»Der Neue« hält den Kurs

Erding · Alexander Scholz setzt die Arbeit von Helmut Veihelmann fort

Neu an der Spitze des Kammerorchesters: Alexander Scholz.	Foto: kw

Neu an der Spitze des Kammerorchesters: Alexander Scholz. Foto: kw

Erding · Er war gewissermaßen »Mister Kammerorchester«: Nach 21 Jahren hat Helmut Veihelmann den Dirigentenstab abgegeben. Neuer Mann mit dem Rücken zum Publikum ist Alexander Scholz und damit wieder ein Streicher, wenn auch mit kleinerem Instrument: Während Veihelmann Cellist ist, spielt Scholz die Geige, und zwar schon längere Zeit die erste im Kammerorchester.

Die Anfrage von Helmut Veihelmann kam, wie Scholz schmunzelnd verriet, zur »Unzeit«: Er hatte ganz andere Dinge im Kopf, etwa seine Zwillinge. Zugleich aber war ihm klar, dass diese Möglichkeit nicht wieder kommen werde. Also griff er zu. Im Oktober gab er nun sein Debüt als neuer Dirigent: Beim Herbstkonzert wollte er noch nicht groß experimentieren, sondern griff auf bewährtes Notenmaterial und vor ebenso bewährtes Personal zurück.

Als Solistin an der Viola fungierte nämlich die Wartenbergerin Ute auf dem Hövel, bekannt auch als Lehrerin an der Kreismusikschule Erding und Leiterin des Chores »Happy Souls.« Was das Programm angeht merkte man deutlich, dass Scholz sehr genau weiß, in welch große Fußstapfen er da tritt. Er respektierte, dass das Kammerorchester ein »Streicherapparat« ist, der auch von seiner Einstellung her die klassische Musik bevorzugt. Gleichwohl deutete er in einem Gespräch an, dass es eine vorsichtige Kurskorrektur geben könnte: Auch modernere Literatur sollte gespielt werden. Schließlich hat Scholz ein großes Ziel: Das Interesse junger Menschen am Kammerorchester wecken, möglichst bis hin zur aktiven Teinahme vorne, mit dem Instrument in der Hand.

Auch was das angeht kann er auf die Vorarbeit von Helmut Veihelmann aufbauen: Der hat es nämlich immer wieder geschafft, auch Kinder und Jugendliche in die Konzerte zu locken, die regelmäßig gut besucht waren. Veihelmann hat jungen Solisten eine Chance gegeben, vor großem Publikum zu spielen, mit großer Orchesterbegleitung. Scholz kann eigene Schwerpunkte ergänzen: Er ist Musiklehrer am musischen Gymnasium in Erding und hat es tatsächlich schon geschafft, den einen oder anderen jungen Streicher für das Orchester zu gewinnen.

Festgehalten hat er an einer Tradition, die Veihelmann begonnen hat: Familienfreundliche Anfangszeiten und keine übertriebenen Programmlängen. Damit stimmt die grundsätzliche Richtung für das Kammerorchester, und die führt zum Erfolg. Der nächste Auftritt des Kammerorchesters ist schon am zweiten Adventssamstag, 9. Dezember, um 19 Uhr in der Kirche Mariä Verkündigung in Altenerding. Hier ist die Zahl der Plätze beschränkt, anders als bei den Open-Air-Konzerten im Hof des katholischen Gemeindezentrums St. Vinzenz in Erding. Sie kann man fast als legendär bezeichnen, genau wie eine der liebsten Tätigkeiten des Dirigenten vor Konzertbeginn: Stühle schleppen, weil es mal wieder nicht für die vielen Gäste reicht.

Bisher haben es die Erdinger nicht geschafft, mit ihrem Besuch das Gemeindezentrum und seine Infrastruktur diesbezüglich zu überfordern. Aber wenn das so weiter geht, könnte dieser Fall auch noch eintreten. Scholz jedenfalls zeigt sich entschlossen, das Orchester in der Spur zu halten, und er kann sich hierbei, wie er erleichtert berichten konnte, auf seinen Vorgänger verlassen. Denn eins hat Scholz (noch) nicht: ein solch enges Netzwerk an Kontakten zu anderen Spitzenmusikern, die Veihelmann immer wieder als Solisten nach Erding geholt hat. Veihelmann spielte mit etlichen Münchner Orchestern und genau das schuf die Kontakte, ohne die die großen Namen nicht einfach so zusagen. Er habe nun versichert, dass er für das Kammerorchester diese Möglichkeiten auch weiterhin nutzen werde. Erdings Musikfreunde also können sich auf noch so manches große Konzert freuen. kw

Artikel vom 17.11.2017
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