Erzählcafé – Erlebtes erinnern, Erzähltes wieder erleben:

Erinnerungen an den Buchladen am Stutenanger

Oberschleißheim · Frau Müller-Lankow war im Erzählcafé zu Gast. Mit ihrem Mann hatte sie in den 1980er Jahren eine »Versandbuchhandlung Bavaria« am Stutenanger 6 übernommen und 1982 um ein Ladengeschäft erweitert.

Als eine damals neu Zugezogene bemerkte sie bei ihren Spaziergängen durch die Siedlung, dass (ihr) eine Buchhandlung fehlte. Bald darauf verwirklichte sie eine Idee: Sie reduzierte eine ganz gut dotierte Stellung auf Teilzeit und gründete mit ihrem Mann einen ganz besonderen Buchladen für die Parksiedlung: Es war ihr wichtig, die Literatur nicht nur zu verkaufen, sondern sie den Leuten am Ort auch nahe zu bringen. Es gab deswegen Autorenlesungen mit namenhaften Schriftstellerinnen und Schriftstellern, wie Rudolf Hagelstange, Isabella Nadolny oder auch mit dem Iranischen Dichter Said.

Ein »Zugpferd« war Luise Ulrich, die als Schauspielerin bekannt gewesen war. Auch Vorträge wurden gehalten z.B. über die Wiener Kaffeehäuser. Eine Vorstellung von österreichischen Autoren war naheliegend, und so lass man auch in der Parksiedlung Werke von Nestroy, von Joseph Roth, Hammerschmid und Kishon. Diese Ideen und Anlässe haben die Menschen aus den ungleichen Ortsteilen immer wieder zusammen gebracht. Das war ganz im Sinne des Fördervereins »Begegnung und Kultur Oberschleißheim e.V.«, dem sich das Paar angeschlossen hatte. Neben der Literatur ging es um die Bildende Kunst: Den Künstlern aus der Umgebung standen die Räume für Ausstellungen zur Verfügung. Von der Malerei bis zur skulpturalen Töpferkunst gab es Vieles zu sehen.

Aber auch selbst Hand anlegen und mit den Leuten immer wieder gemeinsam tätig werden, das waren weitere Anliegen: Ostereier bemalen und Batiktechniken erproben z.B. und Eier durch das Auskratzen von Motiven gestalten. Vielleicht erinnert sich ja auch noch jemand von Ihnen daran und hat noch ein Bild oder ein Anschauungsobjekt? Frau Müller-Lankow liebte es besonders - wie man hörte – auch Aktbilder auf die Eier zu kratzen. Spannend klingt das, und es wäre heute vermutlich humorvoll und mit einem Augenzwinkern zu sehen. Aus den Aluabfällen originellen Weihnachtsbaumschmuck herstellen und das gemeinsame Malen waren weitere Variationen des kreativen künstlerischen Schaffens. Kleine saisonale Aktionen z.B. der Weihnachtsmann (Karli Bühler) und Krampus (Astrid Langner), die per Radl um die Häuser zogen und Glühwein ausschenkten, dabei hatte Frau Müller-Lankow dramaturgisch und logistisch die Hände mit im Spiel.

Vielleicht haben Sie selbst den Glühwein probiert oder im Buchladen etwas erlebt oder ein Exponat hergestellt. Möglicher Weise haben sie etwas Anderes in der Parksiedlung auf die Beine gestellt. Wie auch immer, gerne würden wir Sie und Ihre Geschichte(n) kennen lernen. Vielleicht schon am Donnerstag, den 31. August, um 18.00 Uhr, im Wir Quartiersladen.

Artikel vom 10.08.2017
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