Betrüger bestehlen Seniorinnen in Milbertshofen und Moosach

München · Falsche Polizeibeamte machen Beute

Echte Polizeibeamte werden sich an der Haustür immer ausweisen und Rückfragen unter der Notrufnummer 110 zulassen.	Symbolbild: www.polizei-beratung.de

Echte Polizeibeamte werden sich an der Haustür immer ausweisen und Rückfragen unter der Notrufnummer 110 zulassen. Symbolbild: www.polizei-beratung.de

München-Milbertshofen-Moosach · »Vollendete Betrugsfälle« heißt im nüchternen Amtsdeutsch das, was für die Betroffenen oft eine Katastrophe ist. Die Betrüger dagegen kommen mit ihrer üblen Masche oft davon.

Die verbreitetste ist zurzeit der falsche Polizeibeamte. Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und bringen ihre Opfer unter teilweise haarsträubensten Begründungen dazu, einem Mittelsmann Schmuck und Geld auszuhändigen. In Milbertshofen und Moosach waren zuletzt zwei solcher Betrugsversuche erfolgreich, daher »vollendet«.

Herr »Matuschek« in Milbertshofen

Am Mittwoch, 2. August, gegen 23 Uhr, erhielt eine 87-jährige Frau aus Milbertshofen einen Anruf eines bislang unbekannten Mannes. Der Anrufer überzeugte die Seniorin durch geschickte Gesprächsführung, dass er der Herr »Matuschek« von der Kriminalpolizei sei. Er teilte mit, dass es im Umkreis des Wohnortes der Seniorin zu vielen Straftaten gekommen sei und sie deshalb dringend Polizeischutz benötige. Er würde deshalb Polizeibeamte vorbeischicken.

Kurz nach dem Anruf klingelte es bereits an der Tür der 87- Jährigen und ein unbekannter Täter stellte sich als Polizeibeamter vor, der von Herrn »Matuschek« geschickt worden wäre. Er fragte die 87-Jährige nach ihrem Bargeld und Münzen. Überzeugt davon, es handelte sich um einen echten Polizeibeamten, übergab die Seniorin mehrere tausend Euro Bargeld und zwei Goldmünzen an den unbekannten Abholer. Dieser verließ daraufhin unverzüglich die Wohnung der Münchnerin.

Erst durch Rücksprache mit der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums München erkannte die Frau, dass sie Opfer eines Betrugs durch falsche Polizeibeamte geworden war.

Den Mann, der die Wertsachen entgegengenommen hat, schätzt die 87-Jähriges auf etwa 50 Jahre und rund 1,80 Meter groß. Er habe eine dicke Figur, verstrubbelte schwarze Haare, sprach bayerischen Dialekt und war bekleidet mit einem weißem T-Shirt und einer weißen kurzer Hose.

Wer am späten Mittwochabend in Milbertshofen im Bereich der Nietzschestraße/Jürgen-von-Hollander-Platz verdächtige Wahrnehmungen gemacht hat, die im Zusammenhang mit diesem Betrug durch falsche Polizeibeamte stehen könnten, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kriminalfachdezernat 3, Tel. 0 89 / 29 10-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.

Bestohlene wirft Tüte mit Geld vom Balkon

Ziemlich genau zur selben Zeit wie der erste Fall, nämlich am Mittwoch, 2. August, gegen 23 Uhr, erhielt eine 86-jährige Rentnerin aus Moosach den Anruf eines angeblichen Polizeibeamten.

Dieser teilte der Dame mit, dass bei festgenommenen Einbrechern eine Notiz mit dem Namen und der Adresse der Rentnerin aufgefunden worden sei. Man müsse davon ausgehen, dass auch sie Opfer eines Einbruchs werden würde. Sie wurde nach Bargeld und ihren Wertsachen befragt und gab bereitwillig Auskunft. Die 86-Jährige wurde beauftragt, das zuhause aufbewahrte Bargeld in Höhe von mehreren tausend Euro zu verpacken und es den eingesetzten Polizeibeamten zur sicheren Aufbewahrung zu übergeben.

Letztendlich warf die Seniorin einem im Garten wartenden Abholer eine Tüte mit dem Bargeld vom Balkon aus zu. Während der Übergabe und auch in der Folgezeit hielt der Anrufer stets den telefonischen Kontakt mit der 86-Jährigen aufrecht.

Nachdem der Rentnerin schließlich Bedenken gekommen waren, setzte sie sich mit der Einsatzzentrale der Münchner Polizei in Verbindung und musste so die bittere Wahrheit erkennen, dass sie ihr Eigentum Betrügern ausgehändigt hatte.

Auch in diesem Fall gibt es von dem Abholer eine Beschreibung. Der Mann sei etwa 1,75 bis 1,80 Meter groß, rund 30 Jahre alt, habe ein rundes Gesicht und war dunkel gekleidet.

Auch hier bittet die Kripo um Mithilfe aus der Bevölkerung. Der Vorfall hat sich in Moosach im Bereich der Feichtmayrstraße/Darmstädter Straße ereignet. Sachdienliche Hinweise nimmt auch hier das Kriminalfachdezernat 3, Tel. 0 89 / 29 10-0, oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Seit Mitte Juli ist nach Angaben der Münchner Polizei ein extremer Anstieg an Fallzahlen festzustellen. Seitdem wurden über 300 Delikte bei der Polizei angezeigt. In den meisten Fällen blieb es bei einem Versuch, jedoch finden die Betrüger immer wieder Opfer. Die Betrüger suchen sich dabei bewusst ältere Menschen als Opfer aus, da sie hier weniger Widerstand erwarten.

Falsche Polizei- oder Kriminalbeamte verwenden fast immer den Trick, dass sie die Angerufenen über vermeintliche Einbrüche in der Nachbarschaft informieren. Sie behaupten, dass sie deshalb in der Wohnung mögliche Geld- bzw. Schmuckbestände kontrollieren müssten. Oftmals wird bei den betrügerischen Anrufen eine manipulierte Anrufernummer angezeigt, insbesondere die Nummern »110« oder »089/110«.
Die Polizei verwendet diese Notrufnummer niemals für ausgehende Anrufe.

Der dringende Appell der Polizei an die Bevölkerung:
»Vergewissern Sie sich bitte durch einen Rückruf bei der Notrufnummer 110, ob der Anrufer tatsächlich ein Polizeibeamter ist. Lassen Sie keine unbekannten Personen in Ihre Wohnung, die sich nicht eindeutig ausweisen können. Übergeben Sie keine Wertgegenstände oder Bargeld an unbekannte Personen.«

Ein Anruf beim Notruf 110, der nach bestem Wissen und Gewissen gemacht wird, wird nie strafrechtliche Konsequenzen für den Hilfesuchenden haben. Echte Polizeibeamte werden mit Geduld und Verständnis reagieren, wenn sie an der Wohnungstür nach dem Dienstausweis gefragt werden oder wenn man zur Rückversicherung den Notruf anwählt. Sie kennen die aktuelle Problematik und bleiben daher ruhig und besonnen. Wenn jedoch vorgebliche Beamte sich wegen eines Anrufs bei der Polizei aus dem Staub machen oder aggressiv reagieren, ist es wahrscheinlich, dass hier ein Betrüger vor der Tür steht. Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit, sondern Selbstschutz.

Artikel vom 08.08.2017
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