Brauchtum am Palmsonntag

Schliersee · Saisoneröffnung pünktlich zu den Osterferien

Ein geweihter Palmbuschen auf dem Feld oder im Garten soll eine reiche Ernte bescheren.	 Foto: Markus Wasmeier

Ein geweihter Palmbuschen auf dem Feld oder im Garten soll eine reiche Ernte bescheren. Foto: Markus Wasmeier

München/Schliersee · Der Frühling zeigte sich in den letzten Tagen allerorten mit seinen bunten Blüten. Krokusse, Schneeglöckchen und Winterlinge recken ihre Hälse aus den Wiesen und auch die ersten Insekten sind unterwegs.

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So sehr ich als Wintersportler den Schnee genossen habe, kann auch ich mich dem Zauber nicht entziehen. Unser Freilichtmuseum liegt an einem Hang nach Süden ausgerichtet und so war der Schnee bei uns schon getaut und die ersten Blüten zu sehen, während man beim Blick auf die Nordhänge noch den Winter sehen konnte. So leben wir praktisch kurzzeitig mit zwei Jahreszeiten zur gleichen Zeit.

Jetzt geht allerdings alles ganz schnell und der Frühling hält Einzug im gesamten Schlierseer Tal. Rechtzeitig also zu unserer Saisoneröffnung kommendes Wochenende. Denn dieses Jahr öffnen wir nicht erst zum ersten April, sondern pünktlich zum Start der Osterferien, die dieses Jahr früh beginnen. Das liegt daran, dass das Osterfest ein beweglicher Feiertag ist und sich immer nach dem ersten Frühlingsvollmond richtet.

Eine Woche vor dem Ostersonntag ist der Palmsonntag, der im Gedenken an den Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem gefeiert wird. In Bayern gibt es dazu etliche Bräuche wie etwa die Weihe der Palmbuschen. Dazu werden die Palmkätzchen der Weide zu Büscheln gebunden und dann an lange mehrfach gegabelte Stecken gebunden, die man teilweise auch als Palmbaum bezeichnet.

Die Kinder tragen diese oft im Rahmen einer Prozession in die Kirche, wo sie vom Pfarrer geweiht werden. Natürlich waren die Kinder seit jeher sehr stolz auf ihre Palmbuschen und je größer der Stecken war, desto besser. Oftmals waren die Palmbäume so groß, dass die Eltern beim Tragen helfen mussten.

Der Volksglaube spricht den geweihten Palmbuschen viele Heilkräfte zu. So ließ man in der Regel zwei Palmbäume weihen, wovon man einen am Hof behielt, der das Haus vor Feuer und Krankheiten schützen sollte. Den zweiten steckten die Bauern aufs Feld um eine reiche Ernte zu bekommen.

Einige Palmzweige wurden im Herrgottswinkel an das Kruzifix gesteckt und die Palmbuschen des Vorjahres im Ofen verbrannt, um böse Geister zu vertreiben. Ich muss gestehen, mir tun die schön geschmückten Buschen vom Vorjahr immer leid und ich bring es nicht übers Herz sie gleich zu verbrennen. So werden sie bei mir meist erst ein Jahr später eingeschürt, das ist sozusagen meine eigene Tradition.

Noch eine Besonderheit, die den Kindern viel Spaß bereitet ist der sogenannte Palmesel. So bezeichnet man nämlich denjenigen in der Familie, der am Palmsonntag als letzter aufsteht. Und wie freuen sich die Kinder, wenn sie Mutter oder Vater als Palmesel bezeichnen dürfen.

Im Freilichtmuseum freuen wir uns über alle gleichermaßen, über die Frühaufsteher und die Langschläfer. So darf ich Sie herzlich einladen zur Saisoneröffnung am 24. März. Während der Ferien haben wir für die Kinder täglich ab 12 Uhr viele verschiedenen Spiele und Aktionen im Programm, vom Naturschifferlbauen, übers Wettangeln im Dorfbrunnen bis hin zur Bastelstation.

Und für die Erwachsenen findet am Palmsonntag ab 10 Uhr unser 5. altbayrisches Schafkopfturnier statt. Für das leibliche Wohl ist in unserem Wirtshaus und dem Biergarten bestens gesorgt. Genießen Sie die ersten Sonnenstrahlen bei einem frisch gezapften Museumsbier aus unserer Museumsbrauerei. So kann der Frühling kommen. Und wenn Sie dieses Jahr selbst Palmbuschen binden, dann denken Sie dran und lassen noch etwas für die Bienen über. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Artikel vom 17.03.2018
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