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vhs SüdOst: Trainerin Irene Martius gibt Kurse zur interkulturellen Kommunikation
Ottobrunn · Einander verstehen – Kulturgrammatik für alle
Trainerin Irene Martius (r.) mit einer indischen Teilnehmerin, die ihr nach Kursende zum Dank eine Decke schenkte. F.: privat
Ottobrunn · Im Herbst ist das Verständnis zwischen den Kulturen wieder ein Schwerpunktthema der vhs SüdOst. Kursleiterin ist Irene Martius, Trainerin für interkulturelle Kommunikation.
Mein Ottobrunn sprach mit ihr über die Inhalte der Kurse, über die neue Ausbildung zum Kulturdolmetscher und ihre eigenen Anfänge und Erfahrungen.
MO: Frau Martius, wie sind Sie auf die Idee bekommen, sich zur Trainerin der interkulturellen Kommunikation fortzubilden?
Irene Martius: Auf meinen Reisen und beim Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache sind immer wieder kulturelle Missverständnisse passiert, die mich irritiert haben. Ich dachte beispielsweise, dass mich eine bulgarische Schülerin nicht mag, weil sie als Reaktion auf meine Beiträge immer leicht den Kopf geschüttelt hat. Später habe ich herausgefunden, dass das Kopfschütteln in Bulgarien Zustimmung symbolisiert, also genau die gegenteilige Bedeutung.
MO: Was möchten Sie Ihren Kursteilnehmern vermitteln?
I.M.: Mein Ziel ist es, dass sie noch stärker auf fremde Kulturen zugehen und Unsicherheiten abbauen können. In der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen lernt man auch die eigene Kultur noch besser kennen. Ich möchte den Teilnehmern eine »Kulturgrammatik« an die Hand geben, mit der sie herausfinden können, welche kulturellen Unterschiede beispielsweise hinter einem Konflikt stecken.
MO: Erstmals gibt es das Angebot, sich zum »Kulturdolmetscher« qualifizieren zu lassen. Wer kann das machen?
I.M.: Wir suchen Menschen mit Migrationshintergrund, die neben ihrer eigenen Kultur auch die deutsche Kultur gut kennen und daher als Vermittler bei kulturellen und sprachlichen Konflikten fungieren können. Wir brauchen diese ehrenamtlichen Kulturdolmetscher wirklich dringend. Es gibt viele Situationen, wo wir Deutschen bei der Ursachensuche für kulturelle Konflikte an unsere Grenzen kommen. Der eigene Landsmann kann hier eher helfen.
MO: Gibt es auch ein Angebot, das sich an Kinder richtet?
I.M.: Ja, ganz neu gibt es an der Grundschule in Putzbrunn im Rahmen der Mittagsbetreuung acht Nachmittage, wo wir spielerisch ins Gespräch kommen: Wo komme ich her? Was bedeutet mein Name? Welche Regeln gibt es in meiner Familie? Wo haben wir Gemeinsamkeiten? Wo sind Unterschiede? Wie wichtig solche Gespräche sind, habe ich bei meinem ersten Deutschkurs für Asylbewerberkinder vor fünf Jahren erlebt. Die Kinder kamen aus dem Iran und Irak. Als dann zwei dunkelhäutige Kinder aus Uganda dazukamen, stand ihnen der Mund offen. So dunkle Haut hatten sie noch nie gesehen und sie sagten abwehrend: »Die sind ja dreckig.« Zum Glück haben sie den Schock der ersten Fremdheit schnell überwunden und waren bald die besten Freunde; bei Kindern geht das so schnell. MO
Kurse zur interkulturellen Kommunikation
Leitkultur und Werte – Fremdheit aushalten (Dienstag, 24.10., 18.00 bis 20.00 Uhr) Der Kurs beschäftigt sich mit Werten und Normen, die meist als unbewusste Richtlinien die Gesellschaft zusammenhalten. Die Teilnehmer setzen sich gemeinsam mit dem Begriff der »Leitkultur« und dem Gefühl von Fremdheit auseinander.
Kulturen verstehen - Interkulturelle Kommunikation Trainingsworkshop in zwei Teilen (Freitag, 17. und 24. November, jeweils 10.00 bis 17.00 Uhr) Besonders geeignet als Fortbildung für Erzieher und (Sozial-) Pädagogen. Das interaktive Training bietet die Möglichkeit, gemachte Erfahrungen zu teilen, zu verstehen und einzuordnen. Im zweiten Teil geht es schwerpunktmäßig um das Thema Kulturgrammatik.
Für Interessierte findet am Montag, den 9. Oktober von 18.00 bis 20.00 Uhr eine kostenlose Informationsveranstaltung im Wolf-Ferrari-Haus (Raum 232) statt. MO
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