Authentische Orte in Erding

Erding · Auf den 73 Jahre alten Spuren von Zwangsarbeitern

Giulio Salvati zeigt am Schrannenplatz ein historisches Foto von dem bombardierten Platz: Zwangsarbeiter halfen mit beim Schutträumen.	Foto: VA

Giulio Salvati zeigt am Schrannenplatz ein historisches Foto von dem bombardierten Platz: Zwangsarbeiter halfen mit beim Schutträumen. Foto: VA

Erding · Bei winterlichem Wetter konnte die Vorsitzende des Historischen Vereins Erding, Heike Krons­eder, knapp 60 Interessierte begrüßen, um dann gemeinsam mit dem Doktoranden der New York University Giulio Salvati Orte mitten in Erding aufzusuchen, an denen Geschichte spürbar ist.

Salvati widmet sich besonders den Orten, die mit Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg zu tun hatten. Es sind Orte, an denen Zwangsarbeiter aus Italien, der Ukraine, aus Polen oder Frankreich in Erding gearbeitet, gelebt, gefeiert haben, mitten unter den alteingesessenen Erdingern. Jeder einzelne Mensch ist dabei für Giulio Salvati von Bedeutung, weil Geschichte durch jede einzelne Biografie entsteht. Am Kriegerdenkmal am Grünen Markt hatte Salvati die Namen gelesen und die, die ihm fremd vorkamen, wie »Kegge« oder »Baptschuck« notiert und sich in den Archiven um ihre Biografie bemüht. Es sind Menschen, die in Erding unter Androhung von harten Strafen als zwangsverpflichtete Arbeiter schwer schuften mussten, aber auch Männer und Frauen, die freiwillig nach Erding kamen.

Auf dem Friedhof St. Paul finden sich Gräber von Menschen, die zeitweise das Erdinger Leben mitgeprägt haben, von Leuten, die zeitweise, oft auch nur kurz, ein Teil der Erdinger Gesellschaft waren. Heute weiß kaum mehr jemand etwas von diesem Menschen. Giulio Salvati erforscht ihre Biografien und will mit seinen Vorträgen an sie erinnern. Und dass die Erinnerung da wäre, nur schlummert, zeigen die regen Diskussionen nach den Vorträgen von Salvati, denn plötzlich erinnerten sich die Erdinger an Namen, an Begebenheiten, an traurige Begegnungen, aber auch an schöne Ereignisse.

Bei dem Stadtspaziergang hatten einige Besucher Fotografien und Briefe dabei. Die Forschungen Salvatis werden noch einige Zeit nicht abgeschlossen sein. Einen großen Teil seiner Forschung zu den Zwangsarbeitern in Stadt und Landkreis Erding hat er in der Jahresschrift des Historischen Vereins 2016 veröffentlicht.

Sie ist im Museum Erding, bei der Tourist-Info oder auf Anfrage an E-Mail heike.kronseder@t-online.de erhältlich.

Artikel vom 27.01.2018
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