Ausgabe 12/2017

Oberschleißheim · Der Bürgermeister informiert

Erster Bürgermeister, Christian Kuchlbauer

Erster Bürgermeister, Christian Kuchlbauer

Oberschleißheim · Liebe Bürgerinnen und Bürger, sicher fragen Sie sich schon, wie es mit der Tieferlegung der Bahn weitergeht. Gerne informiere ich Sie an dieser Stelle über den aktuellen Sachstand:…

Im vergangenen Jahr war bei der Machbarkeitsstudie zur Tieferlegung der Bahn die sog. Variante 1b+ als die aussichtsreichste Lösung favorisiert und geprüft worden, welche eine Tieferlegung der Bahn im Ortsgebiet sowie eine Verschiebung des Bahnhofs um ca. 900 m nach Süden (an die B 471) vorsah. Dies deshalb, weil damit ein zusätzlicher verkehrlicher Nutzen durch die Erschließung neuer Fahrgastpotentiale (Stichwort neuer Campus der LMU) erreicht werden könne. Die Kosten hierfür wurden auf ca. 140 Mio. Euro beziffert.

Zunächst stimmte der Gemeinderat dieser Lösung zu, lehnte dann aber die Bahnhofsverschiebung im Umwelt- und Verkehrsausschuss ab und wünschte stattdessen eine Erweiterung der Studie um zwei weitere Varianten:

Variante 1: Tieferlegung der Bahngleise im Ort, Beibehaltung des jetzigen Bahnhofs, Einrichtung eines 2. oberirdischen Bahnhofs im Süden von Oberschleißheim

Variante 2: Tieferlegung der Bahnlinie mit Verschiebung des Bahnhofs, allerdings nur um ca. 400-500 Meter in Richtung Süden, so dass er etwa mittig zwischen dem bestehenden Bahnhof und der B471 zu liegen käme.

Eine Anfrage beim Planungsbüro der Studie ergab für Variante 1, dass »die Installierung eines 2. S-Bahnhalts als erfahrungsgemäß sehr schwierig gesehen« wurde und »die Planungszuständigkeit für Variante auch nicht beim Ingenieurbüro liege, sondern beim Innenministerium bzw. bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft.« Eine Nachfrage bei der Deutschen Bahn Netz sowie bei der BEG bestätigte diese Auffassung; insbesondere bedeute ein 2. S-Bahnhalt Halt eine Verlangsamung des gesamten S- und Zugverkehrs sowie eine Verknappung der Kapazitäten auf dieser stark belasteten Hauptstrecke im Schienenverkehr. Dies hatten sowohl BEG als auch DB Netz von Anfang der Gespräche an auch immer wieder deutlich gemacht.

Wer öfter S-Bahn fährt, weiß aus eigener Anschauung, dass diese Aussage nicht aus der Luft gegriffen ist; so kommen u.a. Zugüberholungen doch öfter einmal vor.

Bezüglich Variante 2 prognostizierte das Planungsbüro eine Kostensteigerung wegen des verlängerten Troges; ebenso sei vorrangig eine verkehrliche Betrachtung dieser Variante zu untersuchen. Die MVV GmbH stellte in einer ersten Betrachtung die schwere Erschließbarkeit eines solchen mittig gelegenen Bahnhofs aufgrund der Lage im Ort sowie ein sehr ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis fest; eine Bahnhofsverschiebung um wenige hundert Meter, dafür aber in Tieflage mit langem Trog, brächte hohe Kosten mit sich.

In der letzten Gemeinderatssitzung wurden diese Ergebnisse dem Gemeinderat vorgestellt, ebenso die Größenordnung einer Untersuchung von Variante 2 (ca. 22.000 Euro). Angesichts dieser fachlichen Stellungnahmen wäre eine Sachdiskussion m.E. dringend geboten gewesen. Ich habe an dieser Stelle noch einmal festgestellt, dass eine Tieferlegung der Bahn am ehesten, ja wahrscheinlich ausschließlich, in Form der vorliegenden Machbarkeitsstudie Variante 1b+ eine Aussicht auf Erfolg hätte, da damit der erforderliche zusätzlicher Nutzen generiert werde. Eine Schmälerung des Nutzens wird die Realisierungschancen in politischer Hinsicht ohne Zweifel verringern. Was passiert, wenn man die fachlichen Stellungnahmen der in diesem Fall maßgeblichen Stellen (BEG, DB Netz) nicht beachtet, konnten wir die letzten Jahre sehen, nämlich – nichts.

An dieser Stelle sei wiederholt darauf hingewiesen, dass die Bahn die derzeitige Strecke für absolut funktionstüchtig hält und eine Tieferlegung der Strecke deshalb für sie weder jetzt noch in der Vergangenheit zur Disposition stand. Es besteht dafür aus Sicht der Bahn schlicht auch kein Erfordernis, da die Strecke für den (vorfahrtsberechtigten) Bahnverkehr vollumfänglich tauglich ist.

Unabhängig davon: Ich bin davon überzeugt, dass eine Lösung für unseren Ort her muss. Wir ersticken im Verkehr, und die Zeit läuft: Mittlerweile haben wir nur noch maximal 9 Jahre bis zur Erneuerung der Schranke, die noch deutlich längere Schließzeiten zur Folge haben wird.

Ich lasse mir manches vorwerfen, ganz sicher aber nicht Untätigkeit in dieser Sache. Ich habe eine Machbarkeitsstudie angestoßen und erreicht, und sie hat die Machbarkeit der Tieferlegung gezeigt. Der Gemeinderat wollte diese Variante nicht, was legitim ist. Sodann habe ich die Erfolgsaussichten für die von ihm alternativ gewünschten Varianten bereits jetzt fachlich prüfen lassen, obwohl eine solche Studie erst im Jahr 2018, nach Bereitstellung der erforderlichen Haushaltsmittel, durchgeführt werden kann.

Ich werde mich für die vom Gemeinderat bevorzugte Variante einsetzen. Sollte sich die Variante »2. S-Bahnhalt« durchsetzen, ist somit aber m.E. eine Tieferlegung der Bahn und damit Kreuzungsbeseitigung noch lange nicht erreicht. Eine solche wäre schließlich für die Bahn auch gar nicht notwendig.

Ganz grundsätzlich halte ich es in Anbetracht dieser Ausgangslage dringend für geboten, dass sich der Gemeinderat überlegt, was er will (Tieferlegung? 2. S-Bahnhalt? Oder doch eine kurzfristiger durchführbare Straßenunterführung?). Eine Tieferlegung und ein 2. S-Bahnhalt werden nach meiner Ansicht nicht zu machen sein.

Möglicherweise ist aber auch jetzt der Zeitpunkt gekommen, diese Entscheidung auf eine breitere Basis zu stellen. Die Bürger wollen eine Lösung, zeitnah, und ich bin sicher, dass sie in der Lage sind, die fachlichen Stellungnahmen zu beurteilen und die Realisierungschancen selbst einzuschätzen. Ich halte Sie dazu selbstverständlich weiter auf dem Laufenden!

Auch wenn diese Sache durchaus spannend ist – nun wünsche ich Ihnen erst einmal eine schöne ruhige Adventzeit, ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute fürs Neue Jahr!

Herzliche Grüße,

Ihr Christian Kuchlbauer
Erster Bürgermeister

Artikel vom 14.12.2017
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