Und die Welt steht still…

München · »Letzte Lieder« erzählen vom nahen Tod – und vom Leben

Feiern die Einmaligkeit des Lebens auf ganz eigene Weise: Beate Frankenberger, Marianne Sägebrecht, Ulrich Heller, Leonhard Wagner und Stefan Weiller (v. li.).	Bild: job

Feiern die Einmaligkeit des Lebens auf ganz eigene Weise: Beate Frankenberger, Marianne Sägebrecht, Ulrich Heller, Leonhard Wagner und Stefan Weiller (v. li.). Bild: job

München · »Ich fühle mich beschenkt, dass ich diesen Menschen begegnen darf«, erzählt Stefan Weiller. »Ich bin dankbar für ihr Vertrauen und für ihre Zeit.«

Der Autor traf über Monate hinweg immer wieder Menschen, die vom Christophorus Hospiz Verein (CHV) auf ihrem letzten Weg begleitet werden und sprach mit ihnen: über die Lieder, die ihnen viel bedeuten, und über die Geschichten dahinter.

Die Menschen, mit denen Weiller in München gesprochen hat, leben nicht mehr. Ihre »musikalischen Vermächtnisse« werden am Samstag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr in der Lukaskirche im Lehel aufgeführt und ihre Geschichten dazu erzählt.

»Und die Welt steht still… Letzte Lieder und Geschichten am Lebensende« ist der Titel dieses ungewöhnlichen Kunstprojekts. Die Besucher erwartet eine bewegende Aufführung zwischen choreografiertem Live-Konzert, Theater, Lesung, Tanz und Video-Installation von Schlager und türkischem Euro-Disco über Pop bis Klassik und Stille, die berührt und scheinbar widersprüchliche Gefühle wie Trauer, Dankbarkeit, Angst, Heiterkeit, Zuversicht und Schmerz vereint – und die vom nahen Tod, aber vor allem vom Leben erzählt.

Was sind das für Lieder? »Es ist die Musik, die das Leben bunter, leichter macht«, sagt Weiller, »Musik, an die sich Menschen erinnern, denen nichr mehr viel Zeit bleibt.«

»Der Tod und das Leben gehören zusammen«, unterstreicht Marianne Sägebrecht. Sie unterstützt den CHV als Patin und wirkt an dem Konzertabend mit. Leonhard Wagner (Geschäftsführer CHV) ist dankbar, dass der Konzertabend möglich ist und dass die Lukaskirche ihre Türen dafür geöffnet hat. »Sterben ist ein Teil des Lebens«, sagt er, »wir wollen das Thema in die Gesellschaft holen.« Ulrich Heller (Leiter des stationären Hospizes, CHV) ist ebenfalls froh über das Kunstprojekt, das man seit einem Jahr vorbereite: »Damit können wir die Menschen auf andere Weise mit dem Themen Sterben und Tod konfrontieren.« »Der Tod ist vielen fast peinlich«, beobachtet Beate Frankenberger, Pfarrerin der Lukaskirche. »Man hat Angst, dass das Thema zu sehr in die Mitte rückt und schiebt es an den Rand. Aber Trauer braucht ihren Raum – das wissen viele Menschen nicht mehr.« Dabei wendet das Konzert den Blick nicht vom Leben ab. »Es geht um Menschen, die in der Mitte des Lebens stehen«, so Weiller.

Das Konzert in der Lukaskirche werde »keine Trauerveranstaltung, sondern ein Spiegel dessen, was die Menschen erlebt haben«. Die Lieder seien daher mitnichten düster und deprimierend, sondern unterhaltsam, sinnlich und in weiten Teilen leicht, hell, humorvoll. Die Schirmherrschaft haben Oberbürgermeister Dieter Reiter und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler übernommen. Der Eintritt ist frei. Um Spenden für die Arbeit des CHV wird gebeten. Von Johannes Beetz

Artikel vom 02.10.2017
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