Helferkreis Asyl Ottobrunn / Hohenbrunn und vhs SüdOst

Ottobrunn · Gemeinsam Integration meistern

Christof Schulz (l.), Elisabeth Stein und Andreas Mayer von der vhs SüdOst setzen sich für Integration und Weiterbildung der Flüchtlinge ein.	Foto: privat

Christof Schulz (l.), Elisabeth Stein und Andreas Mayer von der vhs SüdOst setzen sich für Integration und Weiterbildung der Flüchtlinge ein. Foto: privat

Ottobrunn · Die Volkshochschulen - bereits seit den 1960er Jahren verstärkt Orte der Begegnung, der Beratung und der Integration von Migranten in die Gesellschaft - bauten kontinuierlich ein für Flüchtlinge zugängliches und geeignetes Programm auf.

Für die Flüchtlinge in Ottobrunn und Umgebung bietet die vhs SüdOst eine große Chance und Hilfe: Nicht allein beim Deutschlernen und dem Vertrautwerden mit unserer Kultur, sondern auch beim Erwerb der grundlegenden Befähigung zu Ausbildung und Beruf. Bildung ist weit mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein bei der Orientierung auf dem schwierigen Weg in ein neues Leben. Für die Ehrenamtlichen des örtlichen Helferkreises Asyl bildet die Arbeit der vhs-Mitarbeiter und Dozenten eine fundierte Ergänzung und eine professionelle Weiterführung ihrer Integrationsbemühungen.

Wachstumsschub durch Zuwanderung

Christof Schulz, Geschäftsführer der vhs SüdOst, erklärt, dass Volkshochschulen aufgrund der Flüchtlingskrise tatsächlich spürbar angewachsen seien, dass in einer Volkshochschule von der Größe der hiesigen jedoch ein Balanceakt nötig war, um Räume und Personal stellen und die hinzugekommenen Bedürfnisse erfüllen zu können. »Im Bereich Deutsch als Fremdsprache hat sich die Zahl der Unterrichtseinheiten pro Teilnehmer verdoppelt«, sagt Elisabeth Stein, Fachbereichsleiterin Deutsch und Integration. Seit 2014 werden die Integrationskurse für Flüchtlinge mit Aufenthaltserlaubnis aus Bundesmitteln gefördert. Nicht nur praxisnaher Sprachunterricht, sondern auch 100 Stunden im Orientierungskurs »Leben in Deutschland« (Politik, Gesellschaft, Geschichte) werden angeboten und gut besucht. Einen erfolgreichen Abschluss brauchen auch Migranten und Flüchtlinge, die sich einbürgern lassen wollen.

Neue Sprache, neue Kultur: Bildung und Beratung für den ganzen Menschen Der in der öffentlichen Diskussion von allen Seiten so nachdrücklich geforderte Spracherwerb und die Orientierung in einer neuen Gesellschaft sind weder einfach noch selbstverständlich. Elisabeth Stein berichtet von einem Flüchtling, der seiner aus Italien stammenden Lehrerin in ihrer Muttersprache erklären konnte: Ich habe auf der Flucht fünf Sprachen gelernt; jetzt auch noch Deutsch, eine so schwere Sprache – Ich kann wirklich nicht mehr! Die Lehrerin motivierte ihn: Dann male uns etwas! Der Flüchtling malte mit viel Sorgfalt eine große Ente. Am Ende sagt er: Ich glaube, ich kann jetzt doch Deutsch lernen. – Und so geht es weiter auf dem steinigen Weg: Wenn Flüchtlinge eine Aufenthaltserlaubnis erhalten haben und einen Integrationskurs besuchen, bedeutet das einen Moment der Sicherheit und Ruhe. Aber gerade dann kommen öfters Traumata hoch und die Traumatisierten brauchen den Trost der Mitarbeiter.

Ausbildung und Arbeit – der Königsweg in die Gesellschaft

Wie kann Flüchtlingen geholfen werden, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden? Auch bei gutem Arbeitsmarkt können Migranten und Flüchtlinge die Arbeitsbedingungen extrem schwer erfüllen. »Es braucht eine intensive Einzelbetreuung, um Leute in den Job zu bringen«, sagt Andreas Mayer, Fachbereichsleiter für berufliche Bildung. Das normale Kursprogramm ist häufig zu schwierig. Spezielle Angebote funktionieren nur, wenn andere Initiativen Bedarf anmelden und Teilnehmer schicken, z.B. für EDV-Kurse (PC-Kenntnisse, Word-Grundlagen). Ein wichtiges Feld stellen Einstiegsqualifizierungen und berufsbegleitende Maßnahmen dar, weil die Berufsschule für Flüchtlinge sehr hart ist. Im gewerblichen und handwerklichen Bereich gibt es in München bereits etwa 400 sachkompetente Anbieter, ergänzt Christof Schulz. Auch die vhs plant neue, differenzierte Angebote, etwa Fachsprachen im Gesundheitsbereich oder in der Gastronomie.

Volkshochschule als Ort der Begegnung

Die vhs hat ein Angebot vor Ort, das kurze Wege garantiert und das sich als Ort der Begegnung eignet, denn Integration ist keine Einbahnstraße. Der Beitrag der Einheimischen besteht darin, sich anderen Kulturen unbefangen und neugierig zu nähern. Dafür schafft die Volkshochschule ausgezeichnete Voraussetzungen. Erfolgreich waren hier beispielsweise die gemeinsam mit dem Helferkreis Asyl veranstalteten Abende über die Herkunftsländer von Flüchtlingen in den vergangenen Monaten. Claudia Bernardoni

Artikel vom 21.09.2017
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