Quidditch in München

Aus Harry Potter bekannter Trendsport beim PSV in Moosach

Wie Figuren von Harry Potter sehen die Spieler von Quidditch nicht aus, doch bekannt wurde das Spiel durch die berühmte Buchfigur.	Foto: Enny Cubbins

Wie Figuren von Harry Potter sehen die Spieler von Quidditch nicht aus, doch bekannt wurde das Spiel durch die berühmte Buchfigur. Foto: Enny Cubbins

Moosach · Wenn junge Männer und Frauen wie wild über eine Wiese rennen, dabei Plastikstangen rittlings zwischen den Beinen halten und gleichzeitig versuchen, Bälle in Hula-Hoop-ähnliche Ringe zu befördern – dann handelt es sich zweifelsohne um Quidditch.

Ein Ballspiel, das – einst von Harry-Potter-Fans ersonnen – inzwischen sehr ernsthaft betrieben wird: in Vereinen, mit Spieltagen und Tabellen, eigenen Ligen, Wettkämpfen und Meisterschaften.

Die »Münchner Wolpertinger« – Münchens einziger Quidditch-Verein – haben jetzt beim PSV in Moosach eine neue Heimat gefunden. Vorher trafen sich die Spieler meist im Englischen Garten. Nun gibt es feste Trainingszeiten im Wurfgarten des PSV in Moosach. Gespielt wird ausschließlich im Freien – und das bei jeder Witterung.

»Jeder, der Lust hat, ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen oder mitzumachen«, sagt Oskar Paul, Co-Trainer der Wolpertinger, »egal ob dick, dünn, alt oder jung.«

Vor zwölf Jahren fanden Harry-Potter-begeisterte Studenten in den USA einen Weg, das Spiel mit den fliegenden Besen an die reale Welt anzupassen und entwickelten ein Rasenspiel mit Elementen aus Handball, Rugby und Völkerball. In den letzten Jahren ist der Sport rasant gewachsen und zählt heute über 7.000 Spieler in 390 offiziellen Teams auf der ganzen Welt. Auch in Deutschland hat diese neue Sportart Anklang gefunden. Vor fünf Jahren brachten amerikanische Austauschstudenten Quidditch mit. Seitdem breitet sich sowohl der Sport selbst als auch die Gemeinschaft, die ihn umgibt, rasant aus.

In Deutschland gibt es inzwischen über 40 Mannschaften, von denen momentan 22 in sechs Ligen spielen. Zudem finden jährlich die Deutsche Quidditch Meisterschaft und die Deutschen Quidditch Winterspiele statt.

Gespielt wird in gemischtgeschlechtlichen Teams von jeweils sieben Spielern. Ein Vollkontaktsport, bei dem es ordentlich zur Sache geht – Mundschutz ist Pflicht. Die Spieler müssen während des gesamten Spiels einen »Besen« (aus Sicherheitsgründen meistens PVC-Stangen) zwischen den Beinen behalten. Drei Jäger passen sich den »Quaffel« (einen Volleyball) zu und versuchen, durch einen der drei Ringe der gegnerischen Mannschaft, die von einem Hüter verteidigt werden, zu werfen, um 10 Punkte pro Tor zu gewinnen.
Zwei Treiber spielen mit »Klatschern« (Dodgebällen), die sie auf gegnerische Spieler werfen, um diese auszuknocken.
Jeder Spieler, der von einem Klatscher getroffen wurde, muss vom Besen absteigen und darf so lange nicht ins Spiel eingreifen, bis er die Ringe seines eigenen Teams berührt hat.
Der Sucher des Teams versucht, den »Schnatz« zu fangen. Der Schnatz ist ein Unparteiischer, der in Gelb gekleidet ist und einen Tennisball in einer Socke an seinem Hosenbund befestigt hat. Wird der Schnatz gefangen, sprich die Socke herausgezogen, endet das Spiel und der erfolgreiche Sucher gewinnt 30 Punkte für sein Team.

Überwacht wird das Ganze von einem fünf- bis sechsköpfigen Schiedsrichter-Team.
»Immerhin sind fünf Bälle gleichzeitig im Spiel, da ist es nicht so leicht, den Überblick zu behalten«, erklärt Appoline Tabourot, Mitgründerin des Münchner Teams.

Die Münchner Wolpertinger sind das einzige Team in München und bilden mit den Augsburg Owls und den Three-River Dragons Passau die bayerische Liga. Das bisher größte deutsche Turnier, die deutsche Meisterschaft, fand im Juni in Jena statt.

Bei dieser Meisterschaft nahmen 21 Teams teil: Die Three-River Dragons aus Passau wurden deutscher Meister und die Münchner Wolpertinger konnten sich einen starken achten Platz sichern. Bei den Winterspielen, bei der im Januar in München 18 deutsche Teams um den Winter-Titel kämpften, reichte es für die Wolpertinger immerhin zu Platz 13. Als nächstes soll ein Kinder-Team entstehen, dann heißt das Ganze Kidditch. Ab sieben Jahren ist der Einstieg möglich.

In Hamburg und Berlin gibt es bereits Kidditch-Teams, in München steht man noch ganz am Anfang. Hier sollen zunächst alle zwei Monate Kidditch-Tage stattfinden. Aber der Blick ist in die Zukunft gerichtet. »Langfristig wollen wir den Sport professionalisieren und vom Harry-Potter-Image wegkommen«, so Appoline Tabourot. Viele aktive Quidditch-Spieler seien auch gar keine Harry-Potter-Fans, sondern liebten einfach diesen Sport, der sehr körperbetont und somit anstrengend ist, aber dabei viel Spaß machen soll. »Und wer weiß«, träumt die 24-Jährige, »vielleicht wird Quidditch eines Tages sogar olympisch. Wenn es Curling geschafft hat, warum nicht auch Quidditch?«

Artikel vom 07.03.2018
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