Aus dem Rathaus (Ausgabe Dezember 2017/Januar 2018)

Ottobrunn · Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, zum Ende des Jahres möchte ich über wichtige Entwicklungen berichten, die unsere Gemeinde betreffen, und einen Ausblick auf das Jahr 2018 geben.

Finanzen

Zum fünften Mal in Folge verabschiedete der Gemeinderat im Februar einen Haushalt ohne Neuverschuldung. Dank hoher Gewerbesteuereinnahmen und sparsamen Haushaltens konnten die Schulden auf 5,6 Millionen Euro gesenkt und die Rücklagen auf 18,1 Millionen Euro angehoben werden. Da die Steuereinnahmen voraussichtlich auch 2017 höher ausfallen als erwartet, stehen die Chancen gut, dass für die Generalsanierung der Ferdinand-Leiß-Halle (ca. 8,5 Millionen Euro) von April 2018 bis Sommer 2019 und die Sanierung der Tiefgarage in der Ortsmitte (ca. 3,5 Millionen Euro) keine Kredite aufgenommen werden müssen.

11,9 Millionen Euro führte die Gemeinde 2017 als Kreisumlage an den Landkreis ab. 2018 steigt der Betrag auf 14,7 Millionen Euro. Das entspricht rund 30 Prozent unseres Verwaltungshaushalts. Regelmäßig wird die Spitzenstellung des Landkreises München in Bezug auf Infrastruktur, Bildungsniveau und wirtschaftliche Prosperität hervorgehoben. Die dramatisch wachsenden Landkreis-Ausgaben stellen die Kehrseite der Medaille dar. Bisher konnten die Mehrausgaben dank der steigenden Umlagekraft der Gemeinden relativ problemlos aufgefangen werden. Die Lebenserfahrung sagt jedoch, dass es bei den Steuereinnahmen nicht dauerhaft nach oben geht.

Hinzu kommt, dass der Landkreishaushalt auf der Einnahmenseite Schlagseite hat: Knapp die Hälfte der Kreisumlage wird von nur 4 von 29 Gemeinden und Städten getragen. Allein die Gemeinde Grünwald wird im kommenden Haushaltsjahr 122 Millionen Euro und damit fast ein Viertel zum Landkreishaushalt beisteuern.

Der Landkreis München hat mit dem Geld seiner 29 Gemeinden und Städte wichtige Projekte auf den Weg gebracht. Hervorzuheben sind der massive Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), von dem gerade unsere Gemeinde in den vergangenen Jahren stark profitiert hat (siehe Artikel Seite 6), der Schulbau und die Wohnungsbauförderung.

In den kommenden Jahren werden die finanziellen Belastungen jedoch nicht kleiner. So erfordert der massive Zuzug in den Landkreis München den Neubau weiterer Schulen wie etwa von Realschulen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Haar und Oberhaching, von Fachoberschulen ebenfalls in Haar und Oberhaching sowie von Gymnasien in Kirchheim, Aschheim und möglicherweise in Sauerlach. Große Summen wird auch der weitere Ausbau des ÖPNV verschlingen.

ÖPNV und Wohnen

Bessere Verbindungen per Bus und Bahn sind neben dem Bau neuer Wohnungen ein wichtiger Schlüssel zur Entlastung des Wohnungsmarktes im Großraum München. Ein echter Durchbruch bei der Lösung der Probleme kann hier nur in engem Schulterschluss mit den anderen Landkreisen, der Landeshauptstadt München und dem Freistaat Bayern gelingen.

Mit der Verabschiedung des Nahverkehrsplans hat der Kreistag vor drei Jahren eine solide Grundlage für ein systematisches und strukturiertes Vorgehen in kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive geschaffen. Für die Gemeinde Ottobrunn geht es nun darum, die im Nahverkehrsplan niedergelegten Ziele mit eigenen Infrastrukturmaßnahmen bestmöglich zu verzahnen. Beispielhaft sei hier das Projekt »Beschleunigung des Busses 210« genannt. Hierbei geht es darum, die Fahrzeit des zwischen Brunnthal Nord (Zusestraße) und Neuperlach Süd verkehrenden Busses um mindestens zehn Prozent zu verkürzen. Erreicht werden soll dies durch Maßnahmen wie zum Beispiel die Möglichkeit der Steuerung von Ampeln durch den Busfahrer oder die Verlängerung der Bushaltestellen. Dadurch können künftig Busse mit vier statt mit drei Türen eingesetzt werden. Insgesamt 14 Bushaltestellen werden in den nächsten zwei Jahren entlang der Rosenheimer/Alten Landstraße und der Robert-Koch-Straße barrierefrei ausgebaut.

Auch am S-Bahnhof (Nordseite der Ottostraße) ist die Verlängerung der Busbucht geplant. Dadurch soll erreicht werden, dass Busse in voller Länge in die Busbucht einfahren können und vor der Bahnschranke keinen Rückstau verursachen.

Neben der Optimierung von Busverbindungen müssen bei der Planung der künftigen Mobilität auch große Pflöcke eingeschlagen werden, die weit in die Zukunft weisen. In diese Kategorie fällt der zweigleisige Ausbau der S7, dessen grundsätzliche Notwendigkeit von niemand bestritten wird. Weniger im Fokus der Öffentlichkeit steht ein Großprojekt, dessen Machbarkeit und verkehrlicher Nutzen meiner Meinung nach eine intensive Prüfung verdienen: die Verlängerung der U-Bahn U5 über die Bundeswehruniversität nach Ottobrunn und weiter über den Ludwig-Bölkow-Campus nach Brunnthal Nord. Deutschland wäre nicht Deutschland, müsste man für die Realisierung eines solchen Verkehrsprojektes (leider) nicht Jahrzehnte veranschlagen. Umso wichtiger ist es, dass ein Anfang gemacht wird – selbst dann, wenn die Planung vorerst nur für die Schublade erfolgt. Damit die Kosten einer möglichen Realisierung niedrig gehalten werden, müssen mögliche Trassenverläufe festgelegt und planerisch freigehalten werden.

Dabei ist große Eile geboten. So besteht gleich an mehreren Stellen die Gefahr, dass Fakten geschaffen werden, die einer Verlängerung der U-Bahn-Linie entgegen stehen oder diese zumindest massiv verteuern würden: in Neuperlach Süd, wo die Stadtwerke München die Errichtung eines U-Bahn-Betriebshofes planen; auf dem östlichen Teil des Geländes der Bundeswehruniversität, wo neue Gebäude für ein Cyber-Defence-Zentrum errichtet werden sollen; und schließlich im Bereich zwischen Ludwig-Bölkow-Allee und Autobahn A8, wo die Gemeinde Taufkirchen – gegen den Willen der Gemeinde Ottobrunn – ein Gewerbegebiet errichten will.

Wenig bekannt ist, dass es für die Verlängerung der U5 nach Ottobrunn und darüber hinaus sogar politische Unterstützung aus der Landeshauptstadt in Form eines entsprechenden einstimmig gefassten Beschlusses des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach gibt. Das lässt hoffen.

Elektromobilität

Während die wichtige Rolle der Kommunen und des Staates bei der Verbesserung des ÖPNV auf der Hand liegt, ist der Fall in Sachen Elektromobilität nicht so klar. Was die Nachhaltigkeit von E-Autos betrifft, so hängt diese von vielen Faktoren ab, die die meisten Fahrer solcher Autos derzeit kaum beeinflussen können: Woher kommt der Strom, mit dem das Auto aufgeladen wird? Ein hoher Anteil wird bei uns immer noch aus Kohle gewonnen. Woher stammt die Energie, die zur Batterieherstellung benötigt wird? Welche Energieträger werden zur Gewinnung der dafür verwendeten endlichen Ressourcen eingesetzt?

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin durchaus davon überzeugt, dass in der E-Mobilität eine große Chance liegt. Diese sehe ich vor allem in der Mischnutzung von E-Autos als Fortbewegungsmittel einerseits und als flexible Speicher von überschüssiger regenerativ erzeugter Energie andererseits. »Intermodalität« ist in der heutigen Verkehrsdiskussion das zentrale Schlagwort. Gemeint ist die optimale Verknüpfung sämtlicher Verkehrsträger wie Bus, Bahn, Auto und Fahrrad. Die Grenzen zwischen individueller und öffentlicher Mobilität sollen verschwinden. Eine schöne Vision, die ich teile. Momentan allerdings sind Elektroautos nur eine neue, wenn auch nicht uninteressante Spielart des Individualverkehrs mit all seinen negativen Begleiterscheinungen. Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht das elektrisch angetriebene, sondern das geteilte und sparsam eingesetzte Auto ist umwelt- und verkehrspolitisch das Gebot der Stunde. Natürlich kann man auch beides miteinander verknüpfen. Sehr gut sogar. Aber die Prioritäten sollten klar sein.

Wer kurzfristig an der Verbesserung der Luftqualität interessiert ist, braucht dafür kein Elektroauto: Allein durch die Böllerei in der Silvesternacht wird so viel Feinstaub freigesetzt wie der gesamte Kfz-Verkehr in zwei Monaten erzeugt. Die Luftqualität lässt sich also beispielsweise durch den Verzicht auf Böllerei deutlich einfacher verbessern; spendet man das gesparte Geld für einen guten Zweck, kann man zusätzlich in Form des guten Gewissens sogar eine doppelte Dividende einstreichen.

Abschließend möchte ich mich dafür entschuldigen, dass mein Bericht so gar keine weihnachtlichen Gedanken enthielt. Hierfür bekommen Sie anderswo bessere Anstöße. Nicht versäumen möchte ich es jedoch, meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gemeinde sowie den Mitgliedern des Gemeinderats und allen, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Johannitern und anderen Rettungsdiensten, in Vereinen und sozialen Organisationen und in den Kirchengemeinden ehrenamtlich engagieren, für ihren Dienst an den Mitmenschen herzlich zu danken.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich im Namen des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung, aber auch persönlich friedliche Weihnachten und für 2018 alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit!

Ihr Thomas Loderer,
Erster Bürgermeister

Artikel vom 20.12.2017
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