Satire »ohne Trump und Merkel«

München · Alfred Dorfer über sein neues Programm »Und…«

Zweite Heimat Lustspielhaus: Alfred Dorfer im Interview mit Wochenanzeiger-Redakteurin Katja Brenner.	Foto: PH

Zweite Heimat Lustspielhaus: Alfred Dorfer im Interview mit Wochenanzeiger-Redakteurin Katja Brenner. Foto: PH

München · Alfred Dorfer zieht Bilanz: Der gebürtige Wiener wurde am 11. Oktober 57, »da tickt allmählich die Uhr«, wie er selber sagt.

Als scharfzüngiger Kabarettist und Schauspieler, wie etwa neben Josef Hader im Kultfilm »Indien«, hat er im deutschsprachigen Raum große Karriere gemacht. Höchste Zeit also, mal einen Rückblick aufs eigene Leben zu wagen und aus dem privaten Blickwinkel auch die Gegenwart zu analysieren.

»Und…« heißt sein aktuelles Soloprogramm, für das sich Dorfer als Ausgangspunkt ein fiktives Umzugsszenario ausgedacht hat. Beim Ausmisten der alten Wohnung kommen ihm dabei zu Büchern, Bildern und Gegenständen »so allerlei Gedanken.« Und die bestehen aus zeitkritischer Satire, »mal ohne Trump und Merkel«, wie er Wochenanzeiger-Redakteurin Katja Brenner erzählte.

Entsprechend sind es auch weniger die großen Themen wie etwa Rassismus, dem Dorfer natürlich trotzdem einige gekonnte Seitenhiebe verpasst, sondern der ganz banale Alltag, über den der Satiriker subjektiv, charmant und stets mit einer Prise Wiener-Schmäh, grantelt.

Ob Männer in der Midlife-Crisis (»Motorradführerschein kann ich noch akzeptieren, aber was überhaupt nimmer geht, sind kurze Hosen«) oder neudeutsche Sprachvergewaltigungen (»Da bin ich ganz bei Ihnen«): Das Ergebnis ist ein höchst amüsanter und extrem unterhaltsamer Streifzug durch wohl jedem wohlbekannte Themenwelten, bei dem auch deutlich wird, dass Alfred Dorfer ein richtig guter, weil solide ausgebildeter Schaupieler ist.

München und das Lustspielhaus, wo der Österreicher mit seinem neuen Programm auftritt, sind längst seine zweite Heimat geworden. Nicht zufällig hat Dorfers Bühnenprogramm »Und...« hier, statt in seiner Wiener Heimat, Premiere gefeiert.

Ein Urteil über die bayerische Landeshauptstadt will sich Dorfer dennoch nicht erlauben, dafür nehme er doch zu wenig am Alltagsleben teil. Er kocht sehr gerne und wäre vielleicht Fußballprofi geworden, hätte die alleinerziehende Mutter Gelegenheit gehabt, den talentierten Sohnemann regelmäßig zum Training bei Rapid Wien zu chauffieren.

Stattdessen begann Dorfer Theaterwissenschaften und Germanistik an der Universität Wien zu studieren und holte, schon längst erfolgreicher Satiriker, TV-Moderator und Schauspieler, nach 25 Jahren Pause seine Doktorarbeit nach. Und – für viele seiner österreichischen Landsleute wohl gänzlich unverständlich – trägt den damit verbundenen Titel nicht.

Wo dieser Dr. Alfred Dorfer auftritt, sind die Tickets also nicht aus Zufall schnell vergriffen. Für fünf Vorstellungen kehrt Dorfer diesen November wieder jedoch in seine »zweite Heimat«, ins »Lustspielhaus«, zurück. Karten für »Und...« gibt es noch für kommenden Donnerstag und Samstag, 16. und 18. November. Wer es da nicht nach Schwabing schafft, hat noch am Dienstag und Mittwoch, 21. und 22. November, die Gelegenheit. Ansonsten muss man sich bis Ende Januar 2018 gedulden.

Artikel vom 06.11.2017
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