Geschützter Raum

Tagesstätte für Menschen mit Alkoholproblemen eröffnet im Spätherbst

Das neue Hilfsangebot in der Lindwurmstraße (kleine Bilder) richtet sich vor allem an die Menschen, die sich zum Alkoholkonsum rund um den Hauptbahnhof treffen.	Fotos: js

Das neue Hilfsangebot in der Lindwurmstraße (kleine Bilder) richtet sich vor allem an die Menschen, die sich zum Alkoholkonsum rund um den Hauptbahnhof treffen. Fotos: js

München/Ludwigsvorstadt · Ganz in der Nähe des Goetheplatzes entsteht derzeit eine neue Tagesstätte für Menschen mit Alkoholproblemen.

Die Einrichtung, die im Spätherbst 2017 eröffnet wird, soll den Betroffenen einen Aufenthaltsort bieten und gleichzeitig Alternativen zu ihrer Sucht aufzeigen. Finanziert wird das Projekt vom Bezirk Oberbayern. Die Rathaus-Fraktion der CSU hat kürzlich jedoch beantragt, das Vorhaben auch mit städtischen Mitteln zu unterstützen.

Auf den ersten Blick erscheint es wie ein Tropfen auf den heißen Stein: Gerade einmal zehn Plätze wird die neue Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit Alkoholproblemen vorerst anbieten können. Das Rückgebäude in der Lindwurmstraße 12, das gerade umgebaut wird, könnte jedoch zum Zufluchtsort für deutlich mehr Personen werden.

»Manche werden sicher nur stundenweise oder einmal pro Woche kommen, so dass sich mehrere Menschen einen Platz teilen können«, erklärt Barbara Portenlänger-Braunisch, Geschäftsführerin der Soziale Dienste Psychiatrie gGmbH, die die Trägerschaft des Projekts übernimmt. Geplant sei außerdem bereits jetzt, die Tagesstätte auf 20 Plätze zu erweitern.

Mit einem niederschwelligen Angebot, das Betroffene spontan aufsuchen können, will die Einrichtung den Menschen einen geschützten Raum geben und ihnen ermöglichen, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. »Wir werden mit unseren Besuchern gemeinsam einkaufen, kochen und essen sowie sie an weitere Hilfsangebote vermitteln«, erklärt Portenlänger-Braunisch. Das Souterrain des Hauses werde zu einer Werkstatt für Reparaturarbeiten umgebaut, in der die Klienten zum Beispiel kaputte Räder fahrtauglich machen können. »Das ist meistens sehr beliebt«, meint die Geschäftsführerin.

Das Hauptziel der Kontaktstätte sei aber, die Menschen zu motivieren, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren, betont Barbara Portenlänger-Braunisch. Die neue Einrichtung wird deshalb die erste Tagesstätte in der Stadt München sein, die auch Klienten aufnimmt, die am Besuchstag bereits Alkohol zu sich genommen haben. »Ein Spiegeltrinker, der ohne Alkohol morgens gar nicht aufstehen kann, darf zu uns kommen«, erklärt die Geschäftsführerin. In den Räumen der Tagesstätte selbst sei Alkohol dann allerdings tabu, räumt Portenlänger-Braunisch ein.

Die Stadt soll das Projekt unterstützen, fordert die CSU

Angesichts der sozialen Probleme rund um den Hauptbahnhof verfolgt man das Projekt im Rathaus mit Wohlwollen. Die Münchner CSU lässt derzeit prüfen, inwieweit die Stadt die neue Einrichtung durch weitere Finanzmittel oder auch die Überlassung von Räumlichkeiten unterstützen könnte. Der Münchner Hauptbahnhof und das Umfeld seien Orte, an dem Menschen mit Alkoholproblemen aufeinander träfen um dort den Tag zu verbringen, heißt es in einem aktuellen Antrag der CSU-Stadträte Richard Quaas und Marian Offman. Ordnungsmaßnahmen allein könnten das Problem jedoch nicht lösen, auch die Ursachen müssten durch ein Auffangnetz mit sozialen Angeboten bekämpft werden. Durch die Kontakt- und Begegnungsstätte werde ein offenes Angebot für Menschen in schwierigen Lebenslagen geschaffen.

Portenlänger-Braunisch begrüßt den Vorstoß: »Mit Sachmitteln und Räumen wäre uns sehr geholfen.« Ein Ergebnis des Antrags steht allerdings noch aus. Julia Stark

Artikel vom 21.09.2017
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