Doppelfeier zum 150. Todestag von König Otto

Gefeiert wurde sowohl in der Theatiner- als auch in der Salvatorkirche

In der Salvatorkirche steht Ottos Porträt im Schatten der Ikonostase, flankiert von Professor Jan Murken (links) und Bürgermeister Thomas Loderer, ihnen zur Seite bayerisch-griechische Trachtengruppen zu Ehren seines 150. Todestages.	Foto: Christian Lehre

In der Salvatorkirche steht Ottos Porträt im Schatten der Ikonostase, flankiert von Professor Jan Murken (links) und Bürgermeister Thomas Loderer, ihnen zur Seite bayerisch-griechische Trachtengruppen zu Ehren seines 150. Todestages. Foto: Christian Lehre

Ottobrunn · Immer wieder wird behauptet, der Bayernprinz Otto sei in seiner fast 30-jährigen Herrschaft als König Otto von Griechenland kläglich gescheitert. Die eindrucksvolle Doppelfeier anlässlich seines 150. Todestages in der Münchner Theatiner- und Salvatorkirche bewies nun das Gegenteil.

Ursprünglich hatte die Gemeinde Ottobrunn und der Förderkreis des Otto-König-von-Griechenland-Museums nur eine bescheidene Gedächtnisandacht in der Theatinerkirche geplant, in deren Krypta die Sarkophage König Ottos und Amalies stehen. Das aber fanden die bayerischen Griechen »ihrem König Otto« nicht angemessen. Erzpriester Apostolos Malamoussis rief griechische und bayerische Freunde auf den Plan und ließ seine Organisationskünste walten und so war die gewaltige Theatinerkirche beinahe bis zum letzten Platz mit Besuchern zweier Nationen und dreier Konfessionen gefüllt, um König Ottos zu gedenken, der am 26. Juli 1867 in seinem Bamberger Exil gestorben war.

Noch bevor die Feier begann, legte Ottobrunns Erster Bürgermeister, Thomas Loderer, gefolgt von einer nicht enden wollenden Schar von Bayern und Griechen, in der Krypta am Sarkophag König Ottos Blumen nieder, um den Mann zu ehren, dem Ottobrunn seinen Namen verdankt, weil die dort emporragende Ottosäule den Ort markiert, an dem sich Otto bei seiner Reise nach Griechenland von seinem Vater, dem großen Philhellenen König Ludwig I. von Bayern verabschiedet hatte. Der heutige Chef des Hauses Wittelsbach Herzog Franz von Bayern, verfolgte es gerührt und dankbar. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hatte der Veranstaltung ein fulminantes Grußwort gewidmet, und nun wechselten sich erst in der katholischen Theatiner- und dann in der orthodoxen Salvatorkirche hohe Repräsentanten von Kirche, Staat und Gesellschaft einträchtig ab, um des toten Königs in Gebeten und Würdigungen zu gedenken.

In tiefer Ehrfurcht vor Ottos Lebenswerk wiesen der griechisch-orthodoxe Bischof von Lefka Evmenios, die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler und der katholische Domkapitular Thomas Schlichting einhellig darauf hin, dass der katholische Otto und die mit ihm in glücklicher Ehe treu verbundene evangelische Amalie mit ihrem segensreichen Wirken für das orthodoxe Hellas seinerzeit den Grundstein legten für die heutige Freundschaft und das gegenseitige Vertrauen der drei Konfessionen, die bei seiner Totenfeier so eindrucksvoll zutage trat. Die gewaltigen Hymnen des Byzantinischen Kantorenchors und die ehrfurchtgebietenden Kompositionen Palestrinas und Johann Sebastian Bachs brachten nach östlichen und westlichem Kanon der Harmonie die Gemüter gleich eindrucksvoll in andächtige und feierliche Stimmung.

»Griechenland, mein liebes Griechenland«

Der zweite Teil der Feier folgte in der Salvatorkirche, die König Ludwig seinerzeit der griechischen Gemeinde in München gewidmet und deren Einweihung anno 1829 der kleine Otto andächtig beigewohnt hatte. Mit Gesang und Gitarre versetzten Martina Prochazka und Professor Sepp Hornsteiner mit Griechenlandliedern aus der frühen Ottozeit die Festgemeinde in die Hochstimmung der bayerischen Griechenlandfahrer von 1833. Die Generalkonsulin der Republik Griechenland, Panagiota Konstantinopoulou, Staatssekretär Georg Eisenreich vom Bayerischen Kultusministerium und Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid, hoben in ihren Grußworten jeweils aus ihrer Sicht all das hervor, was König Otto in Griechenland bei allen Schwierigkeiten und Rückschlägen für Land und Leute zustande gebracht hatte. All das fasste danach der Gründer und Leiter des Otto-König-von-Griechenland-Museums Professor Jan Murken in seinem fundierten und prägnanten Festvortrag überzeugend zusammen. Er wies darauf hin, dass Otto in Griechenland aus dem Nichts ein modernes Staatswesen geschaffen und moderne Verwaltung, Rechtsprechung, Gesundheitswesen, Bildung, Industrie und Banksystem aufgebaut hatte.

Außenpolitisch freilich hatte das egoistische Eingreifen der sogenannten Schutzmächte England, Frankreich und Russland all seine hochfliegenden Pläne zunichte gemacht. Und als das Königspaar dem Lande auch keinen Thronfolger schenken konnte, waren die Griechen seiner überdrüssig und schickten es wieder fort. Aber auch im Bamberger Exil blieb Otto Hellas treu bis in den Tod, ließ sich in griechische Tracht bestatten und seine letzten Worte waren: »Griechenland, mein liebes Griechenland«. Speckner

Artikel vom 08.08.2017
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