Die Wandlung des Johannes Brahms

Maxvorstadt · Konzert für Orgel und Chor in der Markuskirche

Der Markus-Chor trägt mit seinen kraftvollen Stimmen das Konzert.	Foto: Peter Möhring

Der Markus-Chor trägt mit seinen kraftvollen Stimmen das Konzert. Foto: Peter Möhring

Maxvorstadt · »Ein deutsches Requiem« von Johannes Brahms wird am Sonntag, 15. Oktober, in der Kirche St. Markus, Gabelsbergestraße 6, gespielt. Anschließend folgt »Vier ernste Gesänge« in der Orchesterfassung. Beginn des Konzertabends ist um 18 Uhr.

Eintrittskarten zwischen 12 und 27 Euro sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. An der Abendkasse gibt es auch ermäßigte Karten für 7 Euro für Schüler und Studenten

Erst tröstende Worte, dann folgt Brahms die Resignation

Die beiden Werke sind Johannes Brahms’ Vertonungen von Lutherbibel-Texten zum Thema Tod und Vergänglichkeit. Brahms orientiert sich bei der Auswahl seiner Texte für sein »Deutsches Requiem« nicht am traditionellen Kanon der lateinischen Totenmesse, sondern vertont Texte des Alten und Neuen Testamentes in der Fassung der Lutherbibel. Im Mittelpunkt steht weder die Trauer um die Toten noch die Fürbitten für deren Seelenheil, sondern der Trost für die Hinterbliebenen. So entsteht ein wahrhaft evangelisch-lutherisches Requiem, das für die Lebenden bestimmt ist, ganz im Geiste der Aufforderung Jesu: »Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes.«

Mit dem in mehreren Abschnitten zwischen 1861 und 1868 entstandenen Opus präsentiert Brahms der Musikwelt sein erstes großes Meisterwerk, das ihm den künstlerischen Durchbruch bringen wird. Gleichzeitig verarbeitet er darin die seelischen Erschütterungen seiner frühen Jahre wie den Tod seiner Mutter und Robert Schumanns.

Etwa 30 Jahre später klingt der Komponist ganz anders: »Es gehet dem Menschen wie dem Vieh. Es fährt alles an einen Ort; es ist alles von Staub gemacht, und wird wieder zu Staub. Wer weiß, ob der Geist des Menschen aufwärts fahre, und der Odem des Viehes unterwärts unter die Erde fahre?« Er verbringt einige Tage in Bad Honnef am Rhein im Kreis seiner Freunde, nicht lange nach Clara Schumanns Tod. Als sie in anregendem Gespräch so dahingehen, sagt Brahms plötzlich: »Ich habe mir zu meinem Geburtstag ein paar Lieder komponiert. Es sind ganz gottlose Lieder, aber ihre Texte stehen Gott sei Dank in der Bibel.«

Drei der vier Texte entstammen alttestamentlichen Weisheitsbüchern (Prediger Salomo und Jesus Sirach), die pessimistisch anmuten: besser als die Lebenden und die Toten sei der Mensch dran, der noch nicht geboren wurde, denn er werde des Bösen nicht inne, das unter der Sonne geschieht. Skepsis und Zweifel sind nun nicht mehr zu überhören. Und doch: Im letzten dieser Lieder (und damit in einer seiner letzten Kompositionen überhaupt) tauchen plötzlich Worte aus dem ersten Korintherbrief auf: »Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei…«

Die Spannung zwischen diesen sehr unterschiedlichen Texten ist immens. Die Solo-Sänger Yo Chan Ahn und Anna Karmasin steuern den vokalen Teil bei, unterstützt von Markus-Chor München. An der Orgel werden die starken Stimmen von Michael Roth begleitet.

Artikel vom 03.10.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...