Reise ins Hochsicherheitsgefängnis

Maxvorstadt · Foto-Ausstellung »The Divide« im Amerika Haus

Louise Goode schaut aus dem Busfenster auf das Red Onion State Prison.	Foto: © Raymond Thompson Jr.

Louise Goode schaut aus dem Busfenster auf das Red Onion State Prison. Foto: © Raymond Thompson Jr.

Maxvorstadt · Das Amerikahaus, Barer Straße 19 a, präsentiert ab 28. Januar die Ausstellung »The Divide« mit Fotografien des US-amerikanischen Fotografen Raymond Thompson Jr.

Der Künstler wird zur Vernissage am 26. Januar, 19 Uhr, anwesend sein. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Öffnungszeiten: 28. Januar bis 29. März, Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr, Mittwoch, 10 bis 20 Uhr, Sonntag, 10 bis 16 Uhr.

Ein Hochsicherheitsgefängnis ist ein ungewöhnliches Reiseziel. Doch es gibt viele in den USA, die oft Monate für so einen Road Trip sparen und Hunderte von Meilen reisen. Warum? Sie sind Familienangehörige von Häftlingen und möchten persönlich mit diesen reden, ihnen für ein paar Minuten gegenüber sitzen – oft das erste Mal seit Jahren.

Der US-amerikanische Fotograf Raymond Thompson Jr. hat im Jahr 2015 solch einen Road Trip von Anfang der Reise bis zur Ankunft am Ziel in Virginia begleitet. Genauer gesagt eine Busreise, die Freiwillige für die Familienangehörigen von Inhaftierten der dicht beieinander liegenden Hochsicherheitsgefängnisse Red Onion State Prison und Wallens Ridge State Prison organisiert haben.

Der Titel der Ausstellung steht für die physische und emotionale Trennung; die Kluft, die entsteht, wenn Personen inhaftiert werden. Angehörige können Inhaftierte nur selten besuchen, die zu überwindenden Hürden für einen Besuch sind oft hoch. Häufig verfestigt sich diese Trennung, wenn jemand zwar zu Recht ins Gefängnis gekommen ist, aber eine irrational hohe Haftstrafe von z. B. 50 Jahren für einen Autodiebstahl zu verbüßen hat.

Die Masseninhaftierung ist in den USA in den letzten Jahrzehnten extrem gestiegen, seit 1985 um 500 Prozent. Kein anderes Land sperrt so viele Menschen ein, jeder 4. Häftling weltweit sitzt in einem amerikanischen Gefängnis – darunter überdurchschnittlich viele Afro-Amerikaner.

Durch ein Uni-Seminar, das sich mit dem industriellen Gefängniskomplex – der »prison industry« – beschäftigte, wurde Fotograf Raymond Thompson Jr. auf diese Fakten aufmerksam. Angesichts solcher Zahlen war er zutiefst verstört und fühlte sich dem Thema stark verbunden, obwohl weder er noch jemand aus seiner Familie je inhaftiert waren.

Artikel vom 17.01.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...