Geleakte Dokumente sorgen für Aufregung

Von Nadelstichen und Hämmern

Streitball: die Politik bei den Löwen. Foto: Anne Wild

Streitball: die Politik bei den Löwen. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Im »Kicker-Sportmagazin« war ein auf internen Dokumenten des Klubs basierendes Potpourri an Zahlen zu lesen, das Einblick in die wirtschaftlichen Vorgänge in der ausgegliederten Profifußball-Tochter des TSV 1860 München nach dem Absturz in die Regionalliga bietet.

Die Vergütung für Interimsmanager Markus Fauser überrascht dabei am wenigsten. Seine Kanzlei soll branchenübliche gut 300.000 Euro für die Dienste des Sanierungsspezialisten erhalten haben. Insgesamt fielen für Beratungs- und Prüfungsleistungen jedoch mehr als 600.000 Euro an. So wurde der KGaA unter anderem ein von der Investorenseite gefordertes Zweitgutachten durch die Kanzlei Andersch in Höhe von 100.000 Euro in Rechnung gestellt, das dann zum gleichen Ergebnis für die Fortführungsprognose kam wie das von Hasan Ismaik in Zweifel gezogene Erstgutachten der Wirtschaftsprüfer von Deloitte für 81.000 Euro.

Interimsmanager Fauser soll in einer internen Präsentation darauf verwiesen haben, dass der Rechts- und Beratungsaufwand deutlich reduziert hätte werden können, wenn die Verhandlungen einfacher gewesen wären. Löwen-Präsident Robert Reisinger hatte bereits in einem Interview im Juli 2017 erklärt: »Wir waren mehrfach an einem Punkt, an dem wir dachten, Einigkeit erzielt zu haben, alle Vereinbarungen lagen schriftlich vor, ehe in letzter Minute wieder neue Forderungen erhoben wurden (…).«

Vereinsintern für Wirbel sorgte ein Zitat im Artikel des »Kicker« aus einer E-Mail des Verwaltungsratsvorsitzenden Markus Drees, die laut einer später erfolgten Stellungnahme des Vereins »ausschließlich an den geschlossenen Kreis der Verwaltungsräte des TSV München von 1860 e.V. zur internen Abstimmung gerichtet war«. Darin schreibt Drees angeblich von einer »Politik der Nadelstiche« im Umgang mit Investor Hasan Ismaik. »Aus den Reihen der aktuell amtierenden Verwaltungsräte hat niemand den im Kicker-Sportmagazin zitierten vertraulichen E-Mail-Verkehr an Dritte weitergereicht«, erklärte der stellvertretende Vorsitze des Gremiums, Sascha Königberg, in einer Mitteilung an die Vereinsmitglieder. Man kenne »jedoch mittlerweile den Urheber des Vertrauensbruchs« und vermute diesen in den eigenen Reihen. Weiter heißt es: »Der Verwaltungsrat des TSV München von 1860 e.V. respektiert unterschiedliche Ansichten und Einschätzungen, aber keinen Bruch der Verschwiegenheit aus durchsichtigen politischen Motiven wie geschehen.«

Davon angesprochen schien sich Athanasios »Saki« Stimoniaris zu fühlen, der vor Weihnachten als Verwaltungsrat zurückgetretene MAN-Betriebsratsvorsitzende, der in Vereinskreisen für Gesprächsstoff sorgt, weil ein Foto ihn am Flughafen in Begleitung von Ismaiks Übersetzer Mutaz Sabbagh bei der Rückkehr von einer Reise nach Abu Dhabi zeigen soll. Stimoniaris versichert in einer Pressemitteilung: »Ich distanziere mich in aller Deutlichkeit von den Vorwürfen, dass ich möglicherweise vertrauliche Unterlagen aus dem Verwaltungsrat des TSV 1860 München an das Fußball-Magazin Kicker weitergereicht hätte. Sollte mein Name weiterhin in diesem Zusammenhang genannt werden, behalte ich mir rechtliche Schritte vor.«

Für den Hammer der Woche sorgen jedoch Presseberichte, denen zu Folge angeblich Ex-Präsident Peter Cassalette künftig die Interessen des Investors im Aufsichtsrat der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA vertreten soll. Ebenso spekuliert wird über ein Engagement von Stimoniaris.

(as)

Artikel vom 17.01.2018
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