Beim Tag der offenen Tür »Forschung live« wird in Garching gefeiert

Das Atomei wird 60

Das markante »Atomei« in Garching wird 60 Jahre alt. Der Geburtstag dieses Wahrzeichens der Stadt wird am 21. Oktober gefeiert. 	Foto: Vuxi, CC-BY-SA 3.0

Das markante »Atomei« in Garching wird 60 Jahre alt. Der Geburtstag dieses Wahrzeichens der Stadt wird am 21. Oktober gefeiert. Foto: Vuxi, CC-BY-SA 3.0

Garching · Garchings Wahrzeichen feiert runden Geburtstag: Das »Atomei« wird 60 Jahre alt. Und das wird am Samstag, 21. Oktober, gefeiert.

Eine Sonderausstellung wird im Pfortengebäude organisiert werden und nur an diesem einen Tag von 11 bis 18 Uhr zu sehen sein. Wie in der Pressestelle der Technischen Universität München (TUM), auf deren Gelände der historische Forschungsreaktor steht, zu erfahren war, ist die Ausstellung dort installiert worden, weil dieser Teil des Geländes komplett barrierefrei ist. »Wir wollten das offen gestalten«, sagte die Sprecherin des Heinz Maier-Leibniz Zentrums, Christine Kortenbruck, dazu. Parallel zur Ausstellung werden Führungen durch den »neuen«, auch schon 13 Jahre alten Forschungsreaktor angeboten, die technisch bedingt nicht barrierefrei gestaltet werden können und für die eine Reihe von Sicherheitsvorschriften gelten: So ist die Vorlage des Personalausweises für Teilnehmer der Führungen verbindlich. Es gilt ein strenges Fotografierverbot. Zu ihrer eigenen Sicherheit dürfen Schwangere und stillende Mütter das Gebäude nicht betreten.

Das Programm, das im Rahmen der übergreifenden Veranstaltung »Forschung live. Tag der offenen Tür« zusammengestellt wurde, verspricht interessant zu werden, auch wenn das »Atomei« selbst, um das es bei dem Jubiläum geht, nicht mehr besichtigt werden kann. Der 30 Meter hohe Kuppelbau nach einem Entwurf von Gerhard Weber steht inzwischen unter Denkmalschutz.

Das gilt nicht für das »Innenleben« des Vier-Megawatt-Reaktors, für den seit Juni 2014 die Genehmigung für den Rückbau vorliegt. Die letzten Brennelemente wurden bereits vor 13 Jahren entsorgt. Es geht um die radioaktiven Teile, die jetzt nach und nach ausgebaut, untersucht, für die Endlagerung vorbereitet und dann abtransportiert werden müssen. Das wird der TUM, die die ganze Forschungseinrichtung betreibt, zufolge bis zu 15 Jahre dauern und einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Nach dem Beschluss zum Atomausstieg gewinnen die Fachleute hier eine »Blaupause« für die Entsorgung auch von größeren kerntechnischen Anlagen wie ­etwa ausgedienten Kernkraftwerken, von denen es bekanntermaßen einige in Deutschland gibt. Während andere stillgelegte Anlagen in Deutschland komplett zurückgebaut wurden, werden oder werden sollen, bleibt der architektonische Teil des Eies in Garching stehen und soll sogar weiter genutzt werden können.

Das »Atomei« ist Forschungsgeschichte: Der am 31. Oktober 1957 in Betrieb genommene Reaktor war die erste kerntechnische Anlage der Bundesrepublik überhaupt und war als sogenannter »Schwimmbadreaktor« konzipiert worden. Die dicke Wasserschicht in dem Becken, in dem sich der Reaktorkern befindet, dient als Kühlmittel und als Abschirmung gegen radioaktive Strahlung, macht aber Eingriffe und Experimente leichter möglich, anders als bei den kommerziell genutzten Leistungsreaktoren. Überdies können Materialproben für medizinische Zwecke vergleichsweise leicht bestrahlt werden.

Die Stadt Garching hat dem auffälligen Bau eine ganz eigene Würdigung gegeben. Im 1967 entworfenen Garchinger Gemeindewappen soll es die moderne Seite der 1990 zur Stadt erhobenen Kommune symbolisieren. Es vertritt dabei ausschließlich positive Eigenschaften. In einer Darstellung der Stadt Garching heißt es: »Das Atomei besaß einen beinahe symbolhaften Charakter für den Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg, vor allem auch wegen seiner friedlichen Nutzung der Kernenergie.« Davon können sich Interessierte am Samstag beim Tag der offenen Tür ein Bild machen. kw

Artikel vom 19.10.2017
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