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Schwabingerin fällt auf Masche herein: Polizei München gibt Verhaltenstipps
Betrüger machen Kasse mit falschen Gewinnversprechen
Uwe Chmielewski, Leiter des Kontaktbereichs der Polizeiinspektion Schwabing. Foto: PI 13
München · Immer wieder eine neue Masche lassen sich Trickbetrüger einfallen. Die »falschen Handwerker« kennt man schon, trotzdem schaffen sie es fast tagtäglich auch in Schwabing und Zentrum, sich Vertrauen zu erschleichen und Beute zu machen, wie aktuell etwa bei einer 70-jährigen Rentnerin in der Görresstraße.
Lukrativ scheint für Betrüger auch das falsche Versprechen von Gewinnen
zu sein.
Um diese zu bekommen, soll der Angerufene in »Vorleistung«
gehen.
Weiteres zu Betrugs-Delikten, deren häufigsten Opfer unsere älteren Mitbürger sind
Und das tat eine 77-Jährige aus Schwabing. Nur der aufmerksamen Bankangestellten
einer Bankfiliale in Schwabing war es vor kurzem zu verdanken, dass die
Rentnerin – nach einer Überweisung von 2.500 Euro Ende 2017 – nicht weitere
4.500 Euro an einen bisher unbekannten Mann aushändigte, berichtet Uwe Chmielewski,
Leiter des Kontaktbereichs der Polizeiinspektion 13-Schwabing.
Er will die Bürger auf die Gefahren dieser weiteren hinterhältigen Betrugsmasche
aufmerksam machen. Wegen des Betrugs an der 77-Jährigen ermittelt nun die
Kriminalpolizei. Bisher ist der Anrufer aber nicht gefunden.
Zuvor war die Frau über einen angeblichen Geldgewinn informiert worden. Damit dieser ausbezahlt werden könne, müsse sie zunächst eine Gebühr bezahlen. Die ältere Dame hatte den Betrug nicht erkannt. Als die Frau in der ersten Januar-Woche den zweiten Geldbetrag von ihrer Bank abheben wollte, klärten sie die hinzugezogenen Beamten der Polizeiinspektion 13 in Schwabing auf.
»Rund 300 Betrugsfälle im Zusammenhang mit Gewinnversprechungen wurden 2016 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München registriert«, erklärt Benjamin Castro Tellez von der Presseabteilung der Polizei München. »Dies umfasst sämtliche Betrugsfälle mit Gewinnversprechungen in allen Altersstufen«.
Im Jahr 2015 wurden dagegen insgesamt 179 Straftaten im Zusammenhang sogenannter Gewinnversprechen aufgenommen, so Castro Tellez. »Bei 59 dieser Fälle kam es zu einer Vollendung der Tat«. Die aktuelle Statistik für 2017 ist noch nicht öffentlich.
Es kann also fast jeden treffen, denn die Betrüger stellen sich sehr glaubwürdig
an und sind bestens geschult, Menschen zu überreden und zu manipulieren,
bestätigt Uwe Chmielewski.
»Seien Sie immer vorsichtig, wenn Ihnen
am Telefon ein Gewinn versprochen wird, vor allem dann, wenn mit dem Gewinn
eine Bedingung verknüpft ist«, empfiehlt Uwe Chmielewski. »Wer tatsächlich
etwas gewonnen hat, wird niemals dazu aufgefordert werden, für seinen Gewinn
in finanzielle Vorleistung zu treten. Wenn Sie persönliche Daten herausgeben
sollen, bezahlen müssen oder gar etwas kaufen sollen, gibt es nur einen
richtigen Weg: Legen Sie sofort auf.
Denn am anderen Ende der
Leitung sitzen in der Regel Betrüger oder dubiose Geschäftsleute. Ganz besonders
vorsichtig sollten Sie sein, wenn der Anruf überraschend kommt und Sie in
letzter Zeit an keinem Gewinnspiel teilgenommen haben.«
Misstrauisch sollte man werden, so die Polizei, wenn eine angebliche Amtsperson einen über den Gewinn informiert, persönliche Daten wie Adresse oder Bankverbindung abgefragt werden und man vor dem Erhalt des Gewinns Gebühren, Steuern oder andere Kosten tragen soll.
Wer auf ein falsches Gewinnversprechen hereingefallen ist, sollte sofort
die Polizei informieren.
»Notieren Sie sich vorher, was genau
passiert ist, wann der Anruf war, wie sich der Anrufer meldete, was er/
sie gesagt hat, wie viel Geld sie schicken sollten – und wie hoch der Schaden
nun ist«.
Danach sollte man Anzeige erstatten wegen Betrugs – gegebenenfalls im Namen des Betroffenen, wenn es zum Beispiel um die Eltern oder Großeltern geht, empfiehlt Uwe Chmielewski.
Auch wichtig:
Die
Bank informieren, denn oft besteht die Möglichkeit die Überweisung zu stoppen.
Oft seien die Opfer von Trickbetrügern regelrecht traumatisiert und so besuchen die Kontaktbeamten der Polizei Schwabing Betroffene auch nach so einem Vorfall, um sie psychisch zu unterstützen, falls sie das wünschen, erzählt Uwe Chmielewski. Viele schämten sich, dass sie auf die Tricks hereingefallen seien.
Trickbetrug-Maschen sind stets im Wandel
Einen regelrechten »Boom« in München gibt es bei Telefonbetrügern, die unter
der Nummer der Polizei 110 anrufen – was diese aber selbst nie tut. Das
Telefon klingelt. 110 zeigt das Telefondisplay.
Die Polizei? Nein,
es sind Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben – und damit die Menschen
um viel Geld bringen. Sie arbeiten immer nach dem gleichen Muster: Von Callcentern
aus dem Ausland wurden allein 2017 bis Anfang Juni 650 Münchner angerufen.
Schaden: 1,5 Millionen Euro. Opfer sind oft ältere Menschen –
nach typischen Vornamen zurückliegender Jahrzehnte ausgesucht aus dem Telefonbuch.
Waren es 2015 noch 31 Delikte im Bereich des Polizeipräsidiums München stieg 2016 die Zahl auf 365 Delikte. Eine Steigerung von über 1000 Prozent.
»Das komplexe Feld des Trickbetrugs/-diebstahls umfasst eine Vielzahl von
möglichen Tatvarianten und unterliegt einem ständigen Wandel«, so die Münchner
Polizei.
So wurden unter dem Phänomenbereich »Falsche Polizeibeamte«
und »Falsche Handwerker« im Jahr 2016 insgesamt 663 Taten (2015: 189), davon
105 (2015: 54) vollendete Delikte mit einem Gesamtschaden in Höhe von 890.500
Euro registriert.
Dies entspricht einem Anstieg der Fallzahlen
um gut 250 Prozent.
Mit Erfolg geht die Münchner Polizei
gegen den »Enkeltrick« vor:
Durch die Zusammenarbeit
mit den polnischen Behörden (von Polen aus agieren die meisten Enkeltrickbetrüger)
sanken die Zahlen von 831 Fällen im »Rekordjahr« 2015 auf 89 Straftaten
2016.
Die Ermittlungen der Ermittlungsgruppe Enkeltrick führten
zur Festnahme von elf Tätern, die deutschlandweit tätig waren. mil
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