tolle Konzert ins Schwärmen geraten.

Unnachahmliche Bühnenbilder
Sepp Hagn, Cheftechniker des Wolf-Ferrari-Hauses (WFH), und Veranstaltungstechniker Ekki Abwander schaffen unnachahmliche Bühnenbilder (siehe Artikel S. 24/25). Für das Konzert des deutschen Jazzmusikers Klaus Doldinger bildeten sie das Boot aus dem gleichnamigen Film, für den Doldinger die weltberühmte Filmmusik schrieb, originalgetreu nach. Weitere großartige Kreationen waren: das Riesen-Saxophon, das unter anderem bei Kenny Garrett zum Einsatz kam (siehe S. 21 und S. 24) oder der aus den Konzert-Flyern geklebte monumentale spanische Stier für Pepe Romero, den Meister der spanischen Gitarre. Für das Konzert »Friday Night in Ottobrunn« des Jazz-Gitarristen Al di Meola inszenierten Hagn und Ab- wander die Skyline von San Francisco.

Jazz-Piano-Marathon
Weite Beachtung fand der 1. Jazz-Piano-Marathon (»11 Pianisten, 88 Tasten«). Elf herausragende Jazz-Pianisten improvisierten an einem einzigen Abend jeweils rund eine viertel Stunde lang und schufen so einen Spannungsbogen, der die Zuhörer förmlich in den Bann zog. Anschließend jammten die Pianisten bis weit nach Mitternacht im als »Steinway-Lounge« gestalteten Ratssaal mit vierhändigen Jazz-Improvisationen weiter.

Enge Kooperation mit dem Berklee College of Music
Als Absolvent (Alumnus) des renommierten Berklee College of Music (Boston/USA) war es für mich (Cornelius Claudio Kreusch) besonders bewegend, meinen damaligen Professor Laszlo Gardony und weitere Vertreter der weltweit wichtigsten Jazz- und Pop-Kaderschmiede in Ottobrunn begrüßen zu können. Inzwischen besteht eine enge Kooperation zwischen dem Berklee College of Music und den Ottobrunner Konzerten (»Berklee@Ottobrunn«). Seitdem ist Ottobrunn – neben Paris, Stockholm und London – einer von vier europäischen Standorten, an denen Berklee seine weltweiten Aufnahmeprüfungen (Auditions) abhält. Unter dem Namen »Berklee Allstars« geben die nach Ottobrunn reisenden Professoren und Studenten regelmäßig ein Jazz-Konzert.

Bewegende Meet-the-Artist-Gespräche
In vielen Meet-the-Artist-Gesprächen gaben die Künstler oft Persönliches aus ihrem Leben preis. Al di Meola etwa, der Tränen unterdrücken musste, als er erzählte, wie er seinen erstaunten Eltern ganz am Anfang seiner Karriere berichtete, dass er am nächsten Tag mit Chick Corea in der Carnegie Hall in New York spielen würde – was den Beginn seiner großen Karriere markieren sollte. Oder John Scofield, der von Miles Davis gefragt wurde, ob er in seiner Band spielen würde und John Scofield damit in Gewissensnöte brachte. Bedeutete seine Zusage doch, dass er dadurch seinen guten Freund Mike Stern aus der Band drängen würde.

Oder der Jazz-Pianist Joachim Kühn, der das Publikum zum Lachen brachte, als er auf die Frage, ob man das Improvisieren lernen könne, die Zuhörer aufforderte, häufiger mal Mut zur Improvisation im Leben zu haben: »Gehen Sie doch einfach mal nicht zur Arbeit!«. Auf die Frage einer jungen Gitarrenschülerin beim »Meet the Artist«-Gespräch, wie er es mit dem lästigen Üben halte, antwortete Pepe Romero: »Weißt du, ich übe so gerne; nur die Konzerte kommen mir immer dazwischen.« Diese von weit her angereiste junge Gitarrenschülerin kam immer wieder zu unseren Konzerten und ist mittlerweile nach Wettbewerbserfolgen ein gefragtes Nachwuchstalent.

Eigene Projekte
Als etwas Besonderes empfanden wir es stets, dass wir auch eigene, für uns wegweisende Projekte zum ersten Mal auf der großen Bühne des Wolf-Ferrari-Hauses live präsentieren konnten wie unser TwoWorldsOne-Projekt mit der großartigen brasilianischen Sängerin Badi Assad und Jamey Haddad, dem Perkussionisten der Band von Paul Simon.

Hier ist auch die Uraufführung der Kompositionen des kubanischen Komponisten Tulio Peramo zu nennen, die er für mich (Johannes Tonio) und meine Frau Doris geschrieben hat. Auch das trägt den Namen unserer Ottobrunner Konzerte in die Welt, da auf den CD-Einspielungen und Notenausgaben immer auch der Hinweis »Welturaufführung in Ottobrunn im Rahmen der Ottobrunner Konzerte« zu finden ist.

Großartiges Team
Die tolle Zusammenarbeit mit dem WFH-Team, bestehend aus dem Hausherrn Horst Frank, Cheftechniker Sepp Hagn und seinen Technikern und Bürgermeister Thomas Loderer empfinden wir als großes Glück. Alle setzen sich für unsere Idee ein. Wir können uns alle hundertprozentig aufeinander verlassen. Auf dass wir noch viele Jubiläen gemeinsam erleben und auch weiterhin innovative und herausfordernde Musikideen verwirklichen dürfen! MO

Artikel vom 19.03.2018
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