Wie »friends without borders« das Bewusstsein verändert

Zwanzig Gaskocher für zwei Dörfer in Ghana sollen auch zum Klimaschutz beitragen

Der Prototyp eines hocheffizienten Kochers, wie ihn die Vereinsvorsitzende Petra Halbig hier präsentiert, ist fertig und wird nun auf Herz und Nieren getestet.	Foto: Verein

Der Prototyp eines hocheffizienten Kochers, wie ihn die Vereinsvorsitzende Petra Halbig hier präsentiert, ist fertig und wird nun auf Herz und Nieren getestet. Foto: Verein

Unterschleißheim · Die Welt ist eine einzige Baustelle, man weiß nicht, wo man anfangen soll. Der Klimawandel ist ein langfristiges und globales Problem, während es gleichzeitig auf der ganzen Welt Menschen gibt, die ihren Alltag mit einfachsten Mitteln bestreiten müssen, weil es keine Infrastruktur gibt.

Der Unterschleißheimer Verein »friends without borders e.V.« hat mit einer Aktion beide Probleme angegangen und zeigt, wie man mit cleveren Alternativen weniger Holz verbraucht und somit mehr Umwelt- und Klimaschutz betreibt. Dass das Ganze in Westafrika umgesetzt wurde, lässt die Effekte weit weg erscheinen, und auch der Umfang der Initiative scheint gering. Doch alles, was sich mit der Linderung der Konsequenzen beschäftigt und umgesetzt wird, hilft mehr als Nichtstun – und letztlich profitiert die ganze Weltgemeinschaft von solchen Initiativen. In den beiden Dörfern Mafi Dadoboe und Mafi Wute im westafrikanischen Ghana, die der Verein friends without borders unterstützt, werden seit Kurzem Alternativen zu den herkömmlichen Feuerstellen angeboten. Dazu wurde ein Prototyp eines hocheffizienten Kochers hergestellt. Ebenso wurden je zehn Familien aus jedem Dorf beim Kauf eines Gaskochers finanziell von dem Verein unterstützt. Beide Projekte wurden gut angenommen, sind nun in der Erprobungsphase und sollen fortgesetzt werden.

Mit einfachen Mitteln lässt sich viel erreichen

friends without borders e.V. ist in Ghana engagiert und stößt verschiedene Projekte in den beiden Dörfern an. Bei ihrem letzten Besuch im Juni konnte die Vorsitzende des Vereins, Petra Halbig, zwei wichtige Projekte in die Wege leiten: Gemeinsam mit den Dorfbewohnern wurde ein hocheffizienter Kocher gebaut. Er wird aus Lehm hergestellt, bedingt aber durch seine durchdachte und intelligente Bauweise einen erheblich geringeren Holzverbrauch. Auch die als Kamine dienenden Öffnungen an den Seiten lassen den Rauch gezielt nach oben entweichen. Der Kocher wurde nach der Vorlage erstellt, die ein deutscher Verein im Senegal erfolgreich umgesetzt hat. Das erste Exemplar, das in Mafi Dadoboe gebaut wurde, wird derzeit noch getestet und optimiert, ehe es von anderen Familien nachgebaut werden kann. Als Alternative wurden Gaskocher zur Verfügung gestellt. Interessierte Familien konnten sich vormerken lassen – letztendlich hat das Los entschieden. Zehn Familien aus jedem Dorf kamen so in den Genuss der Unterstützung durch friends withour borders, wobei der Verein den Kauf der Kocher mit 40 Prozent des Kaufpreises unterstützte. Die Freude war groß, als die Frauen die Kocher in Empfang nehmen konnten. Um die Anwendung der Geräte überprüfen zu können, gibt es in jedem Dorf eine Stelle, an der jede Nachfüllung des Zylinders gemeldet werden muss. So kann nach einem Jahr die Akzeptanz abgeschätzt und über die Fortsetzung des Projektes entschieden werden.

Traditionell wird am ­offenen Feuer gekocht

Traditionell wird in ländlichen Gebieten – so auch in Mafi Dadaboe und Mafi Wute – am offenen Feuer gekocht. Das heißt: Für jede Tasse heißes Wasser wird die offene Feuerstelle genutzt. Feuerholz muss gesammelt werden oder es wird Holzkohle benötigt. Für beide Materialien ist Holz die einzige Energiequelle, die in größeren Mengen beansprucht wird als sie nachwachsen kann. Nicht immer wird nur das abgestorbene Holz aufgesammelt. Und auch für diesen Fall heißt es auf Dauer: Man muss immer weitere Wege zurücklegen, denn die Ressourcen in direkter Nähe sind endlich. Aber auch der Aufwand, Holz zu sammeln, bindet viel Ressourcen: Frauen und Kinder müssen in mühevoller Arbeit das Holz sammeln und es in das Dorf bringen. Eine ständige Herausforderung. Und das Kochen mit Feuerholz ist keine ungefährliche Angelegenheit. Nur wer jeden Tag Stunden in dem Qualm steht, kann erahnen, dass auf Dauer diese Art der Essenszubereitung extrem gesundheitsschädlich ist. Mit seiner Initiative zeigt der Unterschleißheimer Verein Alternativen auf. Gleichzeitig sind die Einheimischen gefordert, ihren Beitrag zur Anschaffung und zum Gelingen des Projekts beizutragen – was letztlich darin begründet ist, dass der Verein sie von dem Nutzen der Kocher überzeugen konnte.

Artikel vom 22.08.2017
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