Im Namen Kurt Landauers

München · Credo der neuen Stiftung: Alle Menschen sind gleichberechtigt

Eine Männerfreundschaft, die auch auf der Leidenschaft für den FC Bayern beruht: der ehemalige FCB-Präsident Willi O. Hoffmann (li.) und Uri Siegel, Neffe  Kurt Landauers und erster Träger der goldenen Ehrennadel der Kurt Lan­dauer Stiftung. F.: Stiftung

Eine Männerfreundschaft, die auch auf der Leidenschaft für den FC Bayern beruht: der ehemalige FCB-Präsident Willi O. Hoffmann (li.) und Uri Siegel, Neffe Kurt Landauers und erster Träger der goldenen Ehrennadel der Kurt Lan­dauer Stiftung. F.: Stiftung

München · Er war der »vergessene Präsident« des FC Bayern. Dabei gehört Kurt Landauer zu den Wegbereitern dessen, was seine Nachfolger aus dem Verein gemacht haben.

Aber Kurt Landauer war auch ein Mensch mit einer Biografie, die in seiner Zeit Schwierigkeiten bedeutete. Landauer war Jude und litt wie Millionen andere Menschen in den 30er-Jahren unter der Schreckensherrschaft der Nazis, bis ihm 1939 die Flucht in die Schweiz gelang.

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Der Name Kurt Landauers steht seit wenigen Tagen für ein Projekt, das ganz im Sinne des dreimaligen FCB-Präsidenten arbeitet: die Kurt Landauer Stiftung e.V. Die Stiftung hat das Ziel, durch ihre Aktivitäten an ihren Namensgeber, an dessen Geschichte und die von ihm vertretenen Werte wie auch an weitere Persönlichkeiten und Ereignisse aus der Historie des FC Bayern München zu erinnern. Insbesondere sollen Projekte im Sinne einer weltoffenen, fortschrittlichen, liberalen und antirassistischen Gesellschaft und eines friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens aller Menschen unabhängig von ihrer Nationalität, Staatsangehörigkeit, ethnischen und kulturellen Herkunft gefördert werden.

So vielfältig die »Zielgruppe« der Stiftung ist, so vielfältig zeigten sich auch die Anwesenden bei der Vorstellungsveranstaltung: Uri Siegel (Neffe von Kurt Landauer), Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern), die Vorstände des FC Bayern, Karl Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Jan-Christian Dreesen, der ehemalige FC Bayern-Präsident Willi O. Hoffmann, Dirk Kämper (Drehbuchautor des Kurt Landauer-Films), Vertreter der Initiative »Nie wieder!«, des Fanprojekts München, des PFiFF (Pool zur Förderung innovativer Fan- und Fußballkultur) der DFL und zahlreiche weitere Repräsentanten öffentlicher Einrichtungen waren dabei.

»Mit großer Freude haben wir den Auftakt unserer Stiftung im Kreis derer begangen, die aus verschiedenen Richtungen kommend maßgeblich für die Wiederentdeckung von Kurt Landauer als bedeutenden Präsidenten des FC Bayern und der von ihm verkörperten Werte verantwortlich sind«, ließen die Stiftungsvorstände Michael Linninger und Florian Höpfl wissen.

Eine der ersten Amtshandlungen der jungen Stiftung war Verleihung der goldenen Ehrennadel an Uri Siegel. Er hatte 2003 mit einem Interview in der »Zeit« alles ins Rollen gebracht und auch uns einen Anstoß zu dem Engagement gegeben. Linninger: »Wir freuen uns sehr, dass er seitdem unseren Weg begleitet hat, oft Gast auf den Veranstaltungen der Südkurve in Erinnerung an Kurt Landauer war und unseren Weg als Kurt Landauer Stiftung mit uns gehen wird.«

Jede Stftung hat natürlich auch einen Stiftungszweck und die Ziele der Stiftung sind allgemein gehalten, aber in ihrer Ausrichtung klar umrissen. Doch wie genau stellen sich die Initiatoren die Arbeit der Stiftung vor? »Als erste Aktion planen wir, mit einer großen Spendensammlung eine Statue von Kurt Landauer auf dem Vereinsgelände des FC Bayern an der Säbener Straße zu verwirklichen«, berichtet Höpfl. »Dieser Ort ist für unser Vorhaben besonders symbolträchtig, weil er allein durch Landauers Einsatz im Jahr 1949 zur Heimat unseres Vereins wurde«, ergänzt Linninger. »Wir wollen, dass Kurt Landauer auf sein Lebenswerk blickt, im übertragenen Sinn auf seinen Verein mit seiner großen Historie sowie auf das Vereinsgelände selbst, mit allem, was es repräsentiert.« Florian Höpfl wünscht sich, »dass Kurt Landauer in weltmännischer Gelassenheit den Spielern beim Training zuschaut, die das Trikot tragen, an dessen Glanz er erheblichen Anteil hat.«

Alle Bayern-Fans, die die Säbener Straße besuchen, sollen durch die Statue angeregt werden, sich mit der Geschichte des FC Bayern in allen Facetten sowie der Zeit Kurt Landauers und seinem persönlichen Schicksal auseinanderzusetzen. Der Verein hat der Stiftung seine Unterstützung bei dem ersten Projekt zugesagt. Wie die Umsetzung am Ende aussehen wird, ist noch offen. »Wir stehen bereits mit renommierten Künstlern in Kontakt und werden bald die ersten Entwürfe präsentieren«, teilen die Stiftungsvorstände mit. »Für die Errichtung der Kurt Landauer-Statue veranschlagen wir aufgrund der Einschätzung der involvierten Künstler nach aktuellem Stand einen hohen fünfstelligen Betrag. Wir hoffen, die Finanzierung der Statue mit der Hilfe aller Bayern-Fans und von Sympathisanten unserer Initiative bis zum Vereinsgeburtstag am 27. Februar 2018 durch Spenden zu realisieren und die Statue im Sommer 2018 aufstellen zu können.« Mehr über das Projekt kann man auf der Internetseite der Stiftung www.kurt-landauer-stiftung.de erfahren. Dort steht auch, wie man sich mit Spenden finanziell an dem Projekt beteiligen kann.

Artikel vom 05.01.2018
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